Mein Regenbogen

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Es war ein Nachmittag als ich die Nachricht bekam. Mein Onkel, den ich so sehr liebte hatte Krebs. Meine Augen füllten sich sofort mit Tränen. Es war furchtbar so etwas zu hören. Ich hab eine so schöne Zeit mit ihm verbracht. Allein unsere Begrüßung war einzigartig. Ich rannte auf ihn zu und er hob mich hoch. Dann warf er mich in die Luft und fing mich wieder auf. All das gefolgt von einer langen, festen Umarmung. Zu wissen, dass all das irgendwann mal vorbei sein wird machte mich traurig.

Er musste ins Krankenhaus um seine Chemotherapie zu bekommen. Ich durfte ihn nicht besuchen, da meine Eltern nicht wollten dass ich ihn in so einem Zustand sehe. Das einzige was ich wollte war, ihn zu umarmen und ihm zu sagen wie gerne ich ihn hatte. Der Gedanke, dass alles so schnell vorbei sein konnte hielt mich Nächte lang wach. Oft weinte ich mich in den Schlaf. Ich musste immer an die Momente mit ihm denken. Wie viel Spaß wir zusammen hatten.

Irgendwann durfte ich ihn besuchen. Er konnte nur mit Mühe laufen, da er so schwach geworden war. Seine Lebensfreude hatte er jedoch nicht verloren. Man konnte immernoch mit ihm lachen. Meine Eltern meinten, er wollte nicht wissen wie lange er noch zu leben hat. So hatte er nicht den Druck nur noch diese gewisse Zeit zu haben und in dieser alles mögliche zu tun.

Er kam aus dem Krankenhaus heraus,da es ihm besser ging. Ich besuchte ihn und ihm schien es gut zu gehen. Unsere Begrüßung ließen wir jedoch aus.

Mit der Zeit ging es ihm wieder schlechter und er bekam ein Krankenbett. Immer wenn ich ihn besuchte umarmte ich ihn. Er lag immer in dem Bett und seine anstrengenste Bewegzng war sich aufzusetzen. Er ging nicht mehr von dem Bett herunter. Er konnte es nicht.

Nach etwa einem Jahr seit der Diagnose konnte er sich nicht einmal mehr aufsetzen. Er wurde immer und immer schwächer und er hatte sehr viel abgenommen. Aber seinen Humor konnte er nicht loswerden. Er erzählte mir Geschichten aus seiner Jugend. Er hat einige Sachen erlebt die man mir freiwillig nie erzählt hätte.

Eines Tages war er zu schwach um zu reden. Seine Lebensfreude war nun auch weg. Ich setzte mich an sein Bett und nahm seine Hand und sagte ihm wie sehr ich ihn liebte. Ich konnte mir kein Leben ohne ihn vorstellen. Er war wichtig für mich. Eine Pflegerin kam in das Zimmer und musste sich um ihn kümmern ich musste aus dem Raum raus und sah nur noch wie sie ihn mühsam auf die Seite drehte, um ihn zu waschen.

Ein paar Tage später kam ich von der Schule nach Hause. Meine Eltern sahen traurig aus. Sie mussten mir gar nicht sagen was passiert war. Ich wusste es. Ich hatte es schon in der Schule gefühlt. Mein Onkel war tot. Ich hatte ihm nicht einmal auf Wiedersehen gesagt. Er war einfach weg.

All die Erinnerungen an ihn waren das einzige, was nun noch da war. Die Besuche an seinem Krankenbett, der Moment als er nicht mehr antworten konnte oder der Krankenhausflur den ich mit ihm auf und ab gelaufen bin. Aber auch die Geschichten die er mir immer erzählt hatte, die Feste die wir zusammen gefeiert hatten, sein unvergleichbarer Humor und vor allem unsere besondere Begrüßung.

Wenige Tage später war seine Todesanzeige in der Zeitung. Im Gegensatz zu allen anderen war sie nicht nur schwarz und weiß. Im Hintergrund befand sich eine Wiese und ein blauer Himmel. Und in dem satten Blau des Himmels befand sich ein farbenfroher Regenbogen. Auf all dem befand sich ein Text mit den Todesdaten und den Angehörigen. Ein farbiges Bild von ihm schmückte ein kleines Feld neben der Landschaft. Es war eines der schönsten Bilder von ihm. Sie war anders. Nicht so traurig wie all die anderen Anzeigen um seine herum. Sie passte aber zu ihm. Er war immer glücklich und lachte viel.

Am Tag seiner Beerdigung war ich niedergeschlagen. Ich wollte nicht dass er geht. Ich konnte die Vorstellung des Abschids nicht ertragen. Als ich vor dem in die Erde gelassenen Sarg stand, liefen die Tränen nur so vor sich hin. Ich kuschelte mich in den Arm meines Vaters und beobachtete den Sarg. Er war aus dunklem Holz gemacht. Ich warf einige Blütenblätter in das tiefe Loch und verabschiedete mich ein letztes Mal von ihm. Ich musste loslassen.

Heute - drei Jahre nach seinem Tod - schmückt ein weißer Grabstein das geschmückte Grab meines Onkels. Er ist in der Form eines Baumes. Ein kleines Loch befindet sich unter der Baumkrone. Wenn das Licht der Sonne hindurch scheint ist es wunderschön, wie der Lichtstrahl auf die bunten Blumen scheint.

Auch der Regenbogen aus der Todesanzeige begegnet mir immer wieder. Wenn ein Regenbogen am Himmel erscheint denke ich an ihn. Es ist so, als wäre er wieder bei mir und ich erinnere mich an die schöne Zeit mit ihm.

Er ist mein Regenbogen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 08, 2018 ⏰

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