"Niemand will dich hier haben, Miststück!"
"Verpiss dich doch einfach!"
"Schon wieder dein Gesicht ertragen zu müssen grenzt an Körperverletzung!"
Immer wieder hörte ich ihre Stimmen in meinem Kopf und obwohl ich wusste, dass sie es nicht wert waren, floss mir eine leise Träne aus dem Augenwinkel über mein Gesicht und tropfte auf den Boden. Ich war in den Wald in der Nähe der Schule gelaufen, denn hier verirrte sich eigentlich nie jemand. Wie immer, wenn Lucas und Paul ihren Frust an mir ausließen, setzte ich mich nach der Schule auf diesen Stein am alten Brunnen mitten im Nichts. Dort konnte ich weinen, bis keine Tränen mehr kamen und schreien, bis mir die Stimme im Hals stecken blieb. Ich war dort allein mit meinen Ängsten und Gedanken.
Aber heute war etwas anders. Ich hatte auf dem Weg zum Brunnen das Gefühl nicht allein zu sein, aber ich war mir sicher, dass mir niemand aus der Schule gefolgt war. Vorsichtig schaute ich mich um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken und dachte, ich hätte mir das sicher nur eingebildet. Ich holte mein Handy und meine Kopfhörer aus meinem Rucksack und öffnete Spotify. Die Nachrichten meiner Klassenkameraden ignorierte ich gekonnt und startete mein Lieblingslied "Ist da jemand" von Adel Tawil. Ich drehte die Musik so laut ich konnte und rannte los. Immer weiter zog ich mein Tempo an, bis ich völlig erschöpft und außer Atem an dem Brunnen ankam. Ich lehnte mich an den Brunnenrand, ließ meinen Rucksack auf den Boden gleiten und nahm die Kopfhörer aus den Ohren. Nachdem ich mich auf meinen Stammplatz auf dem Stein gesetzt hatte, kreiste ich mit den Schulterblättern, um meine Verspannung ein wenig zu lösen. Es hatte gut getan ein wenig zu sprinten, einfach den Kopf frei zu bekommen.
Ich hörte neben mir einen Ast brechen und war sofort mit meiner vollen Aufmerksamkeit da und schaute mich um. Wie zuvor konnte ich auch jetzt niemanden entdecken, aber ich war mir dieses Mal sicher, dass da jemand war. "Komm raus!", rief ich und versuchte so mutig und stark wie möglich zu klingen, doch das Zittern in meiner Stimme zeigte nur zu deutlich, dass ich völlig in Panik verfallen war. "Wer auch immer da ist, das ist nicht witzig!", versuchte ich halbherzig zu rufen, doch meine Stimme klang so leise, als wäre es nur ein Windhauch gewesen.
Ich wartete einige Sekunden, aber als sich noch immer nichts rührte, dachte ich, dass es wohl nur ein Tier gewesen sein konnte und musste dann über mich selbst schmunzeln. Ich drehte mich um, griff nach meinem Rucksack und wendete mich von dem Brunnen ab in Richtung Heimweg. Ein Schrei entfuhr mir, als ich plötzlich einen Jungen vor mir stehen hatte. Mein Herz setzte einen Schlag aus und schlug dann doppelt so schnell weiter. Ich hatte also Recht gehabt und mir war tatsächlich jemand gefolgt, auch wenn ich nicht wusste wer er eigentlich war. Mit seinen schwarzen Augen schaute er mich musternd an und ich war noch immer so überrumpelt, dass ich einen Schritt nach hinten machte und dabei über den Stein stolperte, auf dem ich sonst immer saß. Ich verlor mein Gleichgewicht und drohte nach hinten zu fallen, als sich zwei starke Hände an meine Taille legten und mich auffingen. Um nicht noch mal zu fallen machte ich einen Schritt nach vorne. Ich schaute den Fremden an und er musterte mich belustigt. "Mund zu, sonst kommen die Fliegen rein", sagte er lächelnd und ich schloss meinen Mund und wurde natürlich sofort rot, da er mich beim Starren erwischt hatte. "Da-Danke fürs Auffangen", murmelte ich und traute mich nicht ihm noch mal in die Augen zu schauen. "Gern geschehen", sagte er mit seiner rauen aber doch sehr beruhigenden Stimme. Langsam normalisierte sich mein Puls wieder, bis ich realisierte, dass seine Hände noch immer an meiner Taille lagen und uns gerade mal ein paar Zentimeter trennten. "Verrätst du mir deinen Namen?", fragte er und schien zu merken, wie unwohl ich mich in der jetzigen Situation fühlte, denn er ging ein kleines Stück zurück, ließ jedoch seine Hände wo sie waren. "Kate", brachte ich mit Mühe über die Lippe, "Katherina, aber alle nennen mich Kate." "Ein sehr schöner Name, Kate. Was machst du so allein hier im Wald?", fragte er weiter und ich war von ihm so sehr in einen Bann gezogen, dass ich gar nicht auf die Idee kam ihn zu fragen, wie sein Name war. Seine Augen fesselten mich zu sehr. Sie waren stechend grün mit einem gelb-braunen Stich an der Pupille und das, obwohl sie zuvor noch fast schwarz gewesen waren. "Ich wollte allein sein", murmelte ich und konnte meinen Blick noch immer nicht von seinen Augen lösen und auch er unterbrach den Blickkontakt nicht. "Möchtest du, dass ich dich allein lasse?", fragte er und musterte mich eingehend. "Nein", antwortete ich, bevor ich darüber nachdenken konnte. War es so schlau mich mitten im Wald mit einem Fremden aufzuhalten? Sicherlich nicht. Aber warum fühlte es sich dann so richtig an? So, als wäre das alles schon immer das Normalste auf der Welt?
Ich lief schon wieder rot an, und wendete meinen Blick von seinen wunderschönen Augen auf den Waldboden. Er löste die linke Hand von meiner Hüfte und deutete auf den Weg, den ich hergelaufen war. Ich lächelte ihm leicht zu und wir machten uns auf den Weg zurück. Unterwegs fing ich an zu zittern und wollte aus meinem Rucksack meine dünne Jacke holen, doch der Fremde hatte kurzer Hand seinen Hoodie ausgezogen und mir lächelnd gegeben. Erst wollte ich ihn nicht annehmen, doch ich sah seinen Blick und nahm den Hoodie dann doch dankend an.
Vor meiner Haustür angekommen wollte ich ihm den Hoodie zurückgeben, doch der Fremde winkte ab, lächelte mich noch einmal an und mit einem kurzen, aber freundlichen "Bis bald, Kate" war er schon um die nächste Ecke verschwunden, bevor ich richtig hätte reagieren können. Er erschien mir ein wenig seltsam, doch irgendwie mochte ich ihn und hoffte, ihn tatsächlich bald wiederzusehen. Ich schloss die Tür auf und zum ersten Mal seit langem kam ich mit einem echten Lächeln auf den Lippen nach Hause.
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Hey zusammen, ☺
hier ein kleiner Einblick in mein neues Buch.
Ich hoffe euer Interesse ist geweckt!Beaxx ♥
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Alphas Mate - Black Eyes
FantasyKate lernt ihn kennen, als sie davon läuft vor dem, was sie am Meisten fürchtet; Die Mobbingattacken ihrer Mitschüler! Aber ER ändert alles in ihrem Leben. ER ist der Junge, dessen Augen die Farbe wechseln können. ER ist der Junge, der ihr die Augen...