.:Kapitel 10:.

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AXTON POV


Seattle, 2006

Eine unklare Stimme ruft nach mir - versucht mich zu erreichen, doch ich fühle mich wie Unterwasser. Die Laute werden verschluckt, bevor sie überhaupt zu mir gelangen können. Langsam aber sicher tauche ich aus dem Meer meiner Wut auf und finde mich inmitten der Realität wieder.

Als ich meine Umgebung in den Blick zu fassen beginne, sehe ich den Jungen aus meiner Parallelklasse, der eben noch im Gang Eugene belästigte, doch jetzt regungslos und blutüberströmt zu meinen Füßen liegt. Sein Gesicht völlig verquollen, aus Mund und Nase rinnt Blut, das sich weiterhin großzügig auf dem Boden verteilt.

Mein eigener Atem, laut und rasch, hallt von den weißen Wänden wider, während ich meine schweren Fäuste sinken lasse und mich zu einem schauerlicheren Anblick - als der, der sich schon vor mir erstreckt - umdrehe. Verstört und steif hockt er da und starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an.

"Eugene, es ist jetzt alles okay", sage ich und strecke die Hand nach ihm aus, doch er zuckt heftig zusammen und weicht zurück. In diesem Moment wird mir klar, dass ich der Grund bin, weswegen er Angst hat und es trifft mich wie ein Fausthieb in die Magengrube.

"Du...hast Angst vor mir?" Niedergeschlagen, jedoch verärgert will ich einen Schritt zurück machen, aber er klammert sich plötzlich so fest an mich, dass ich das nicht kann.

"N-Nein", stottert er leise und ich spüre, wie seine Finger, die mich festhalten, zu zittern beginnen.

Der Ausdruck in seinen Augen geben die Lüge zwar Preis, doch ich werde trotzdem besänftigt, denn sein Handeln zeigt mir auch, dass er trotzt der Angst, tiefergehende Gefühle für mich hegt, die die Angst überwiegen und er mich nicht verlieren möchte.

Sanft streiche ich mit dem Daumen über seine Wange. "Ich würde dir niemals etwas tun, Schulsprecher." Er blickt mir weniger verängstigt in die Augen und nickt stumm. Ein zufriedenes Lächeln huscht über meine Lippen, bevor ich mich etwas zu ihm runterlehne und ihm einen Kuss aufdrücke.

Dafür sind meine Gefühle einfach ein zu großes Hindernis.


Jetzt...


Laut knalle ich den Teig auf den Holztisch und durch die Wucht fliegt etwas Mehl auf. Mich darum nicht scherend, beuge ich mich vor und stütze mich mit beiden Händen darauf ab. Mein Kopf brummt höllisch durch die Erinnerungen.

Ich mache immer noch dieselben Fehler.

"VERSCHWINDE ENDLICH! DU MONSTER!"

Seufzend richte ich mich auf, lege meine Schürze ab - nachdem ich meine Hand daran sauber gerieben habe - und begebe mich zum Hintereingang der Backstube.

Während es Eugene nicht mehr tun will.

Mit dem Rücken an die von der Sonne stark erwärmte Backsteinwand gelehnt, greife ich nach einer Kippe und zünde sie an, bevor ich anfange tief zu inhalieren.

Ich weiß, dass ich Eugene hätte bis zum Ende zuhören sollen, doch dieser Lackaffe hat mich vorgeführt. Er hat wieder einmal meine Schwächen ausgenutzt, indem er hinter Eugene mit obszönen Gesten andeutete ihn zu ficken und mich damit erfolgreich zur Weißglut trieb.

Allein der Gedanke entfacht die Wut in mir aufs Neue und ich lasse meine Frust an den aufeinander gestapelten Holzkisten aus, die ich mit der Faust umschlage.

"Woah! Easy, Bro. Anscheinend hat dir das Workout mit dem Teig nicht gereicht."

Ich ignoriere meinen langjährigen Kumpel und wende mich wieder meiner Kippe zu.

3. Straight but taken by the Biker Baker (manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt