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„Ja, wieso nicht?"

Wir nehmen beide eine der Flaschen und laufen den kleinen Kieselweg entlang, der uns etwas abseits von der Band an den See führt, der hier direkt an der Uni grenzt, wobei See vielleicht etwas übersteigert ist. Großer Teich wäre wahrscheinlich treffender.

Wir setzen uns aufs Gras am Uferrand. Im Hintergrund ist immer noch dumpf die Band zu hören, gelegentlich vom Rascheln der Baumkronen übertönt.

„Und wie läuft's zurzeit?", bricht diesmal Ina das Schweigen.

„Ich weiß nicht. Es ist merkwürdig darüber nachzudenken, dass das erste Jahr vorbei ist. Es ist so viel passiert und ich habe mich endlich an diesen Ort gewöhnt und jetzt soll ich die nächsten drei Monate wieder nach Hause? Was ist überhaupt Zuhause? Ich weiß nicht mehr, wo ich mich Zuhause fühle."

„Ich weiß, was du meinst."

„E.T. Nach Hause", imitiere ich E.T.s Stimme und deute mit dem Zeigefinger gen Himmel. Es sind ungewöhnlich viele Sterne zu sehen.

Sie lacht. Ein weiterer Insider. Wir haben auf einer Hausparty miteinander getanzt als sie aus dem Blauen heraus bemerkte, meine Finger wären ungewöhnlich lang und sähen irgendwie nach Aliens aus.

„Meine Finger sind kleine Alien?", fragte ich nach.

„Nein, ich meine sie sehen aus als gehörten sie einem Alien. E.T. oder so."

„E.T. Nachhause telefonieren."

Sie lachte. Ich deutete mit dem Zeigefinger auf sie.

„E.T. Zuhause."

Eine andere Wärme als die der sommerlichen Luft erfüllt mich. Die Wärme der Erinnerung. Ein Gedanke, den ich längst versenkt hatte, schwimmt wieder an die Oberfläche meines Bewusstseins. Ein Gedanke, den ich unter anderen Umständen niemals ausspreche würde – ohne Alkohol, ohne Musik, ohne die Dunkelheit, in der alles in den Bereich des Möglichen zu rücken scheint. Ich halte den Blick auf das Wasser gerichtet, in dem sich der Mond und sogar einige Sterne spiegeln.

„Du warst mein neues Zuhause."

WiedersehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt