Kapitel 2

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"Also, Sie sagen, dass dieses Kind einfach plötzlich in ihrem Wohnzimmer war?"

"Genau."

"Und Sie haben keine Ahnung, wo es herkommt?"

"Ja."

Verwirrt kratzte der Polizist, der vor Elizabeth saß, sich den langen Bart.
Dann guckte er das Kind nochmal genauer an.
"Du heißt also A?", fragte er.
Jetzt erst fiel der dreiundzwanzig jährigen auf, wie komisch der Name klang. Da hatte sie vorher in der Panik nicht dran gedacht.
A nickte, aber sagte nichts.
"Und woher kommst du?"
Wie bei Elizabeth vor zwei Stunden konnte A keine Antworten auf all die Fragen geben.

"Nun ja", sagte er "Da sie nichts weiß, wäre es am besten, eine Gefunden-Anzeige zu machen und sie als Vermisst zu melden. In der Zeit, bis wir die Eltern gefunden haben, würde sie in ein Heim kommen."
Bei dem Wort 'Heim' zuckte die junge Frau zusammen. Aus einem unbeschreiblichen Grund wollte sie nicht, dass das kleine, mysteriöse Mädchen ins Heim kommt. Ihr Blick schweifte zu A und Elizabeth konnte sehen, dass das mysteriöse Mädchen sie eindringlich anstarrte.

Irgendwie hatte Elizabeth in dem Moment ein Gehirnaussetzer, oder es war einfach nur Intuition, aber sie sagte lauter als gewollt:"Nein, kann sie bitte solange bei mir bleiben?"

Misstrauisch beäugte der dickliche Polizist sie. "Also, Ma'am ich würde ja gerne ab-"
"Ich will bei Elizabeth wohnen!"

Stille.

Zwei Augenpaare, die auf das kleine Kind gerichtet waren, welches auf dem zu großen Stuhl saß und ausdruckslos dem Polizisten in die Augen starrte und sich nicht regte.

Nervös nestelte der Braunschopf Elizabeth an ihrer Jacke rum und blickte nun auch zu dem Polizisten auf, der gerade nervös seinen Kuli klickte.
"Ich würde ja wirklich gerne, jedo-", seine Stimme wurde leiser, als er A anguckte.
Ihre blauen Augen schimmerten wässrig und sie bewegte sich auf ihrem Stuhl herum. Mit zitternder Stimme murmelte sie:"Bitte, lieber Herr Polizist... Ich bitte sie, lassen sie mich bei Elizabeth bleiben..."

Diese Worte und die Tränen, die langsam As Gesicht runterkullerte würde sogar jemanden mit einem Stahlherzen das Herz erweichen. So auch das des Polizisten.
Er setzte an und redete langsam:"Ok... Also ich rufe mal kurz jemanden an..."
Das Telefon schnappend eilte er nach draussen und ließ die eiserne Tür hinter sich fallen.

Es vergingen Minuten.
Beide Mädchen sagten nichts und starrten nur still auf den hellen Schreibtisch, der vor ihnen stand. Mehrere Haufen bunter Akten türmten sich neben dem schwarzen Laptop, welcher leise surrte. Der Blick der jungen Erwachsenen schweifte an die Wand, wo ein Kalender von 2013 hing, welcher mit Urlaubsfotos von dem Polizisten und seinen Kindern und seiner Frau, so schätzte sie, hing.
Sonst hing nur eine Uhr dort, welche unaufhörlich laut tickte und ein kleines Fenster, durch welches gedämpftes Licht fiel.

Noch ein wenig Zeit verging, bis das gedämpfte unverständliche Reden von draussen aufhörte.
Schritte und dann wieder das Knallen der Tür.

Mit einem leisen Grummeln setzte sich der Polizist auf den ledernden Stuhl gegenüber von dem Duo.
Zu beider Überraschung erklärte er ihnen , dass A bei Elizabeth bleiben dürfe.
Jedoch stellte er ihnen ein paar Bedienungen, die nicht schwierig umzusetzen waren.
Lächelnd bedankte sich Elizabeth mehrere male. Auch A grinste schüchtern und wirkte sehr dankbar.

Die zwei verabschiedeten sich und gingen los, um noch den nächsten Bus zu nehmen.

Es war eine halbe Stunde vergangen, bis die junge Frau mit dem Nachnamen König die Haustür aufschloss und sie reingingen.
Da es bereits Abends war und Elizabeth nicht zum Mittagessen gekommen war, und A auch hungrig wirkte, setzte sie sie vor den alten Fernseher im Wohnzimmer und ging in die Küche, um schnell ein paar Spaghettis zu machen.

Als das Essen fertig war, stellte Elizabeth fix das Besteck, die Spaghetti, eine Tube Senf und ein paar Getränke hin.
Kurz noch rief sie A, welche mit schnellen Schritten angetippelt war und sich auf den Stuhl hiefte und danach Elizabeth erwartungsvoll ansah.
"Also-", fing diese an und zeigte auf die Spaghetti "Ich habe uns Spaghetti mit Senf gemacht... Aber wenn du keinen Senf oder keine Spaghetti magst, mache ich dir auch gerne was anderes."
A starrte kurz den Senf an, so als wäre es ein riesiges, stinkendes, schleimiges Monster und sagte dann verunsichert "Spaghetti ohne Senf bitte."

Soll sie doch ihre Spaghettis langweilig essen, Elizabeth macht ihr eine Kelle drauf, erkärt A kurz dass sie nicht aufessen muss, wenn sie nicht will und macht sich dann die Spaghettis mit einer extra großen Portion Senf drauf.
Manche meinen, Elizabeth hat einen komischen Geschmack, wo sie aber zu 100% nicht zustimmt.

"A, wollen wir morgen neue Klamotten für dich kaufen?", Elizabeth deutete mit dem Kinn auf das notfristig ausgesuchte Outfit, welches sie schnell rausgesucht hatte, damit das kleine Mädchen nicht in der Herbstkälte frieren würde. Einer von Elizabeths Wollpullovern, eine Hose, die der Tochter einer Freundin gehörte, die diese Hose mal bei Elizabeth vergessen hatte, und ein paar zu große Socken.
"Wäre ich an deiner Stelle, würde ich nicht in meinen riesigen Klamotten rumlaufen wollen."

Den Gedanken, dass sie eh schon nicht so viel Geld hatte, schob sie beiseite. Vielleicht könnte sie in einem Secondhandladen etwas günstiges finden, oder ihre Eltern nach Geld fragen.
So unangenehm es ihr war, dies war nun mal ein Notfall.

Nachdem beide gegessen hatten, schlug sie A vor, dass sie auf der Couch schlafen könne.
A fand das ok und so holte Elizabeth aus einer Ecke ihres Kleiderschrankes eine Decke und ein Kissen für Besucher. Während sie es aufbaute, versuchte die Brünette immer noch, irgendwelche Informationen aus A zu locken, jedoch ohne Erfolg.
Am Ende sah es sogar richtig gemütlich aus.

Kurz nachdem sich A zum schlafen gelegt hatte, räumte Elizabeth noch kurz den Tisch ab, warf das Geschirr in die Spüle und machte sich danach im Bad fertig.

Als sie endlich in ihrem Bett lag, konnte sie noch lange nicht einschlafen, zu viele Sorgen hatte sie und zu viel ungeklärt war mit dem blonden Mädchen.
Doch nach einigem Rumgewälze konnte sie endlich einschlafen und so ging der erste Tag aus der Geschichte von Elizabeth König und A zuende.

Das Mädchen aus dem HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt