《Kapitel 4》

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Ich klingel an der Haustür an und warte darauf, dass mir jemand öffnet.

Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ohne, dass ich sehen kann, wer mir geöffnet hat, werde ich an den Schultern gepackt und in eine feste Umarmung gezogen.

"Amalia! Endlich bist du da! Dachte schon, du kommst net mehr!", ruft die Person über den Lärm der Musik. Richard.

"Hey, sorry für die Verspätung", sage ich. Er lässt mich wieder los und schaut mich an. Irgendwie ist sein Blick so liebevoll. 

"Alles gut, Süße. Du bist ja doch noch gekommen und jetzt bin ich echt vollkommen fröhlich", beschwichtigt er mich. Wäre ich auch gerne mal wieder... rundum fröhlich und zufrieden.

Richard mustert meinen Körper einmal von oben nach unten und sagt dann mit einem anzüglichen Blick: "Siehst echt richtig scharf aus. Da muss ja jedes andere Mädchen vor Neid platzen."

"Äh... Danke, Richard", erwieder ich nur.

"Anderes Thema. Magst du nicht mal rein kommen? Ist doch auch doof, die ganze Zeit hier draußen rumzustehen, oder?", lacht er.

Ich bringe ein leichtes Schmunzeln zu Stande. "Klar, ich komme gerne rein."

Richard hält mir die Tür auf und lässt mich vollends eintreten.

Mir strömt der Alkohol Geruch entgegen und die Musik wird noch um einiges lauter. Noch stehe ich im Eingangsbereich, ein Raum mit Garderobe, Schuhboxen, angrenzender Abstellkammer und all dem drum und dran. Ich drehe mich zu Richard um, der gerade auf mich zu läuft.

"Komm mit, wir gehen zur Bar, in Ordnung?", fragt er mich grinsend.

"Klar", antworte ich und laufe Richard hinterher ins riesige Wohnzimmer. Die Möbel wurden näher an die Wände gerückt und der Boden dient nun als Tanzfläche. Es sind sehr viele Menschen da. Soweit ich sehen kann, kenne ich niemanden von meiner Schule. Das ist gut so. Sehr gut. Die Leute sind wohl alles Freunde von Richards Schule, der Winston High.

Ich werde von Richard zur Bar geleitet. Die Familie West, Richards Familie, hat nicht gerade wenig Geld und ist wirklich nett und herzlich. Sie haben eine große, aus dunklem Holz gefertigte, Bar. Die Bar sieht sehr edel aus. Auf ihr stehen zahlreiche Getränke. Von Bier über Wein und Schnaps zu Vodka. Sogleich schnappe ich mir eine Flasche Bier und setze mich auf den Barhocker neben Richard.

"Wie geht's dir denn eigentlich so? Haben uns ja schon länger nicht mehr gesehen", fragt er auf einmal.

Wie ich diese Frage hasse. Was soll man denn darauf antworten?! Mir geht's echt scheiße, weil die an meiner Schule Lügen verbreiten, mich mobben, mein Bruder tot ist und ich Schuldgefühle habe, meine Mutter keine wirkliche Mutter mehr für mich ist, da sie nie für mich da ist geschweige denn war und mein Vater auch kaum da ist. Dass ich meinen Bruder unheimlich doll vermisse, auch, wenn er schon 3 Jahre nicht mehr da ist, aber ich ihn trotzdem mehr als alles andere auf der Welt brauche und ihm gerne noch so viel gesagt hätte? Und dass ich noch dazu jeden Tag mit Bauchschmerzen zur Schule gehe, mir aber einfach nichts anmerken lassen will? Und dass ich niemanden habe, der für mich da ist? Dass ich am liebsten umziehen würde?

"Mir geht's gut. Und dir?"
Standartantwort. Es geht dir ganz und gar nicht gut, aber da du einfach nicht die Wahrheit sagen willst, sagst du, es geht dir gut.

"Mir auch, meine Hübsche. Mir geht es echt blendend, wenn ich so drüber nachdenke. Wie läufts in der Schule? Also bei mir ja wieder viel besser. Die Lehrer sind echt ok und ich hab viele Freunde. Du ja bestimmt auch", meint er. Er strahlt richtig. Anscheinend geht es ihm wirklich sehr gut. Das freut mich für ihn.

Her smile and her true self...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt