Das Mädchen im Moor

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Das ist meine Geschichte für den Wettbewerb von Emmabrinki . Das Banner ist auch von ihr.

~*~

Das Moor wird vom Vollmond und den Sternen am Himmel nur spärlich erleuchtet. Ich kann nur ein paar Meter weit sehen, was angesichts meiner momentanen Lage eher unglücklich ist.
Was hatte mich nochmal dazu bewogen hierher zu kommen?
Genau, es hatte zum ersten Mal seit zwei Wochen nicht geregnet und ich hatte die fenomenale Idee, die nebenbei bemerkt eben doch nicht so fenomenale war, gehabt einen Abendspaziergang zu machen.
Eigentlich hatte ich gar nicht vor gehabt ins Moor zu gehen. Zu erst war ich einfach nur in den Feldern, die sich hinter unserem Haus ungefähr einen Kilometer weit erstreckten, spazieren gegangen, als ich dann irgendwann den Rand des Moors erreicht hatte, hatte ich mir gedacht, es wäre doch eine schöne Idee, wenn ich noch ein bisschen weiter durchs Moor gehen würde.
War es eben nicht. Es war eine sehr dumme Idee.

Im spärlichen Licht kann ich gerade so die Abzweigung erkennen. Ich rutsche beinahe aus, als ich versuche abzubremsen. Mehrere Meter schlittere ich über den matschigen Boden, wodurch ich wertvolle Zeit verliere, bevor ich nach links abbiegen kann.

Die Umgebung verändert sich. Eben noch bin ich durch ein wenig hügelige Land gelaufen, welches nur von grün-bräunlichem Gras, Moos, und einigen Sträuchern bedeckt ist, gelaufen. Jetzt erheben sich zu beiden Seiten hohe Nadelbäume, deren unterste Äste sich nur ein paar Zentimeter über meinem Kopf befinden. Natürlich könnte ich meine Arme einfach nach einem Ast ausstrecken und mich daran nach oben ziehen und auf dem Baum in Sicherheit bringen, aber das kostet Zeit, die ich nicht habe. Außerdem würde es mich nicht wundern, wenn diese Viecher auch noch klettern könnten. Schließlich Tauch ten sie einfach aus dem Nichts auf und begannen mir hinterher zu rennen. Es wäre zwar nicht normal, dass sie auf einen Baum klettern, aber irgendwie erscheint mir heute alles ziemlich seltsam.

Meine bordeaux roten Chucks sind schon komplett durchgeweicht und ich spürte meine Füße vor Kälte nicht mehr. Ich weiß, dass Gummistiefel eine bessere Kleidung für eine Jagd im Moor gewesen wären, aber das war ja so auch nicht geplant gewesen. Immerhin habe ich eine Regenjacke an. Obwohl ich hoffe, dass es jetzt nicht noch anfängt zu regnen, denn dann bin ich tot. Sowas von tot.

Ich werfe einen hastigen Blick über meine Schulter. Sie sind immer noch dicht hinter mir. Zu dicht. Bald werden sie mich einholen und in Stücke reißen. Zugegeben ist das ein ziemlich merkwürdiges Verhalten, aber darüber kann ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich muss rennen, schneller als sie sein und sobald wie möglich einen Ausweg finden. Ich bin vorher noch nie um mein Leben gerannt. Irgendwie dachte ich immer, dass man dann keine Zeit zum Denken hat und einfach instinktiv handelt. Aber man hat eine Menge Zeit zum Denken. Die Gedanken fahren einem do schnell durch den Kopf wie man selbst rennt. Man versucht die festzuhalten, aber es ist als würde man sie immer nur kurz mit den Fingerspitzen streifen. Sie sind wild und ungeordnet und ziehen an einem vorbei wie die Umgebung, die man nicht richtig betrachten kann, weil man um sein Leben rennt. Trotzdem denkt man nichts, was einem helfen könnte zu entkommen. Es ist wie ein endloses Labyrinth aus Gedanken, dass sich immer weiter verschiebt, verdreht und sich um einen herum bewegt.

Ich schaue wieder nach vorne und sehe, dass ich geradewegs auf eine Weg Kreuzung zu renne. Während ich noch versuche zu entscheiden, ob ich besser nach Links, wo sich der Wald weiter ausbreitet, oder nach Rechts, wo das Land hügelig und von hüfthohen Gräsern und Sträuchern bewachsen ist, laufen sollte, realisiere ich bereits, dass es zu spät ist. Ich werde nicht mehr abbiegen können. Ich bin zu schnell und der Boden ist vom Regen der letzten Tage zu aufgeweicht und matschig, sodass ich selbst, wenn ich bremsen würde, es nicht mehr schaffen kann. Ich werde geradewegs in den Tümpel vor mir fallen. Trotzdem versuche ich noch abzubremsen und meinen unaufhaltsamen Fall ins Unglück, in diesem Fall der Tümpel, doch noch irgendwie aufzuhalten. Denn, wenn ich da reinfalle, dann werden sie mich kriegen. Hoffentlich ist es nicht so tief.

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