Wahrheit oder Pflicht?

KO Tropfen?

"Also nachdem du länger nicht zurück gekommen bist, habe ich ein paar Leute gefragt, aber keiner hat dich gesehen und ich dachte, keine Ahnung, vielleicht bist du nach Hause. Später kam dann irgendwann Marry an und meinete, du pennst mitten im Flur. Du warst nicht ansprechbar und ich wusste ja nicht wie viel du getrunken hast. Ich hab mir Alkoholvergiftung und sonst was gedacht." sie machte eine kurze Pause.
"Auf das was jetzt kommt bin ich nicht stolz, aber es schien uns halt richtig." Sie lachte nervös auf.
"Was?" Fragte ich langsam.
"Ich, naja, hab dir den Finger in den Hals gesteckt" Leo zuckte mit den Schultern.
Sie hat was? Ich sah sie ungläubig an.

"Sei froh, sonst würds dir heute schlechter gehen" sagte der Typ und warf seinen Papiermüll in einem bogen in den Mülleimer.
"Jedenfalls", sprach Leonie weiter "war Chris der einzig nüchterne, wir haben dich ins Auto geschaft und sind hier her" Chris also.
"Und hier sitzen wir nun" sagte Leonie und schob sich das letzte Stück Croissant in den Mund.
Ich sagte nichts mehr, als das Klingeln eines Handys im Raum ertönte.

"Mein Bruder wartet draußen, wir besuchen unsere Großeltern. Du fährst sie doch sicher zurück. Ciao. "
"Was? Warte."
Doch Leonie war nach einem kurzen winken schon aus der Tür raus. Sie hat mich im ernst hier mit Chris allein gelassen, einem Typen den ich nichteinmal kenne, vielen Dank auch.

"Ich bin duschen, zieh dich an."  Chris lies mich allein zurück. Zieh dich an?
Ich blickte an mir herab und trug nur ein graues, zu großes, T-shirt, das ist nicht meins! Erleichtert bemerkte ich, dass ich wenigstens noch meine Unterwäsche trug.
Erst jetzt sah ich mein Kleid von gestern über dem Stuhl hängen.
Schnell sprang ich auf, zu schnell, kurz drehte sich das Zimmer.
Ich hatte es gerade angezogen, als die Tür aufging und Chris nur in einem Handtuch um die Hüfte und mit tropfenden Haaren rein kam.
Ich lies meinen Blick nicht gerade unauffällig über ihn streifen.
"Im ernst?" fragte ich, aber konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken.
Seine Mundwinkel zuckten "Is was?" fragte er.
Nach einem leichten Kopfschütteln sagte ich "Ich geh ins Bad" und ging.

Im Bad lag der Duft seines Duschgels in der Luft und der kleine Spiegel über dem Waschbecken war noch beschlagen.
Nachdem ich ihn so gut es ging abgewischt hatte, traf mich der schock.
Meine Haare standen in alle Richtungen und die Mascara, die gestern noch auf meinen Wimpern war, war komplett um meine Augen verteilt. Shit.
Ich band mein blondes Haar zu einem Dutt, mehr wahr vermutlich nicht zu retten und wusch mir das Gesicht.

Plötzlich hämmerte jemand an der Tür, was mich zusammen zucken lies, gefolgt von einem gereizten "Können wir endlich! Ich hab auch noch besseres zu tun"
Ich trat heraus direkt auf einen nun gekleideten Chris zu, ging an ihm vorbei und lief schweigend den Gang entlang, wo ich irgendeinen Ausgang vermutete. Bitte lass es nicht der falsche Weg sein.

Doch das vor mir erscheinende Treppenhaus und die schweren Schritte hinter mir bestätigten den Weg. Vor dem Gebäude blieb ich stehen um Chris zu seinem Auto zu folgen.
Er startete den Motor und im Wagen herschte Schweigen, ein unangenemes Schweigen.

"Sag mal" unterbrach Chris zu meiner Verwunderung schnell die Stille "Hatte gestern irgendwer die Gelegenheit dir was ins Getränk zu tun?" Ich sah zu ihm rüber.
"Du-du meinst sowas wie KO Tropfen?" meine Stimme klang zittrig. Darüber hatte ich noch garnicht nachgedacht, aber wer sollte das tun?
"Mhm" sein Blick war stur auf die Straße gerichtet.
Ich habe noch nie meine Getränke einfach stehen lassen oder mir von jemandem einen Becher geben lassen, auch gestern nicht, aber ich konnte von 2 oder 3 Bechern auch nicht so dicht gewesen sein .
"Nein, dass kann eigentlich nicht sein."

Das Auto hielt vor meinem Wohnheim. Woher wusste er überhaupt wo ich wohne?
"Wir sollten ins Krankenhaus und dein Blut untersuchen lassen" meinte er, stellte aber den Motor ab.
"Krankenhaus? Nein, quatsch. Ist ja auch eigentlich nichts passiert und du meintest doch du hast besseres zu tun. Aber Danke fürs fahren." nachdem ich bemerkte wie hysterisch meine Worte selbst in meinen Ohren klangen, verlies ich schnell das Auto und ging mit großen Schritten auf den Eingang zu.

Das schlagen einer Wagentür. Er folgt mir doch jetzt nicht etwa?
Als mein Beschleunigen nichts brachte und die Schritte immer näher kamen, drehte ich mich vor der Tür ruckartig um.
"Ist noch was, verfolgst du mich jetzt?" fauchte ich den Typ an, der mir folgte.
Etwas verwirrt hob er mir meine Clutch von gestern entgegen. Sofort spürte ich, wie mein Gesicht rot anlief. Mist.
"Sorry, Danke" murmelte ich und stürmte hinein und in mein Zimmer, ehe er etwas erwiedern konnte. Wie peinlich war das denn Bitte?!

Vom Fenster aus sah ich noch, wie sein Auto vom Parkplatz fuhr.
"Hey"