Prolog

158 15 37
                                    

~Vor 3 Jahren

"Gib mir den Lolli zurück, Amalia! Den habe ich gerade von meinem letzten Taschengeld gekauft. Also gib ihn mir zurück, oder ich bezahle dir nie wieder etwas", rief mein Bruder mir zu. "Ach Charlie, du isst sowieso zu viel, also lass ihn mir. Nach der 4 in Mathe habe ich ihn mir verdient", rief ich zurück.

"Tja, das kommt davon, wenn man zu sehr damit beschäftigt ist, den Bruder zu ärgern, als zu lernen. Ist alles deine eigene Schuld!", sagte er mit einem bösen Blick zu mir.

"Pffff, nur weil ich einmal nicht gelernt hab", sagte ich augenrollend. Während ich das sagte, packte ich den Lolli aus und steckte ihn mir in den Mund. Ich musste ja bestimmt extrem kindisch rüberkommen. Eigentlich war ich so auch nicht, aber mit meinem Bruder alberte ich gerne herum. Er war 14 ein halb Jahre alt, ich 13. Er war immer mein großer Beschützer.

"Einmal?! Falls ich mich recht entsinne, hattest du in der letzten Arbeit eine 4+, Also sag mir nicht, du hast dafür viel gelernt", rief er empört aus.

"Tja, nicht jeder ist so ein Streber wie du", sagte ich mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht.

"Ich geb dir gleich Streber! Und wehe, mein Lolli ist gleich ganz von dir verschlungen", meinte mein großer Bruder mit hochgezogener Augenbraue und Lehrer-Stimme.
Ich prustete los. Ach, wie gerne ich ihn hab! Er brachte mich immer zum lachen. Charlie war immer für mich da. Er war einfach der perfekte, große Bruder.

Die Chance hatte Charlie genutzt. Während ich laut losgelacht habe, lief er zu mir, umarmte mich und nahm mir den Lolli weg. Doch tollpatschig, wie er war, fiel ihm der Lolli aus der Hand.

"Was ein Mist! Man, Amalia, das war mein letztes Geld und jetzt liegt es da unten im Dreck. Das Geld gibst du mir zu Hause wieder", meckerte er, nachdem er mich losgelassen hatte. "Natürlich, Bruderherz, mach ich doch immer", antwortete ich, während ich mit den Wimpern klimperte.

"Na wer's glaubt...", murrte er. Er bildete eine schmale Linie mit seinem Mund und blickte verärgert rein. Seine dunkelgrünen Augen schauten mich an. Ich konnte mich immer wieder in den Tiefen seiner Augen verlieren.

"Komm, wir müssen jetzt nach Hause", sagte er. Anscheinend hatte er sich beruhigt. War doch sowieso nur ein Lolli, auch wenn er gut geschmeckt hatte. Es gab wichtigeres im Leben.

"Okay, es tut mir Leid. Wirklich. Aber Charlie... meinst du wirklich, die 4 in Mathe ist sehr schlecht? Denkst du, Mama und Papa werden mir böse sein?", fragte ich besorgt. Unsere Eltern waren sehr streng, was die Schule betrifft. Villeicht reizte es mich deshalb schon immer, nicht ganz nach den Regeln zu tanzen - also, was die Schule anbelangt -.

"Ich nehme dich in Schutz, okay? Wird schon nicht allzu schlimm werden, ich bin ja auch noch da. Außerdem meinst du doch nicht ernsthaft, dass ich immer die besten Noten schreibe, oder? Ich kann auch ganz schön unartig sein, hehe", versuchte er mich zu beruhigen.

Wieder musste ich loslachen. Ich warf mich in seine Arme. Von ihm ging diese herrliche, beruhigende Wärme aus. Er war wie mein großer, persönlicher Teddybär. Bei ihm fühlte ich mich wohl. Er war immer für mich da. Alles in allem war ich gerade total happy. Meine Freundin Jennifer war einfach die Beste, mit meinen Mitschülern war alles in Ordnung und auch mit meinen Eltern lief es ganz okay. Zwar waren sie öfters mal auf Geschäftsreisen, aber mein Bruder war ja immer noch da.

"Soll ich dir mal zeigen, wie unartig ich sein kann? Mach mir aber nicht nach. Wenn du nicht so ein Profi bist, wie ich, kann es ganz schön schief gehen", sagte er plötzlich. "Was meinst du?", fragte ich ihn ahnungslos.

"Das wirst du gleich schon sehen. Komm mit", sagte er mit diesem einzigartigen, wunderschönen Lachen. Er nahm meine Hand in seine und zog mich mit sich. Lachend lief ich mit.

Her smile and her true self...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt