Dark Side

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„Wenn du wirklich ein Superheld werden möchtest, dann gibt es da eine sehr effektive Methode: glaub einfach ganz fest daran, dass du in deinem nächsten Leben mit Quirk geboren wirst und spring vom Schuldach."

"Katsuki Bakugo?", die Frau an dem Schreibtisch vor ihn, sah ihn fragend an.
"Mit wem haben Sie denn sonst um diese Zeit einen Termin.", murrte er und musterte die Dame im grauen Kostüm. Sie schien noch sehr jung und neu in diesem Job zu sein. Sie strich sich schnell eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und wirkte etwas verunsichert. Genervt verdrehte er die Augen. Warum wurden ihm immer die inkompetenten Vermittler vorgesetzt? Er hatte nun wirklich keine Nerven für so eine unnötige Zeitverschwendung, denn mit seiner Zeit wusste er Besseres anzufangen.
"Ähm...", stotterte sie und schluckte schwer. "Sie haben sicher von den brutalen Morden gehört, die immer öfter Bürger dieser Stadt ereilen?" Wie hätte er um das Thema herum kommen können. In Heldenkreisen gab es beinah kein anderes Thema. Jeder fragte sich, wann man den Mörder finden würde und vor allem, wer die Lorbeeren für sich ergattern konnte. Er selbst hatte wenig Interesse an Detektivspielen, er mochte klare Fälle, ein Ziel oder einen Gegner, den er erledigen konnte.
"Ja.", antwortete er knapp und gelangweilt. Die junge Frau sortierte eilig die Akte neu, die vor ihr lag. "Und?" Er zog genervt die Augenbrauen nach oben.
"Huh? Ah ja. Wir haben ihn gefunden.", sie blickte auf und sofort zurück auf die Akte, da er sie sichtlich einschüchterte.
"Und?", er hatte, wie gesagt, kein großes Interesse an diesem Fall.
"Wir brauchen, uhm, einen Held für das Grobe. Wie mein Boss gesagt hat.", sie lachte angespannt. "Sie müssen nur den Standort infiltrieren und den Gegner ausschalten, egal wie." Er schnaubte.
"Was bringt mir dieser Fall?", fragte er und musterte die Frau eisern.
"Natürlich sehr viel Ruhm, jeder möchte diesen Mörder tot sehen.", er sah sie genervt an. "Und eine ordentliche Gehaltserhöhung, das dürfte für Sie wohl ausschlaggebender sein." Täuschte er sich oder lag etwas Abfälliges in ihren Worten.
"Es klingt nicht schwer. Von mir aus, ich mache es.", er streckte die Hand aus und bat so um die Akte. Sie überreichte ihm diese eilig. Er blätterte grob darüber. "Es gibt noch keinen Namen."
"Nein. Wir wissen nur wo er ist, nicht wer.", nickte sie und er nickte. Dann bestand vielleicht ein kleines Risiko, dass sein Gegner stärker war als er aber dieses Risiko war nun wirklich winzig.
"Na schön.", er schlug die Akte zu und erhob sich. Die junge Frau erhob sich ebenfalls.
"Vielen Dank und ich wünsche Ihnen viel Erfolg.", sie wollte die Hand ausstrecken, als sie das Rauchen bemerkte, welches von seiner Hand ausging. Schnell brach sie die Bewegung ab und schluckte schwer. Er nickte ihr kurz zu und lief aus dem Gebäude heraus. Wie eigentlich immer standen Reporter vor dem Haupteingang, doch die ignorierte er, wie er es immer trat und lief in Richtung seiner Wohnung um Vorbereitungen zu treffen.
Bereits am nächsten Nachmittag stand er vor dem verlassenen Fabrikgebäude, zu welchem ihm die Koordinaten aus der Akte geführt hatten. Ein letztes Mal zog er alles an seinem Kostüm zurecht, dann trat er auf die Tür zu und diese ein. Die Halle lag verlassen und im Halbdunklen vor ihm, nur die verdreckten Fenster ließen etwas Licht in das alte Gebäude. Es roch nach abgestandener Luft, Moder und auch ein wenig nach Schweiß, Urin und Verwesung. Er rümpfte die Nase und sah sich in der Halle um. Es erinnerte ihn hier an ein altes Schlachthaus, der Boden und die Wände waren mit Fliesen ausgelegt. Langsam bewegte er sich weiter in die Halle hinein. Etwas hier beunruhigte ihn, als würde etwas um jede Ecke lauern. Im Moment wünschte er sich bloß, dass er diesen Job abgelehnt hatte aber auf die Gehaltserhöhung wollte er nicht verzichten und diesen ganzen anderen Nervensägen könnte er dann unter die Nase reiben, dass gerade er den Mörder besiegt hatte. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich, leichte, leise Schritte. Sein Gegner war vermutlich sehr klein und leicht. Er fuhr herum, doch dabei erkannte er nichts. Wieder hinter ihm ertönte ein Kichern.
"Verarsch mich nicht und komm raus!", schrie er und sah sich suchend um.
"Na, na, Held, nicht solch ein Tonfall.", kicherte eine helle, jungenhafte Stimme. Etwas daran klang vertraut und das verwirrte ihm für einen Moment so sehr, dass er nicht richtig aufpasste. Schmerz jagte durch seinen Kopf und die Welt um ihn herum verschwamm, dann spürte er, wie er ungebremst nach vorne kippte. Er schlug auf den Boden auf, schaffte nicht, sich richtig abzufangen und traf mit der Stirn hart auf die Fliesen auf, dann war es schwarz.

Dark side // Oneshot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt