Kapitel 3

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"Wie jetzt? Sie beide sind auch hier und kommen mit ins Sommercamp?" Eric mustert mich abwartend und ich kann erkennen, dass auch er ziemlich überrascht über die neue Nachricht ist.

Ich nicke belegt. "Ich... ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Gerade als wir kurz miteinander gesprochen haben war es so angespannt zwischen uns. Keiner wusste so richtig, was er sagen sollte und du weißt wie sehr ich es hasse, wenn ich mal nicht weiß, was ich sagen soll..."

Eric unterbricht mich indem er mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legt und meinen Blick ruhig erwidert. "Hör auf so hysterisch zu sein, dass bringt dich auch nicht weiter. Tu einfach so, als wäre nichts."

Ich starre Eric an, als wäre ihm ein drittes Auge gewachsen. "Ich kann doch nicht so tun, als wäre nichts gewesen! Ich stand schließlich eine verdammt lange Zeit auf ihn und du weißt doch genau wie scheiße es mir ging, als er einfach den Kontakt abgebrochen hat."

Meine Stimme wird immer lauter, was einige Außenstehende dazu veranlasst, sich zu uns zu drehen. Hastig schließe ich den Mund wieder und versuche zu verhindern, mich nicht in Grund und Boden zu schämen.

Was ist nur los mit mir?

Es ist nur Jaron. Jaron, der so liebevoll zu mir war. Jaron, der nicht nur der beste Freund von Ames, sondern auch meine erste richtige Schwärmerei war. Jaron, der so gut aussieht, dass es eigentlich verboten sein sollte.

"Ich glaube, wir sollten langsam in den Bus. Alle anderen sind schon drinnen.", höre ich Eric plötzlich einwenig hektisch sagen.

Sofort drehe ich mich um und tatsächlich - wir sind die einzigen, die noch nicht drinnen sind. Der Busfahrer winkt uns sogar schon zu sich und ich bemerke, dass so ziemlich jeder, der sich in dem Bus befindet, zu uns starrt.

Na toll.

Seufzend greife ich nach Eric's Arm, um ihn hinter mich her in Richtung Eingang zu ziehen. Nachdem ich den Bus betrete, lasse ich ihn wieder los und suche die Reihen nach einer freien Sitzgelegenheit ab. Dabei versuche ich kein einziges Mal so richtig auf die Menschen zu achten, was mir sogar gelingt. Doch meine Freude hält nicht lange an, denn im nächsten Moment wird mir klar, dass es keinen freien Zweierplatz mehr gibt.

"Das kann doch nicht wahr sein..", murmle ich verbittert und sehe noch ein zweites mal nach, doch es ist tatsächlich keiner mehr frei.

Was für Geier.

"Ich setz mich zu irgendeinem Jungen und versuche Kontakt zu knüpfen. Nicht das ich am Ende mit einem Nerd in einem Zimmer lande.", höre ich Eric neben mir flüstern, ehe er wieder von mir abrückt. Ich drehe mich zur Seite und erkenne, wie er auf eine Reihe von Jungen zuläuft. Und in dieser sitzt kein geringerer als Jaron der Eric, genauso wie Keyden, herzlich empfängt.

Oh verdammte Scheiße!

Ich wende schnell wieder den Blick ab und setzte mich letztendlich neben ein Mädchen, dass nett auf mich wirkt. Sie schenkt mir sofort ein Lächeln und ich lächle erleichtert zurück.

"Ich bin Bianca." Sie reicht mir ihre Hand und ich bin überrascht, dass sie so eine Floskel noch benutzt. Doch Bianca scheint an sich sehr altmodisch zu sein, was man an ihrer Kleidung und irgendwie auch an ihrem Namen erkennen kann. Keine Ahnung warum, aber irgendwie find ich's klasse.

"Aria.", stelle auch ich mich vor, nachdem ich ihre Hand schüttle.

Bianca ist ziemlich hübsch. Das fällt mir spätestens dann auf, als sie sich wieder von mir abwendet und nach vorne blickt. Sie hat große blaue Augen, die von einer Brille umrandet werden, die den gleichen braunen Farbton haben, wie ihre glatten Haare, die ihr bis zur Brust reichen. Ihre Haut ist blasser, was in meinen Augen jedoch perfekt zu ihr passt. Sie erinnert mich total an meine Lieblingslehrerin in der Grundschule, die ich mega gemocht habe.

"Freust du dich auch schon auf die kommenden sechs Wochen?" Ich habe keine Ahnung warum, doch ich habe das dringende Bedürfnis mich mit irgendjemanden zu unterhalten. Sei es um endlich die Begegnung von vorhin zu vergessen, oder einfach nur, weil ich noch immer aufgeregt bin und mir Bianca ziemlich sympathisch rüberkommt.

Sie sieht überrascht, wenn nicht sogar einwenig schüchtern zu mir und rückt ihre Brille zurecht, ehe sie zögerlich zum antworten ansetzt: "Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung. Ich habe mich nur an diesem Sommercamp beworben, um einwenig Auszeit vom ganzen lernen zu haben. Und meine Eltern waren auch ein Grund."

Ich runzle verwirrt die Stirn. "Deine Eltern?"

Klar, im Nachhinein fällt mir auch auf, dass ich das eigentlich nicht fragen sollte, denn es ist ziemlich unhöflich. Bianca kennt mich ja noch nicht einmal richtig. Deswegen könnte ich auch total verstehen, wenn sie jetzt abblocken würde, doch zu meiner Überraschung ist sie mit einem Mal ziemlich offen und gesprächig.

"Sie meckern die ganze Zeit rum, weil ich mich den ganzen Tag wie ein Alien im Zimmer barrikadiere. Sie wollen, dass ich auch mal an die frische Luft komme und ich schätze dieses Camp war in ihren Augen genau das richtige für mich.", erklärt sie und scheint mit einem Mal geschaffen.

Ich nicke mitfühlend. "Vielleicht haben sie ja recht. Ich bin mir sicher, dass du Spaß haben wirst und dass es dir guttut."

Das Lächeln, dass sich auf ihren Lippen breitmacht ist Antwort genug. Gerade als sie zum Sprechen ansetzten möchte, ertönt eine Durchsage, die alle die sich im Bus befinden verstummen lässt.

"Ich wollte euch hier nur nochmal mitteilen, dass wir nun losfahren. Schnallt euch an und lehnt euch zurück, denn es wird eine lange Fahrt. Wir werden keine Pausen machen, da wir einen festen Zeitplan haben und sonst nicht rechtzeitig ankommen würden. Also, dass war's dann auch schon. Die Toiletten sind hinten, wer noch weitere Fragen hat, kann sich an mich oder meinen Kollegen wenden. Viel Spaß und einen angenehmen Aufenthalt."

Sobald die Stimme verklingt fangen auch die ersten Gespräche wieder an. Die Lautstärke im Reisebus steigt und ich kann mir einfach nicht verkneifen, einen verstohlenen Blick nach vorne zu werfen. Und wie könnte es auch anders sein, treffen meine Augen keine Sekunde später auf die grünen von Jaron, dessen Blick obwohl er so weit entfernt ist verdammt intensiv ist.

Ich schlucke.

"Kennst du ihn?"

Erschrocken schnellt mein Kopf zu Bianca, die mit einem Nicken auf Jaron deutet, der sich längst wieder von mir abgewandt hat.

Überfordert reiße ich die Augen auf. "Warum fragst du?"

Bianca kräuselt die Stirn, ehe sie mit den Schultern zuckt und sich wieder zum Fenster dreht. "Ich frage, weil er schon einige Male zu dir geschaut hat."

Sobald ihre Worte so richtig zu mir durchsickern, laufe ich hochrot an. Was? Jaron soll zu mir geschaut haben? Und das mehr als einmal?

"Wir sind flüchtige Bekannte. Mehr nicht.", murmle ich nach einigen Sekunden, in denen ich mich gesammelt habe, oder zumindest versucht habe, es zu tun. Denn allein der Gedanke, dass er zu mir gesehen hat, bereitet mir eine Gänsehaut.

A/N:

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