Nun stehe ich hier und weiß nicht was ich machen soll. Ich erinnere mich wie wir uns vor 5 Jahre getroffen haben.
Ich lief gerade zu meiner nächsten Unterrichtsstunde, als jemand von hinten gegen mich stieß. Ich drehte mich verwundert um, nur um kurz darauf verzaubert zu werden. Der Junge vor mir versuchte sich mit irgendwelchen Entschuldigungen aus dieser Situation zu retten. Ich jedoch war weder wütend noch irgendwie verärgert und entgegnete grinsend "Du weißt schon, dass du es jetzt irgendwie wieder gut machen musst?!" Er fing auch an zu grinsen und erwiderte "Na klar. Es wird die beste Überraschung, die du jemals sehen wirst. Komm morgen um 19 Uhr hierher!" "Woher soll ich wissen, dass du nicht irgendein Psycho bist, der mich entführt und als Sklave halten will?" fragte ich ihn lachend. "Da musst du mir wohl Vertrauen, Schätzchen" entgegnete er und drehte sich auf den Absatz, nur um mich dann nochmal zu zuzwinkern und wegzulaufen.
Ich weiß noch genau wie nervös ich gewesen bin, als ich da einfach alleine auf den Pausenhof gestanden habe, nicht wissend ob du es ernst meintest oder nicht. Doch du bist nicht gekommen und ich wollte eigentlich schon längst gehen, doch es war eine der besten Entscheidungen zu bleiben.
Von hinten tippte mir jemand auf die Schulter und ich drehte mich blitzschnell um. Dort stand der Junge von gestern und lächelte mich an. Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Es war gerade Mitte Dezember und vor Kurzem hatte es zum ersten Mal geschnieen, sodass alles weiß war, da der Schnee liegen geblieben ist. "Wohin gehen wir?" fragte ich nach, doch er lächelte nur mir zu und ging nicht auf meine Frage ein. " Okay, wenn du mir schon nicht sagst wohin wir gehen, könnte ich dann bitte deinen Namen wissen?" fragte ich ihn angepisst. "Dominik!", antwortete er knapp. "Luca" gebe ich genauso knapp von mir. Wenn er nicht reden will, dann halt nicht. Wir liefen eine Weile und er hatte noch immer nicht meine Hand losgelassen. Anstatt ihn darauf anzusprechen, ließ ich es auf sich beruhen und betrachtete die Umgebung. Es war dunkel sodass ich nicht wirklich viel entdecken konnte. Dazu liefen wir durch einen Wald, dessen Blätter das Mondlicht nur ab und zu hindurch ließ.
Es ist wunderschön gewesen. Ich habe damals meinen Augen nicht trauen können und habe gedacht, dass das alles nur ein Traum sein kann. Doch es war keiner.
Wir kamen an und wow. Es war eine kleine Schlittschuhbahn. Niemand war dort und die komplette Bahn war mit verschiedenfarbigen Lichterketten. Diese dienten als einzige Lichtquelle, abgesehen von Mond. Er zog mich zu dem Eis und half mir die ausgeliehenen Schlittschuhe anzuziehen. Als ich beide an hatte, zog er sich schnell seine an und lief zu der Eisbahn. Dort stieg er schnell hinauf und half mir auf die rutschige Fläche.
Es ist ewig her gewesen, dass ich das letzte Mal auf dem Eis stand. Wir hatten viel Spaß zusammen und die ganze Zeit bin ich glücklich gewesen, aber eine Situation ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen und es fühlt sich heute noch an, als wäre alles erst gestern passiert.
Wir lachten viel und hatten eine Menge Spaß, als ich an einer Stelle nicht aufpasste und es meinen Schlittschuh wegriss. Ich saß auf dem Eis, mein Fuß lag neben mir und hatte sich verdreht. Gesund sah das nicht aus. Harry hat sofort den Notarzt mit Krankenwagen herbestellt und setzte sich neben mich um mich zu beruhigen. Mein Fuß tat mir höllisch weh und ich stand noch immer unter Schock. Was genau passiert ist wusste ich nicht, doch das Erste an das ich mich wieder richtig erinnern konnte war, dass ich in einem weißen Raum mit dem ekelhaften Geruch nach Desinfektionsmittel aufwachte. Dominik saß auf einem Stuhl, mit dem Oberkörper auf dem Bett gelehnt und schien zu schlafen. Er musste bemerkt haben, dass ihn jemand beobachtete, denn in diesem Moment, schlug er seine Augen auf und starrte damit direkt in seine. "Oh Gott, Luca. Geht es dir gut? Gott sei dank bist du aufgewacht. I-Ich d-dachte...", weiter kam er nicht, da seine Tränen ihm die Stimme stahlen. Ich nahm ihn einfach in den Arm und er fing an zu schluchzen.
Ja, du warst total fertig, als du mich dort in dem Krankenhausbett liegen gesehen hast und hast dich nicht von dem Bett wegbewegt, wie der Arzt mir berichtet hatte. Meine Familie hatte zu dieser Zeit Urlaub gemacht. Natürlich sind sie benachrichtigt worden, doch ich wollte nicht, dass sie wegen mir ihren Urlaub abbrechen, weshalb ich ihnen sagte es sei nichts schlimmes.
Dominik war jeden Tag bei mir im Krankenhaus. Er war schon da, als ich in der Früh aufwachte und ging erst wenn ich abends eingeschlafen war. Jedes Mal wenn ich ihn fragte, wie er so früh und so spät abends noch hier sein konnte und ob seine Familie ihn nicht suchen würde, wich er meiner Frage aus und wechselte das Thema. Ich wollte ihn nicht unnötig belasten, weshalb ich es dabei beließe und mich freute, dass er jedes Mal da war. In der Zeit meines Krankenhausaufenthaltes wurden wir zu besten Freunden und bald schon konnten wir gar nicht mehr ohne den jeweils anderen.
Damals war meine Welt perfekt. Ich dachte deine wäre es auch gewesen, doch hätte ich die winzigen Anzeichen rechtzeitig verstanden, hätte ich vermutlich hinter deine Maske geblickt und wer weiß, vielleicht wäre es dann niemals so gekommen. Doch ich habe es nicht gesehen. Ich habe nicht bemerkt, dass du dich versteckt, dass etwas anders an dir ist. Ich habe gedacht, deine Welt wäre genauso perfekt wie meine. Doch sie war es nicht.
Dominik hat sich komisch verhalten. Er trug nur noch längere Oberteile, vermied es mir ständig in die Augen zu schauen und hatte jedes Mal eine Ausrede parat wenn wir ins Schwimmbad wollten. Ich dachte mir nichts dabei. Dachte er hätte nur irgendeine Phase und diese würde schon vorbei gehen oder er schämt sich einfach oberkörperfrei herumzulaufen. Er wurde immer dünner und sprach seltener mit mir. Ich fragte ihn mehrmals, ob alles okay sei. Er antwortete es war alles in Ordnung und hat gelächelt.
Wenn ich so zurück denke, fällt mir dazu ein passender Spruch ein: Sometimes when I say, "I'm fine", I want someone look me in the eyes and say, "tell me the truth". Es ist manchmal einfacher zu lächeln als zu erklären wieso man jetzt weint und dennoch will man jemanden haben, der einen durchschaut. Ich hätte besser aufpassen müssen. Du wurdest an diesem Tag 16. Wir haben mit deiner Familie gefeiert, doch du hast nur gelächelt und warst nicht wirklich glücklich. Deine Augen hatten dich verraten. Ich wollte dich am nächsten Morgen darauf ansprechen. Verdammt, wieso bin ich nicht sofort zurück gegangen. Wieso wollte ich auf morgen waren? Wieso musstest du es so beenden und wieso hast du nicht mit mir gesprochen? War es doch meine Schuld? Natürlich, dein Brief hat alles erzählt, doch dennoch, hätte ich es verhindern können?
Nun stehe ich vor deinem Grab. Es sind nun 3 Jahre her und immer noch habe ich nicht damit abgeschlossen. Ich komme jeden Tag zu dir. Erzähle dir wie es mir geht und wie sehr ich dich vermisse. Jeder meint ich muss mit dir abschließen und weiter leben, doch kann man mit jemanden abschließen, wenn man doch eigentlich Schuld am Tod dieser Person trägt? Wenn man weiß, man hätte es verhindern können? Ich komme als einziger noch an dein Grab. Zwar habe ich einen Beruf gefunden und lebe weiter, nur vergessen werde ich dich nie. Du bist immer in meinem Herz, Dominik...
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OneShot-Sammlung
Short StoryDas ist wie im Titel schon beschrieben eine OneShot-Sammlung. Es werden verschiedene OS kommen, jedoch bis jetzt noch sehr unregelmäßig. Es werden sowohl hetero- als auch homosexuelle Geschichten folgen. Die Geschichten werden entweder im Titel oder...