Kapitel 4

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Als der Bus nach vier Stunden fahrt endlich hält, kann ich nicht anders, als erleichtert von meinem Sitz zu springen. Ich hätte es wirklich keine weitere Sekunde ausgehalten, den Mädchen vor mir bei ihren Schwärmereien zuzuhören.

Ja, ihr habt richtig gehört.

Sie haben geschwärmt, ganze zwei Stunden lang und das beste kommt noch – der Kerl, der es ihnen so offensichtlich angetan hat, ist kein Geringerer, als Jaron Price persönlich.

Ja, genau.

Zusammen mit Bianca erkämpfe ich mir einen Weg zum Ausgang. Aufgeregtes Raunen ist im Bus zu hören und als ich einen Blick aufs Sommercamp erhasche, kann ich nicht anders, als die Luft anzuhalten. Es ist einfach nur wunderschön hier.

Eine endlos wirkende Fläche, die übersehen von Gras ist, das im Licht der Sonne besonders intensiv strahlt. Etwas weiter hinten erkenne ich einen See, der nicht weit entfernt von den ganzen Campern ist, die sich um ein Lagerfeuer erstrecken. Zumindest denke ich, dass das der Platz fürs Lagerfeuer ist, denn so stand es in der Broschüre.

Ich hätte es mir wirklich niemals erträumen können, dass das alles noch schöner aussehen kann, als auf den Bildern.

Doch das tut es.

"Wow.", haucht Bianca, die neben mir zum stehen kommt und ebenso wie ich zuvor ihren Blick übers ganze Camp schweifen lässt. Sie scheint mehr als beeindruckt und ich kann es ihr nicht verdenken.

Denn sie hat genauso wie ich auf genau das hier gehofft. Das erkenne ich in diesem Moment. Sie hofft ebenso auf eine erholsame Auszeit, an einem Ort ganz weit weg. Irgendwo wo es schön ist, mit Leuten die du nicht kennst und vielen Abenteuern und neuen Erinnerungen.

Ich seufze zufrieden.

Doch im nächsten Moment werde ich angerannt und mein Lächeln erstirbt. Ich verliere das Gleichgewicht und versuche mich oben zu halten und schaffe es noch im letzten Moment, mich zu fangen. Schweratmend richte ich mich auf und funkle wütend zu Eric, der im selben Moment in lautes Gelächter fällt.

"Wirklich lustig, Arschloch.", zische ich und schenke Eric den dunkelsten Blick, den ich parat habe. Doch wie man ihn kennt, stört ihn das keineswegs und er grinst nur noch süffisanter.

"Glück gehabt, Bunny."

"Das nennt sich nicht Glück, sondern Balance. Aber das kannst du ja nicht wissen, Honk.", entgegne ich mit einem Bitch Blick und bringe Bianca zum schmunzeln.

"Wisst ihr schon, welches Häuschen ihr nimmt?", fragt Eric, der sich umsieht und wir tun es ihm nach. Einige Leute sind schon los gegangen, was ich in diesem Moment auch vor habe, doch eine Stimme bringt uns alle zum stillstehen.

"Bevor ihr jetzt alle losrennt und euch in euren Schlafplätzen niedersetzt, möchte ich eine Sache klarstellen: Jungs und Mädchen nicht zusammen in einem Häuschen! Und wie ihr sehen werdet, passen nicht mehr als drei Personen in so ein kleines Haus, deshalb soll ihr dies bei der Gruppenwahl beachten!", erklärt die etwas ältere Frau, und ich nicke nur, denn das war so gut wie klar. "Gut, dass wars dann auch! Wir sehen uns pünktlich in zwei Stunde beim Abendessen!"

Sobald ihre Stimme verklingt, laufen alle in ihren Gruppen los, in der Suche nach einem guten Schlafplatz, während Bianca und ich alleine dastehen.

"Ich muss dann mal, meine Gruppe ist da drüben.", bemerkt Eric und deutet weiter hinten und sobald ich seinem Blick folge, erblicke ich auch schon eine Gruppe von Jungs, in der sich auch Keyden und Jaron befinden.

Ich schlucke, sobald ich bemerke, dass ihre Blicke auch zu mir wandern und drehe mich ruckartig wieder zurück zu Bianca. Seufzend schenke ich Eric ein erzwungenes Lächeln. "Okay, wir sehn uns ja dann beim Abendessen."

Eric erwidert mein Lächeln und pikst mir noch in die Seite, was mich zum aufspringen und Bianca und ihn zum Lachen bringt. Ich verdrehe lächelnd die Augen und deute dann auf die noch freien Häuschen. "Wir sollten uns langsam auch auf den Weg machen. Unsere Sachen tragen sich nicht von selbst."

Ein Blick auf unsere Koffer genügt, die fast die einzigen sind, die noch neben dem Bus stehen. Alle anderen sind schnell gewesen, was wirklich schlau ist, fällt mir auf.

"Ich bin wirklich gespannt, wie die nächsten Wochen werden.", bemerkt Bianca, während wir uns auf den Weg zu unserem Gepäck machen. "Ja, ich auch.", antworte ich und atme erleichtert aus, als wir uns die letzte freie Hütte schnappen. Das denken wir zumindest, doch als urplötzlich ein Mädchen aus der Ecke gelaufen kommt, bleibt mein Herz stehen und ich hätte beinahe laut aufgeschrien.

"Oh mein Gott", hauche ich, mit einem hyperventilierenden Herzen und starre das fremde Mädchen mit großen Augen an. Ein Blick zu Bianca genügt, um zu erkennen, dass sie genauso erschrocken ist, wie ich es bin.

"Hey, tut mir leid. Ich wollte euch nicht erschrecken.", bemerkt sie mit einem entschuldigen Lächeln, welches ich lachend erwidere.

"Alles gut. Macht es dir etwas aus, wenn wir dir Gesellschaft leisten? Ich denke, alle anderen Hütten sind schon belegt.", frage ich dann, mit einem hoffnungsvollen Blick. Denn sie wirkt auf den ersten Blick ganz sympathisch und ich habe keine Lust, irgendwo draußen zu übernachten.

Sie nickt lächelnd. "Klar. Jeder ist mir lieber als die Tussengruppe gleich nebenan."

Ich lache, denn ich weiß ganz genau welche Tussengruppe sie meint. Sie redet von den Mädchen, die im Bus vor mir saßen und sich die ganze Zeit über Typen unterhalten haben. Allein der Gedanke an die anstrengende Fahrt bringt mich dazu, die Augen zu verdrehen.

"Ja, dass glaube ich dir aufs Wort. Danke." Mit diesen Worten wende ich mich ab und schnappe mir eins der drei kleinen „Betten", die garnicht so übel aussehen.

"Danke auch meinerseits. Wie heißt du eigentlich?", kommt es von Bianca, die sich auch einen Schlafplatz schnappt und beginnt, etwas aus ihrer Tasche zu packen.

"Anastasija."

"Freut mich, ich bin Bianca."

"Schöner Name. Ich bin Aria.", stelle auch ich mich vor.

"Na dann Mädels, – auf eine schöne Zeit."

Bianca und ich tauschen einen aufgeregten Blick aus. "Auf eine schöne Zeit!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 23, 2020 ⏰

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