Kapitel 1.2

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Sofort schmiegte ich mich wie von selbst in seine Hand und genoss die sanfte Berührung sehr. Vorsichtig strich sein Daumen über meine Wangenknochen und noch bevor ich reagieren konnte, hatte er mich zu sich herangezogen und mich in seine straken Arme geschlossen. So viel Nähe war mir fremd, die letzte richtige Umarmung war fast drei Jahre her und ich konnte es nicht einfach so genießen. Einerseits fühlte ich mich sehr zu Jonas hingezogen, andererseits war er ein Fremder, der mir mutterseelenallein im Wald begegnet war und nun zufällig in meine Klasse ging. Ich fand die Zufälle schon fast zu viel, als dass es tatsächlich keinen Haken haben könnte, aber trotzdem wuchs in mir die Hoffnung, dass auch mir endlich etwas Gutes passieren würde. Vielleicht war es einfach Zeit, dass sich etwas änderte und ich hatte jetzt die Möglichkeit danach zu greifen, aber vielleicht war das auch alles nur Einbildung.

„Danke", murmelte ich gegen seine starke Brust und schlang meine Arme zögerlich um ihn, um die Umarmung zu erwidern. „Nichts zu danken, mein kleines Kätzchen", flüsterte er und drückte mich noch enger an sich. „Kätzchen?", fragte ich verwirrt nach, musste jedoch lächeln, denn der Spitzname gefiel mir irgendwie. „Ja, Kätzchen. Schließlich bist du klein, süß und heißt Kate", erklärte er, aber ich hörte ihn schmunzeln.

Als es zum Ende der Pause klingelte, erschrak ich. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht so lange aufhalten. Du wolltest bestimmt was essen, oder-" Mitten im Satz unterbrach Jonas mich, in dem er seinen Finger auf meine Lippen legte. „Ganz ruhig, Kleine. Ich hätte schon was gesagt, wenn mich was gestört hätte." Ich lächelte ihn schüchtern an und mir wurde ganz warm im Gesicht und dennoch hing sein Blick in meinen verhakt.

Während die ersten Schüler wieder ins Klassenzimmer stürmten, gingen wir wieder auf unsere Plätze, richteten unsere Sachen für die nächste Stunde und jeder hing seinen Gedanken nach. Immer wieder kam mir Jonas Blick in den Sinn, wie er mich musterte und zwar nicht so abwertend, wie ich es durch die Anderen gewohnt war, sondern ganz anders. Als wolle er mir damit etwas sagen. War da vorher etwas wie Unsicherheit in seinem Blick? Oder hatte ich mich getäuscht? Hatte ich mir das alles nur eingebildet? War das alles gar nicht so, wie ich es empfand und war das alles wirklich real oder vielleicht doch nur ein Tagtraum? Ich war den Tränen nahe, als mir in den Sinn kam, dass ich mir das alles vielleicht nur eingebildet hatte, aber ein Blick in Jonas Richtung zeigte mir bereits, dass es real war und ich mir das alles nicht nur eingebildet hatte. Sein Blick lag auf mir und er musterte mich lächelnd, bis er merkte, dass etwas nicht stimmte. „Kate, ist alles in Ordnung?", fragte er und blickte sich suchend nach der Ursache meines Stimmungswandels um. „Ja, alles okay, ich hatte nur gerade einen blöden Gedanken", murmelte ich und senkte den Blick. Ich wollte ihm nicht sagen, was ich gedacht hatte, aus Angst, dass er mir nur bestätigen würde, was ich bereits gedacht hatte. „Kleine, egal was ist, ich werde für dich da sein. Und dass ich das zu jemandem sage, den ich noch keine 24 Stunden kenne, muss schon was heißen!" Ich lächelte leicht und blickte ihm in die Augen. Alles was ich sah, war seine Sorge um mich und ich wollte es einfach glauben. Ich wollte, dass das alles wahr ist. Also versuchte ich dem Ganzen ein bisschen Vertrauen zu schenken und erklärte ihm leise, in groben Zügen, was meine Sorge gewesen war. „Ach Kate, diese dummen Gedanken werde ich dir noch austreiben, das kannst du mir glauben", war das Letzte, was ich hörte, bevor ein Lehrer den Raum betrat. Wir bekamen ein paar Aufgaben und der Lehrer verließ den Raum wieder, um woanders eine Klassenarbeit zu beaufsichtigen. Während die meisten Schüler ihre Handys hervorholten und anfingen dummes Zeug anzuschauen, schnappte ich mir meine Aufgaben, einen Block und mein Mäppchen und nickte Jonas einmal fragend zu, bevor ich mit meinem Schulzeug bewaffnet den Raum verließ und draußen vor der Tür auf Jonas wartete, der noch seine Sachen zusammenpackte. „Ich lerne bei solchen Ruhestunden gerne im Aufenthaltsraum, da ist um die Uhrzeit kaum jemand. Die meisten Schüler sind nur in den Pausen dort", erklärte ich ihm und er nickte verstehend.

Alphas Mate - Black EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt