Die Sonne hatte gerade hinter dem Horizont hervorgespäht, aber Junmyeon und Yura saßen noch immer im Wohnzimmer ihrer Wohnung. Yura war mittlerweile so ausgelaugt, dass sie nicht mehr weinen konnte und Junmyeon so müde, dass er kaum noch die Augenlider aufhalten konnte.
Sie hatten beide, mehr unbewusst als bewusst, seit einer ganzen Weile (vielleicht schon seit einer ganzen Stunde) kein Wort mehr gesagt. Junmyeon brach diese Stille nun.
„Willst du eine Weile mit zu mir kommen? Dann kannst du Yifan für ein paar Tage aus dem Weg gehen."
Yura schniefte, wischte sich mit dem Handballen die Nase entlang und stand anschließend auf. „Yifan und ich sind fertig miteinander", verkündete sie mit bebender Stimme, dabei standen ihr neue Tränen in den Augen. „Danke Junmyeon, ich nehme dein Angebot gerne an. Wenn es geht würde ich gerne bleiben, bis ich eine neue Wohnung gefunden habe."
Junmyeon versuchte nicht ihr weißzumachen, dass sie möglicherweise übertrieb und lieber keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte, denn das war nicht seine Aufgabe. Zumindest jetzt noch nicht. Jetzt gerade, war er einzig und allein Yuras Stütze und würde sie dementsprechend auch aufrecht halten, das zusammenflicken konnte später an die Reihe kommen.
„Dann pack' ein paar Sachen zusammen, ich helfe dir wenn du möchtest, oder ich mache es wenn du mir sagst wie viel ich wovon mitnehmen soll." Er stand ebenfalls auf und hielt sie aufrecht, als sie noch einmal um seinen Hals fiel und ihn an sich drückte.
„Danke, Junmyeon. Ehrlich, ich bin dir so dankbar."
„Das musst du nicht. Ich bin für dich da, Yura, das weißt du."
„Ich weiß", hauchte sie in seine Halsbeuge hinein. „Ich wusste, dass du kommen würdest wenn ich dich darum bitte."Und sie hatte Recht behalten.
Yura warf eilig ein paar Klamotten und Sanitärsachen in ihren mittelgroßen Koffer – denselben den sie auch damals schon hatte, als sie und Junmyeon zum ersten Mal zusammen nach Japan verreist waren – und versuchte gar nicht erst die Sachen zu falten. Junmyeon beobachtete sie von der Wohnzimmercouch aus und überlegte, ob er Yifan schreiben sollte. Er wollte wissen, wo er war und wie es ihm gerade ging, aber er war für Yura gekommen und diese Situation war nicht Yuras sondern Yifans Schuld gewesen, also hielt sich Junmyeon zurück. Yifan war höchstwahrscheinlich bei Minseok um ein wenig Dampf abzulassen.
„Ich bin fertig", sagte Yura nach einer Weile. Sie stand mit hochgezogenen Schultern und ihrem Koffer in der Hand da, noch immer nur in ihr Seidennachthemd gekleidet, mit verquollenen Augen und zerzausten Haaren. Junmyeon sammelte sie noch einmal in seinen Armen ein und sie krallte sich an ihm fest, wie eine Ertrinkende an ein vorbeischwimmendes Floß.
„Es wird alles wieder gut Yura", versicherte er sanft. „Ich verspreche es dir."
Sie nickte schwach. „Bitte bring mich weg von hier."„In Ordnung."
Junmyeon bestellte ein Taxi vor ihre Haustür, während Yura Strümpfe und ihren Mantel anzog (sie wollte ihr Nachthemd nicht durch etwas anderes austauschen und Junmyeon drängte sie nicht dazu). Anschließend nahm Junmyeon ihren Koffer und Yura ihre Handtasche und ging ihr voraus aus der Wohnung heraus.
Er tat so als hätte er nicht gesehen, wie Yura ihren Ehering vom Finger gestreift und auf den Esstisch im Wohnzimmer abgelegt hatte.
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Sie blieben den Rest der Nacht wach, eingelullt in weiche Decken und innerlich von heißer Schokolade gewärmt. Yura hatte schon immer eine Vorliebe für Schokolade gehabt, aber sie aß sie nur sehr selten, weil sie sich danach schlecht fühlte. Junmyeon hatte die Mängel nie gesehen, die Yura in ihrem Spiegelbild sah und es hatte ihn immer bedrückt, dass er sie nicht das sehenlassen konnte, was er sah: Eine intelligente, selbstbewusste und erfolgreiche Frau – stark, fähig und vollkommen in jeder Hinsicht. Yura sah stattdessen nur breite Hüften, einen unebenen Bauch und Nähte, die zu reißen schienen wenn sie ihre Kleidung im Spiegel inspizierte. In Wahrheit war sie unsicher und niemals zufrieden mit sich selbst oder ihren Leistungen.
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Der richtige Moment
Fanfiction(SuBaek) Auf der Hochzeit seines besten Freundes und seiner ehemaligen Verlobten lernt Junmyeon einen Jungen kennen, der so strahlend hell wie die Blitzlichter seiner Kamera und so fröhlich wie seine rosafarbenen Haare ist. Unabhängig davon ist Baek...