Wow.

So hätte ich mir das nicht vorgestellt. ...

Diese Schule, die da vor mir in ihren schönen weißen Wänden ertönt, ist ja riesig! Wie sollte ich mich da auskennen?

Naja. Ich bin ja aus einem ganz anderem Grund hier: ...

Mein Vorstellungsgespräch!

Die Aufnahmeprüfung hatte ich vorige Woche mit einem Gutem Erfolg bestanden. Zwei Tage später bekam ich die Einladung, zu einem Vorstellungsgespräch in die Musical Academy zu kommen.

1. Stock, den großen Gang rechts entlang, 4. Raum auf der linken Seite, Vorstellungsraum. Gut. Gemerkt. Jetzt kann ich also loslegen.

Vorsichtig öffne ich die Eingangstür des Gebäudes. Es ist eine große Flügeltür, und besteht aus etwas dickerem Glas. Ich erkenne, dass quasi als Umrahmung der Tür Kristalle in dem Glas angebracht sind. Auf Kopfhöhe befinden sich dicke schwarze Lettern:
Broadway Musical Academy
Neugierig sehe ich mich innen um.

Ja gut, und wie soll ich den jetzt bitte diesen Scheiß Vorstellungsraum da finden? Dass die sogar einen Raum für sowas haben.

Aber kann ich auch einerseits verstehen. An dieser Schule bewerben sich ja jedes Jahr um die 600 Jugendliche, wovon dann vielleicht 100 aufgenommen werden.

Da kann ich ja Glück haben, dass ich schon „eine Runde weiter“ bin. Bis in die Vorstellungsgespräche schaffen es um die 400. Theoretisch kann ich ja gleich nach Hause gehen. So gute Chancen da zur Schule zu gehen hab ich nicht.

Wenn ich mir ansehe, wie gut die eine nach mir bei der Aufnahmeprüfung war, kann ich ja im Gegensatz zu ihr gar nichts.

Aber ich beeile mich jetzt lieber mal diesen komischen Raum da zu finden. Pünktlichkeit ist hier sehr bedeutend und wichtig, das hab ich beim letzten mal schon bemerkt. Da war ich aber nicht in der Schule, sondern in dem kleineren Konzertsaal. Und der ist schon groß, im Verhältnis zu der Turnhalle in meiner alten Schule.

Kurz vor 9:15, scheiße! Um 9:15 hab ich mein Gespräch! Jetzt muss ich mich aber beeilen.

Ich sprinte die große Treppe hinauf in den ersten Stock. Vielleicht kann mir diese Putzfrau mittleren Alters da weiter helfen.

Selbstbewusst gehe ich auf sie zu und frage: „Entschuldigung! Wo ist denn hier der Vorstellungsraum?“ Böse funkelt sie mich an. „Sag mal, haben Sie nicht gelernt in einem ordentlichem Ton mit jemandem zu sprechen?! Also sowas...“ Mault sie vor sich hin und fummelt wieder an ihrem Putzwagen.

„Äh, darf ich Sie bitten, mir eine Antwort auf meine Frage zu geben? Ich bin nämlich schon sehr spät dran.“

Genervt deutet sie mit einer wegwerfenden Handbewegung einen großen Flur entlang. Ich beginne zu laufen, um nicht zu spät zu kommen.

„Danke!“, rufe ich der Dame noch hinterher.
So ein unfreundliches Miststück!

Ich versuche, möglichst leise Schritte zu machen, obwohl ich eigentlich renne.

Dieses Geschoss ist menschenleer, bis auf den Aufenthaltsraum direkt neben der großen Caféteria.

Gerade als ich vor dem Raum, in dem ich in 5 Minuten sein werde, schwitzend ankomme, geht die Tür auf. Ein Junge, etwa in meinem Alter, kommt grinsend durch die Tür. Im Gegensatz zu mir ist er aber um einen Kopf größer als ich.

„Na, Kleine? Schon aufgeregt? Viel Spaß.“  

... Okay? ...

Mit zitternden Händen drücke ich die Tür auf.

Der Raum sieht ganz anders aus als ich es mir vorgestellt habe.
Die Akademie sieht von außen so kahl und weiß aus, dass ich angenommen habe, dass es innen auch in etwa so aussieht.
Es ähnelt aber eher einem »Farbmuseum«, was ich ganz und gar nicht verstehe.

In einem Vorstellungsraum sollte man sich ja konzentrieren, damit man nichts falsches sagt, oder? Das ist hier nicht der Fall.

Die Wände sind von unten bis zur Hälfte in einem warmen Braun gestrichen, die obere Hälfte in einem kühlen mintgrün. Die vielen Schränke und Kästen sind aus schönem Lindenholz.

In der Mitte befindet sich eine Art Schreibtisch. Nur größer. In Blau.

Rundherum stehen einige Sessel, die sehr bequem aussehen. Sie sind aus ultraviolettem Stoff. Auf den Sesseln liegen je zwei Polster, die mit himmelblauem Samt bezogen sind.

Ansonsten steht in dem Raum sehr viel bunter Krimskrams herum, was man aber als Deko bezeichnen könnte, da die Dinge immer an Stellen stehen, die geradezu passend wirken.

Vor mir stehen fünf Leute, zwei Frauen und drei Männer, die äußerst förmlich angezogen sind. Beide Frauen sehen schon fast einer Stewartess ähnlich.
Sie tragen einen dunkelblauen enganliegenden Rock, eine weiße Bluse mit Rüschen neben den Knöpfen und einen ebenfalls dunkelblauen schlichten Blazer.

Die drei Männer tragen einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine Hellblaue Krawatte.
Irgendwie so, als ob sich alle auf den Raum abgestimmt hätten.

Freundlich lächeln mich die Leute an, die mir jetzt viel fremder als am Anfang erscheinen.

Nach der Reihe reichen sie mir die Hand und begrüßen mich alle mit einem: „Guten Tag, Madame.“
Etwas gezwungen lächle ich zurück und sage immer: „Gleichfalls!“
Der eine beginnt dann zu reden.

„Uns freut es sehr, dass Sie sich für unsere bezaubernde Broadway Musical Academy interessieren. Wir fördern alles, wofür Sie in der Lage sind und bieten eine Vielfalt des Schauspielens und der Musik an...“

... äh ja, ein bisschen Selbstwerbung?!

„ ... Sie sehen so aus als ob Sie sich etwas vorbereitet hätten? ...“

... Hmmm ach neeeee, in dem Brief ist ja auch gar nichts von Vorbereitung auf das Gespräch gestanden.
Mann, echt, denkt dieser Typ, dass ich doof bin, oder was ...

„ ... würden Sie mir die Ehre erweisen, Ihrer sicher berauschenden Vorstellung zuzuhören?“

Ich nicke. Ich glaube, es kam etwas spöttisch rüber. Pfff. Soll er halt denken, ... dieser Affe.

Ich stelle mich vor den Tisch, an dem die »Prüfer« Platz genommen haben. Eigentlich hab ich meine Vorstellung ja auswendig gelernt, aber jetzt fühlt es sich so an, als würde alles Gelernte in kleinen Fetzen zerfallen.

Aber ich muss das jetzt machen und fange einfach an zu reden.
„Ich heiße Elea Schneider, bin 16 Jahre alt   .......... “

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