Kapitel 2: zweite Chance

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Jonathan, Matteo, Adrian aufstehen! Es ist halb sieben! Brülle ich den winzigen Flur entlang. Dann gehe ich in die Küche, mache Frühstück und schmiere Brote für die Schule. Eine viertel Stunde später sitzen wir alle beisammen und essen. Matteo und Adrian streiten wiedermal, Jonathan sitzt abwesend, halb schlafend am Tisch und funkelt die beiden böse an. Nachdem ich aufgegessen habe packe ich die Fußballtaschen der Zwillinge, sie haben nach der Schule training. „Kommst du?“, ertönt Jonathans tiefe Stimme aus dem Flur. Ich renne schnell in die Küche und scheuche die Zwillinhe hoch, dann stopfe ich noch ein Hemd, eine Krawatte und Haargel in meine Schultasche. Es kann losgehen.

Fünf vor acht, perfekt genau pünktlich. Ich schließe mein Rad an und schlendere ich meine Klasse.  „Henry!“, ruft Phil mein einziger und auch bester Freund, er winkt mich zu sich. Wir quatschen eine Weile bsi der Unterricht beginnt. Den ganzen Tag denke ich an mein Vorstellungsgespräch heute Nachmittag, wenn ich angenommen werde ist das echt super. Der Job wird sehr gut bezahlt und das Geld können wir gut gebrauchen, denn die Zwillinge haben viele Wünsche, teure Wünsche. Frau Seibert reißt mich mit ihrer schrillen Stimme aus den Gedanken, anscheinend hat sie mich nun schon zum wiederholten mal aufgefordert die Lösung anzuschreiben. Während ich nach vorne gehe sehe ich mir das Tafelbild an, ein einfaches Thema. Mit Leichtigkeit schreibe ich das Ergebniss an die Tafel, Frau Seibert ist sichtlich erstaunt, sie unterrichtet erst seit diesem Halbjahr in unserem Kurs. Der Rest des Schultages geht unspektakulär an mir vorbei, wir hatten eine sehr einfache Klausur sonst nichts weiter.

Nach der Schule ziehe ich mir draußen mein Hemd und die Krawatte an. Ich gele mein Haare glatt nach Hinten, so sehe ich brav aus. Dann radel ich nach Lichterfelde, dort soll mein Vorstellungsgespräch als Gärtner und Haushaltshelfer bei einer älteren reichen Dame stattfinden.
Ich biege in eine Straße voller Villen ein, blicke kurz auf die Uhr ich bin 10 Minuten zu früh. Ich schließe mein Fahrrad an einem Baum an und laufe zum Tor. Von Ehrenberg steht am Klingelschild, ich will gerade auf den Knopf drücken als eine ältere Dame von hinten fragend meinen Namen ruft: „Herr Jansen?“ . Sie sieht mich mit einem lächeln im Gesicht an und schüttelt mir die Hand „Sehr pünktlich der junge Herr, finde ich gut.“, meint sie. Ich bedanke mich für das Kompliment und versuche meine nervosität zu verstecken. Frau von Ehrenberg bittet mich ihr zu folgen. Wir betreten die riesige Villa und setzten uns ins Wohnzimmer.  „Okay, dann fangen wir mal an. Kannst du auch am Wochenende arbeiten oder nur in der Woche? Und reichen dir 14 Euro Stundenlohn?“ fragt sie mich freundlich. „Vielen Dank erstmal für die Einladung. Ich kann auch gern am Wochenende arbeiten, in der Woche passt es mir Nachmittags gut. 14 Euro Stundenlohn wären perfekt.“, antworte ich freundlich. „Das ist toll. Dann möchte ich dich von Mittwoch bis Donnerstag ab 16:00 bis 18:00 bei mir sehen, am Wochenende dann von 10Uhr bis 12Uhr. Welche Arbeit sie wann machen würde ich Ihnen immer kurzfristig nennen. Wann können sie Anfangen?“ Ich erkläre Frau von Ehrenberg das ich sofort loslegen könnte und das muss ich dann auch. Sie gibt mir Block und Stift und rattert meine Aufgaben für die nächsten zwei Stunden runter.
Ein straffer Plan, aber für das Gehalt auf jeden Fall gerechtfertigt! Ich frage mich immer noch warum mich und keinen Profi eingestellt hat, aber ich möchte meine Stelle hier lieber nicht in Frage stellen. Hier verdiene ich pro Woche 14 Euro, dass ist verdammt gut.
Ziemlich erschöpft und voll bepackt komme ich nach Hause, denn als ich für Frau Von Ehrenberg Einkaufen war habe ich noch schnell unseren Wocheneinkauf erledigt. Matteo und Adrian sitzen am Tisch, sie machen Hausaufgaben. Jojo unser Hund stürmt mir schwanzwendelnd  entgegen. Ich frage sie wo Jonathan steckt doch sie wissen es nicht. Ich rufe ihn an, sein Handy ist aus. Wo steckt er bloß?  Ich fange an Spaghetti zu kochen, währenddessen erzählen mir die Zwillinge aufgeregt von ihrem Schultag und dem Fußballtraining. Ich versuche ihnen konzentriert zuzuhören doch meine Gedanken schweifen, über Hausaufgaben, die Tagesplanung für Morgen und das Wochenende.
Zum zweitem mal an diesem Tag schrecke ich hoch, mein Nacken schmerzt. Ich bin beim Hausaufgaben machen eingepennt. Nun ist es genau Mitternacht, ich höre wie jemand durch den Flur geht und näher kommt. „Jonathan, wo warst du? Es ist Mitternacht! Du solltest auf die kleinen aufpassen!“ „War bei nem Kumpel und danach noch auf ner Party… Chill mal!“ „Du wusstest genau das ich heute ein Vorstellungsgespräch hatte, und danach gearbeitet habe. Halte dich an unsere Abmachung, wenn irgendwer das hier mit uns rausbekommt werden wir getrennt und kommen ins Heim. Das weißt du!“, schimpfe ich. Jonathan dreht sich einfach um und geht in sein Zimmer. Ich merke, dass es keinen Sinn macht heute mit ihm zu diskutieren, also gehe auch ich schlafen. Doch ich liege noch lange wach, mir schwirren zu viele Gedanken im Kopf rum…

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