Prolog

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Vyn POV

„Er muss seine gerechte Strafe erhalten. Er hatte die Wahl und doch hat er sich gegen das Gesetz - gegen Euch - entschieden. Er ist seiner Unsterblichkeit nicht würdig!", sagte ich mit Nachdruck und schaute den König eindringlich an.
Nachdenklich legte er seinen Kopf schief. Ich beobachtete seine Reaktion wachsam und versuchte, sie zu deuten. Er schien zu zweifeln.
„Würden wir ihn nicht genug mit einer Verbannung strafen?"
Ich verneinte mit ernster Stimme: „Das Gesetz ist das Gesetz. Und es darf nicht gebrochen werden, sonst werden es ihm andere gleichtun."
Der König schien noch nicht vollständig überzeugt, also setzte ich nach: „Eure Autorität würde pausenlos in Frage gestellt werden."

Mit einem leichten Nicken stimmte er mir schließlich zu: „Vyn, du bist mir immer ein guter Freund gewesen. Ich vertraue dir voll und ganz, gemeinsam haben wir noch nie eine falsche Entscheidung getroffen. Und ich bin mir sicher, so wird es auch diesmal sein."
Ich war zufrieden, jemanden ohne Hypnose zu überzeugen.

Nach einer leichten Verbeugung machte ich mich auf den Weg zu einem der drei Gefängnistürme, um den Gefangenen höchstpersönlich für seine Hinrichtung abzuholen.
Er sollte sich geehrt fühlen, vom obersten Ratgeber des Königs abgeholt zu werden.
Mit starrem Blick ging ich an den Wachen des Turms vorbei, die mir ohne zu zögern Platz machten. Nach 53 der Marmorstufen, stand ich an seiner vor seiner Zelle und öffnete sie ohne anzuklopfen. Sofort schlug mir ein stechender Gestank ins Gesicht. Angewidert verzog ich dieses und mein Blick fiel auf die jämmerliche Gestalt zu meinen Füßen. Das Einzige, das ich in dem dämmrigen Licht, welches durch ein kleines Fenster in die kalte Zelle fiel, erkennen konnte, waren die Umrisse eines mageren, jungen Mannes. Langsam richtete er sich auf und sah mich mit leeren Augen an.
Hätte ich ein Herz, würde ich wahrscheinlich Mitleid empfinden, allerdings ekelte er mich nur an.
Der Junge ging mir ungefähr bis knapp über die Brust. Er trug einfache Kleidung, jedenfalls vermutete ich dies, da nur noch Fetzen davon übrig waren.
Abschätzig musterte ich seine blonden Haare, die wirr von seinem Kopf abstanden und seine ausdruckslosen schwarzen Augen. Jegliches Gefühl schien ihn verlassen zu haben.
Da er nicht so wirkte, als würde er sich wehren, packte ich ihn grob am Arm und zog in aus dem Gefängnis. Stolpernd, aber ohne Widerstand folgte er mir.

In der Arena angekommen, stieß ich ihn von mir, sodass er vor dem König auf den Knien landete. Zwei Wachen bauten sich links und rechts von ihm auf und zogen die Schwuchtel auf die Beine. Ich vernahm ein leichtes Schluchzen seinerseits. Bei diesem Geräusch stahl sich ein kaltes Lächeln auf meine Lippen. Der Junge wurde unter lautem Grölen der Zuschauer in die Mitte der Arena geführt, er von den zwei Wachen auf die Knie gedrückt und festgehalten wurde. Mir fiel auf, wie er seinen Blick über das Publikum gleiten ließ und plötzlich an einem bestimmten Punkt stehen blieb. Ich folgte ihm und sah einen Mann, der nicht wie alle anderen applaudierte, sondern weinte. Langsam erhob ich mich und bahnte mir einen Weg durch die tobende Menge, was nicht sonderlich schwer war, da mir sowieso fast alle auswichen. Die, die dumm genug waren, es nicht zu tun, schubste ich grob bei Seite.
Als ich bei meinem Ziel - einem breitschultrigen Mann meines Alters mit einer für den Hof des Südens typischen Uniform und hellbraunem Haar - angekommen war, machte ich von meiner seltenen Gabe Gebrauch...Hypnose. Langsam färbten sich meine zuvor eisblauen Pupillen von innen nach außen in ein Dunkelblau.
Leise fragte ich ihn: „Was hast du mit diesem Jungen zu tun?" und zeigte auf die Mitte der Arena. Ohne zu zögern antwortete er: „Er ist mein Geliebter."
„Gut, dann folge mir.", forderte ich ihn amüsiert auf und ging zu meinem Platz zurück. Kurz bevor ich in Sichtweite des Königs war, löste ich die Hypnose auf und zerrte ihn vor den Thron.
Verwirrt wandte sich der König an mich: „Und wer ist das?"
„Der Geliebte des Verurteilten.", gab ich knapp zurück.
Er seufzte: „Also der auch noch?"
„Das wäre angemessen."
Weitere Wachen kamen auf uns zu und schleiften ihn zu seinem Partner.

Only mine || *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt