Salisbury

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte kroch langsam die Vorfreude in mir auf. Über Nacht hatte ich wohl den Gedanken verarbeitet besonders zu sein. Endlich konnte ich mich freuen. Ich würde ein neues Leben beginnen können. Ich sprang aus meinem Bett. Ein lautes Frauchen verriet mir, dass ich wohl Nora von meinem Bett geschubst hatte. Sie beschwerte sich lautstark „Kat was ist denn los mit dir du bist doch sonst nicht so fröhlich am Morgen. Du hast mir weh getan", jammerte sie vor sich hin und begab sich gemächlich runter zur Küche, begleitet von dem gewohnten knarren der alten Holztreppe.
Ich riss wie jeden Morgen die Fenster auf, nur dieses mal war ich froh gelaunt. Schnell zog ich meinen Morgenmantel und die Hausschuhe an. Am Flur angelangt zog ich den hölzernen und modrigen Duft der alten kleinen Wohnung, in der wir lebten, ein und genoss dieses fröhliche und muntere Kribbeln in meinem Bauch. „Mama steh auf wir wollen los! ", rief ich gut gelaunt durch das Haus. Meine Nachbarn würden jetzt wohl auch wach sein, doch mir war das gründlich egal. Sie mieden mich eh alle.
Im Bad beeilt ich mich schnell mein Aussehen aufzufrischen. Ich entschied mich nach dem Duschen für einen Zopf und dezentes Makeup. In den Flur richtung mein Zimmer rennend stolperte ich und fiel beinahe hin, ließ mich davon aber nicht stören. Ich bin sehr tollpatschig. Meine Mutter kam mir müde die Augen reibend entgegen geschlurft. „Guten Morgen Mama. Ich zieh mir noch schnell warme Sachen an und mache Frühstück, damit wir los können." „Du bist aber gut gelaunt, wie ein kleines Kind. Guten Morgen mein Schatz und ja ich mach mich eben fertig, immer mit der Ruhe", murmelte sie im Halbschlaf.
In meinem Zimmer schloss ich schnell das Fenster. Es war eiskalt in meinem Zimmer geworden. Schnell öffnete ich den Schrank. Oje, was soll ich anziehen. Auf jeden Fall etwas warmes. Mein Wandschrank war groß und mit vielen Jacken, Pullis, Schuhe und anderen Kleidungsstücken voll gequetscht. Es sah im Gesamtbild sehr bunt aus. Ich glaube ich hatte sogar noch was in meinem Schrank von meiner Grundschulzeit, was mir natürlich überhaupt nicht mehr passte. Heute entschied ich mich für eine warme schwarze Leggins, ein grauer großer und flauschige Pulli, und meine Wollsocken. Ich packte noch meine braunen Lederstiefel und meine braune Jacke mit Fell an der Kapuze. Meine alte und ziemlich mitgenommen aussehende braune Tasche musste auch mit kommen. Da steckte ich mein Lieblingsparfüm und meine Handy mitsamt meiner Kopfhörer rein. Nora war inzwischen wieder hoch gekommen und wich erschrocken aus, als ich auf sie zu lief. Ich sprang wortwörtlich die Treppe hinunter. Ich nahm mindestens drei Stufen gleichzeitig. Unter meinem Gewicht knarrte sie noch lauter und ich hatte Angst, sie würde zusammen brechen. Aber das ist Unsinn. Es war Eichenholz und das hält trotz des Alters denke ich mein Gewicht noch aus.
In der Küche angekommen drückte ich auf den Knopf der Kaffeemaschine, welcher das Wasser zum Kochen brachte. Ich nahm mir zwei Tassen und breitete den Kaffe vor. Ich trank meinen gerne mit viel Zucker und Milch. Nora machte ich ihr Frühstück ebenfalls. Sie schnurrte zufrieden, als ich mich neben sie setzte und ihr weiches Fell streichelte. Ich bereitete meiner Mutter und mir noch schnell Toast mit Rührei und Bacon vor und schmierte ein paar Sandwiches für den Tag, welche ich direkt einpackte. Ich liebte es zu kochen und konnte das auch sehr gut. Sophi war ja nicht oft da, da sie viel arbeitet. Somit lernte ich früh selbstständig zu werden, was Vorteile hatte. Brodelnd lief das Wasser durch den Kaffefilter und verbreitete einen leckeren Duft in der ganze Küche. Als ich mich an den Tisch setzte schloss ich die Augen. Ich hörte wie meine Katze ihr essen genoss und das Sophi gleich fertig sein musste im Badezimmer. Ungeduldig bewegte ich mich auf meinem Stuhl hin und her. Ich entschied einfach schon mal Anzufangen zu essen. Ich lud jeweils eine große Portion Rührei und Bacon auf zwei Teller und legte Toasts dazu. Zusammen mit den beiden Tassen Kaffe machte ich mich auf den Weg zurück zum Tisch. Das Knarren der Treppe und rasseln des Autoschlüssels meiner Mutter deutete, dass sie gerade fertig geworden ist. Müde und sichtbar fröhlich über das leckere Essen setzte sie sich zu mir. „Wo ist das eigentlich, wo wir hin müssen?", fragte ich kauend. „Also soweit ich weiß, müssten wir nach Salisbury und durch eine rote große Tür. Sie soll leicht zu finden sein. Dahinter liegt diese Ebergasse." „Und wie kommen wir da rein? Da dürfen sicher nicht alle rein? Was ist wenn wir das nicht finden? Oder gar nicht alles besorgen können? Ist es denn überhaupt die gleiche Währung? Ich komme mir so dumm vor nichts über diese Welt zu wissen", fragte ich meinen Mutter aufgeregt. „Hey, sei mal nicht so nervös. Es wird alles gut gehen und ja es gibt eine andere Währung aber du lernst schon noch damit umzugehen das ist einfach. Du bist nicht alleine Liebling. Na los iss schon, es dauert eine Weile bis dahin." Ich beeilte mich schnell aufzuessen. Ich stellte das Geschirr in die Spüle. „Lass mich abspülen. Hol du lieber mal alles wichtige, was wir brauchen." „Oh stimmt ich brauche den Zettel noch", rief ich und rannte die Treppe hoch. In meinen Unterlagen fand ich den Brief schließlich. Schnell verstaute ich ihn in meiner Tasche und eilte hinunter. „Darf Nora mit kommen?", fragte ich. „Klar aber los." Mit den Worten gingen wir in die Kälte. Ich schlung meinen roten Schal enger um meinen Hals. Ich war froh mit dem Auto nach Salisbury zu fahren. Jetzt draußen sein zu müssen wäre viel zu kalt.
In dem kleinen roten Auto meiner Mutter herrschten gefühlte - 10°. Die Heizung stellte ich auf warm, so warm wie es nur ging. Wir hörten Radio auf dem Weg zur Ebergasse. Es lief meine Lieblingsmusik . Ich liebte Rock Musik, besonders Five Finger Death Punch. Nach einiger Zeit schlief ich ein. Als ich aufwachte und aus dem Fenster schaute, sah man verschneite Landschaften. Es waren weite weiße Flächen, wo im Sommer wohl grünes Gras war. In der Ferne erkannte man einige Bäume. Wir mussten ganz in der Nähe sein. Nora hatte es sich auf meinen Beinen bequem gemacht. Sie frohr wohl nicht, obwohl es im Auto mittlerweile mollig warm geworden war. „Wie lange würden wir noch fahren?" „Salisbury ist direkt die nächste Stadt. Wir sind sogar schon an Stone Heng vorbei." Schade, dabei wollte ich sie unbedingt auch mal im Schnee sehen. Auf der Rückfahrt werde ich hoffentlich noch wach sein. Über der Bergkuppe hinweg erkannte man schon die Kathedrale von der Stadt. Wir suchten einen geeigneten Parkplatz. Sophi hatte Probleme damit, durch die engen Straßen zu fahren und überhaupt erstmal einen Parkplatz zu finden. Nach drei Stunden Fahrt und 20 minutenlanger Suche nach einem Parkplatz, fanden wir einen relativ nah der Innenstadt. Innerhalb von 5 Minuten erreicht wir die Passage. In ihr tummelten sich viel Menschen und das bei diesem kalten Wetter. Alle waren in dicker Kleidung mit Schal und Handschuhe angezogen. Viele liefen mit Tüten an der Läden vorbei. Aus manchen kam ein unglaublich leckere Duft von Lebkuchen und Zimt. Es sah Märchenhaft aus. Die Häuser reihen sich eng aneinander. Viele waren Fachwerkhäuser einige aber auch aus Stein mit schönen Verzierungen. An den bunten Häusern ragten die Schilder über die Straße. Es war ein magischer Anblick. Der Schnee verstärkte das Kribbeln der Vorfreude in meinem Bauch.
Sophi zog mich durch die Menschenmassen. Über ihnen lag der Rauch der Schornsteine. Es war nicht unangenehm. Wir liefen weiter und Bogen in eine kleine enge Gasse. Im Sommer sieht sie wahrscheinlich schöner aus. Jetzt unter den Schneemassen erkannte man kaum den Boden. In meinen Gedanken versunken rutsche ich aus und fiel hin. Die Handschuhe und dicke Kleidung sorgte dafür, dass ich mich nicht verletzte. „So ein Mist immer passiert mir sowas", murmelte ich fluchend und klopfte den Schnee von meiner Kleidung. Nora lachte leise und lief an mir vorbei. „Ach was machst du bloß. Los komm, da vorne ist die Tür schon." Schnellen Schrittes gingen wir geradewegs auf die Tür zu. Sie war in einem auffälligen Rot gestrichen. Vorne hing ein verzierte Türklopfer. Sophi klopfte mit diesem in verschiedenen Abständen gegen die Tür. Sie schwang auf und was dahinter lag raubte mir den Atem. Erstarrt stand ich vor dem ersten Schritt in mein neues Leben.

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