Kapitel 13

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,,Kennt ihr diesen Kerl etwa?'' fragte sie nach einer Weile scharf und blinzelte beide abwechselnd misstrauisch an.
,,Nun ja... '', die Fuchsstute sah sie zögerlich an. ,,Wenn dieser ,,Dämon", wie du ihn nennst, zufällig ein Rappe ist, mit einer Metallpanzerung vor seinem Gesicht, dann könnte es durchaus sein, dass wir ihn... kennengelernt haben''
,,Ahriman?''
,,Genau''
Gwendolyn schwieg für einen Moment. Scheinbar suchte Ahriman nicht nur sie heim.
,,Und was hat er mit euch angestellt?'' fragte sie zögerlich, unsicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
Die Fuchsstute legte nachdenklich den Kopf in den Nacken.
,,Das wissen wir selbst nicht so genau. Er hat hat mich entführt und eingesperrt. Zwischendurch hat er mich hypnotisiert, oder wie auch immer man das nennen darf. Das einzige was sicher ist, ist die Tatsache, dass er mir womöglich den Kopf abgehackt hätte, wenn mich niemand gerettet hätte. Scheinbar hatte er sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass es ihm Macht verleihen würde, wenn er die Schädel von unzähligen Pferden in einen mystischen Rauem aufstellt und dann irgendwelche Formeln ausspricht ''.
Gwendolyn musste sich anstrengen, dass ihr nicht vor erstaunen die Kinnlade herunterfiel. Das klang nicht ganz so harmlos wie der Ahriman, den sie kennengelernt hatte. Der hatte im entferntestem Sinne noch etwas Humor. Aber das, was sie hier zu hören bekam, war weitaus schlimmer. Hatte sie letztendlich doch Glück gehabt?
,,Und dann? Also wie bist du entkommen?'', fragte sie neugierig. Es interessierte sie brennend, wie man sich Ahriman vom Hals schaffen konnte.
,,Erren hat mich befreit'', antwortete die Stute mit einem Seitenblick auf ihren mürrischen Begleiter. ,,Dass das auch geklappt hat, haben wir allerdings einem anderen Hengst zu verdanken, den wir zufällig getroffen hatten. Er hat es zwar geschafft, Ahriman seinen Dolch in die Brust zu stoßen, aber diese Tat hat auch er selbst mit dem Leben bezahlen müssen.
Gwendolyn durchfuhr die Erkenntnis wie ein Schwall kochenden Wasser, der ihr vom Kopf bis in die Schweifspitze lief. Das konnte kein Zufall sein...
,,Wie war sein Name?'' flüsterte sie beinahe tonlos.
,,Cameron'', antwortete Erren, der sich jetzt, wo der schwarzen Stute der Schock ins Gesicht geschrieben war, auch endlich für die Unterhaltung zu interessieren schien. Prüfend musterte er sie. ,,Kennst du ihn etwa?''
Sie nickte.
,,Er ist...war mein Bruder''
Nur mit Mühe konnte sie sich daran hindern, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um zu heulen. Mühevoll schluckte sie den Kloß in ihrem Hals herunter.
,,Was aber noch viel wichtiger ist, wäre die Frage, warum Cameron ihn abstechen konnte, aber ich nicht''
Fragend blickte sie in die Runde.
,,Mich persönlich interessiert eher, warum er überhaupt wieder da ist, obwohl er schon tot war!'', warf Erren ein, und musterte sie wieder scharf, was ihr einen leichten Schauder über den Rücken jagte. Irgendetwas sagte ihr, dass er vermutlich weder ihren Bruder, noch sie besonders gern leiden mochte. Aber sie selbst würde sich wahrscheinlich auch nicht gerne mit jemanden anfreunden, der versucht hatte sie umzubringen.
,,Da hast du natürlich Recht'', antwortete sie leicht gereizt. Darauf hätte sie auch selbst kommen können.
,,Aber du kannst mir doch sicher sagen, wie ich diesen Irren loswerden kann?''
Der goldene Hengst schnaubte verächtlich. ,,Bring ihn um, schneid ihn in Stücke und verbrenn ihn. Lass dir was einfallen. Das ist dein Problem, nicht meins!''
,,Wie überaus hilfsbereit!'', schnaubte Gwen, und schüttelte sich angesäuert eine schwarze Strähne aus den Augen. Nein, auf diese Gesellschaft legte sie definitiv keinen Wert.
Der Hengst wandte sich jedoch nur zu seiner Gefährtin um.
,,Gut erkannt. Und da ich so hilfsbereit bin, werden Faenja und ich dich jetzt in Ruhe lassen, damit du deine Probleme alleine lösen kannst''
Gwen legte die Ohren an.
,,Schön. Auf Wiedersehen!'', zischte sie. Sie machte auf der Hinterhand kehrt und trabte mit hoch erhobenem Kopf zurück in den Tiefen des Waldes, ohne eine weitere Antwort abzuwarten. Hinter sich vernahm sie bereits wieder aufgebrachte Stimmen. Stritten die Beiden sich etwa schon wieder? Bei einem derart ungehobelten Benehmen wunderte sie das jedoch kein bisschen. Aber gut. Dann musste sie sich halt etwas neues einfallen lassen, oder einfach zu ihrem ursprünglichen Plan zurückkehren. Und zwar alleine!

Outlaw | Erren FF Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt