17| Großmutter, Mutter, Tochter

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Damien schaut die zwei Männer vor sich mit verengten Augen an. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist unbestreitbar. Pechschwarze Haare, blaue, eiskalte Augen, welche keine Emotionen halten. Die Statur angespannt und die Gesichtszüge hart und konzentriert. 

Elijah sah bereits als Baby genauso aus wie ihr Vater. Damien kam eher nach seiner Mutter mit seinen grünen Augen und dunkel braunen Haaren. Nur die Gesichtszüge haben die drei Männer der Familie zusammen. 

Damien kann sich nur schwach an seine Mutter erinnern. An ihre Persönlichkeit konnte er sich nicht mehr erinnern, nur an ihr Aussehen. Alles was er über ihre Persönlichkeit -und damit sie- wusste, waren Informationen aus Geschichten und Erzählungen. Seine Großmutter würde seinem Bruder und ihm von ihr erzählen. Jedesmal würde sie traurig ins Leere starren und gezwungen Lächeln. 

Nicholas sprach nie über sie. Ihr Name allein hatte gereicht, um ihn in Rage zu versetzen und die Jungen, selbst als sie noch unschuldige kleine Kinder waren, wurden bestraft. Ihren Namen auszusprechen war verboten. Kein einziges Foto hing an den langen Wänden. Keine Spur von ihr. Nirgends. Als hätte sie nie existiert. 

Als Damien's Großmutter verstarb, starb auch die Erinnerung an seine Mutter. Seitdem sprach niemand über sie. 

,, Hörst du mir überhaupt zu?", zischt Nicholas genervt und lehnt sich in seinem Stuhl vor. Seine Haltung wurde streif und er strahlt auf einmal eine Bedrohlichkeit aus, die jeden anderen in Angst versetzt hätte. Nur waren Damien und Elijah bereits daran gewohnt.

Seine Großmutter meinte immer, seine Mutter hätte Nicholas zu einem anderen Mann gemacht. Einem Mann, der ein Herz hatte. Gleichzeitig vermutete sie, dass er sie damals umgebracht hatte.

Damien würde ihm sowas zutrauen. Jemanden umbringen war für ihn gar nichts. Das hatte er bereits bewiesen, als die Jungs noch viel zu jung waren, um zu realisieren, was er getan hat. 

Nicholas zeigte nie Reue. Eher im Gegenteil. Seine blauen Augen glitzerten gefährlich und ein krankes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht während er sein Opfer quälte. 

,, Ja.", erwidert Damien desinteressiert und zuckte mit den Schultern.

Der Schreibtisch an dem er gerade sitzt hatte bis vor einigen Monaten noch seinem Vater gehört. Um seine illegalen Geschäfte zu maskieren, hatte er damals diese Firma gegründet und sie an die Spitze gebracht. Nun war es an Damien beide Geschäfte an der Spitze zu halten. Auch wenn er sich deswegen hasste. 

Eigentlich hätte Elijah auf dem gepolsterten, schwarzen Lederstuhl sitzen müssen auf dem Damien gerade sitzt. Er ist der ältere der beiden und hat deswegen den Anspruch auf diese Position. Nur hatte er einen Fehler gemacht und seitdem ist er- in den Augen ihres Vaters- ein unehrenhafter Mann und damit ungeeignet für seine Position. 

,, Und was gedenkst du deswegen zu unternehmen?", hinterfragt er mit strenger Stimme und schaut seinem Sohn mit harten Blick an. 

Damien zuckt mit den Schultern und lehnt sich nach vorne, um seine Hände auf der Tischplatte zu verschränken. ,, Ich kann sie nicht dazu zwingen, ein Kind mit mir zu bekommen und nein, ich werde sie nicht gegen ihren Willen schwängern. Das ist unehrenhaft.", erklärt er monoton, obwohl er im inneren vor Wut kocht. 

,, Du brauchst einen Erben.", sagt er mit auffordernden Ton und schaut kurz angewidert zu Elijah. Provokant hebt dieser die rechte Augenbraue. 

,, Arabella und ich sind gerade mal zwei Monate verheiratet, ich denke, wir haben noch Zeit." Damien schaut genauso kühl seinen Vater an, wie er ihn. 

,, Außerdem, wenn es dazu kommen würde, dass Damien stirbt, kann mein Kind ja übernehmen.", grinst Elijah provokant und erntet dafür einen warnenden Blick von Damien und wird von Nicholas angeblitzt. 

,, Wag es ja nicht dieses Bastardkind in meine Familie einzubringen!", knurrt er bedrohlich. ,, Ich lasse mir solch eine Demütigung nicht gefallen. Ich sollte dich allein für diesen Gedanken umbringen."

Elijah lacht. Es war nur kein glückliches Lachen sondern eines, was das Blut in den Adern gefriert. Normalerweise wirkt Elijah entspannt und kümmert sich- zumindest seitdem er den Anspruch auf Nicholas' Position verloren hat- nicht mehr um die Geschäfte. Nur wenn Damien ihm um Hilfe bittet, dann mischt er sich ein. 

,, Nenn mein Kind nie wieder Bastard oder ich werde deine Haut von deinen Muskeln abziehen.", droht er auf einmal und steht auf. ,, Wenn du- er schaut zu Damien- mich brauchst, ruf an." Und damit verschwindet er aus dem Büro seines Bruders. 

Nicholas dreht sich wieder mit gesammelten Gesichtsausdruck zu Damien um und blick ihn für einige Sekunden stumm an. ,, Was ist schon dabei einmal das Kondom wegzulassen oder die Pille gegen ein Placebo auszutauschen? Wir wissen beide, dass du den Bastard nicht sehen möchtest, geschweige denn ihm deine Position geben.", versucht er auf das Thema zurückzukommen wofür er gekommen war.

Damien's Kiefer spannt sich an und wenn man genau hin hörte, konnte man das Knirschen seiner Zähne hören. Seine Hände, welche verschränkt auf dem Tisch lagen, wurden rot und lang verdrängte Erinnerungen kommen ihm in den Sinn. 

,, Es ist eine sie.", zischt er auf einmal und ohne Kontext, sodass Nicholas zuerst irritiert schien und die Augenbrauen zusammen zog. 

,, Was ist eine sie?", hinterfragt er und neigt den Kopf sogar leicht. 

Damien scheint aus einer Art Trance zu erwachen und seufzt. Mit hängendem Kopf sagt er: ,, Das Kind. Es ist ein Mädchen."

Nicholas lächelt zufrieden und steht von seinem Platz auf. ,, So gut, damit hat sie keinen Anspruch und du den Auftrag einen Erben zu zeugen.", erklärt er und hebt seinen linken Arm, um auf seine Uhr zu schauen. 

,, Ich werde meiner Frau sowas nicht antun.", sagt Damien standhaft und schüttelt seinen Kopf. ,, Im Gegensatz zu dir, bin ich kein Monster und möchte, dass meine Ehe funktioniert. Es ist nicht ehrenhaft so wie du zu sein." Vorwurfsvoll und angewidert schaut Damien zu seinem Vater auf und trifft seinen belustigten Blick. 

Es scheint als wurde Nicholas sich zusammenreißen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. ,, Mein Sohn, lass dir eines gesagt sein, du hörst dich armselig an.", er unterbricht um abwertend zu lachen. ,, Ich habe keine Jungen, geschweige denn Mädchen großgezogen. Ich habe Männer großgezogen, also benimm dich so!"



His Empire *Alternative*✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt