Als Agoraphobie(zusammengesetzter Begriff aus den Wörtern ἀγορά agorá (Marktplatz) und φόβος phóbos ()) oder Platzangstbezeichnet man eine bestimmte Form der . Dabei wird die Angst durch bestimmte Orte und Situationen wie weite Plätze oder Menschengedränge ausgelöst. Die Betroffenen vermeiden die auslösenden Situationen und können im Extremfall nicht mehr die eigene Wohnung verlassen. Die Agoraphobie tritt häufig zusammen mit einer auf.
Die brütende Hitze im Bus ist fast nicht mehr zu ertragen, überall Getratsche und Gelächter, laute Musik, Geschrei, Lehrer die versuchen die Schüler unter Kontrolle zu halten, Schüler die nicht länger unter Kontrolle gehalten werden wollen. Ich sitze vorne, alleine am Fenster. Starre hinaus, denke nach, denke an sie. Ich vermisse sie, so sehr. Wieso musste sie mich nur verlassen. Ich spüre Tatjanas Augen auf mir. Unsere Blicke treffen sich kurz. Schnell sehe ich weg.
Wir müssen zum Glück nicht lange fahren, bis wird an unserem Ziel angekommen sind, und so beginnt das Gedränge vor dem Austeigen bereits ein paar Minuten später. Ich halte mich im Hintergrund und warte lieber, bis alle den Bus verlassen haben und ich ohne Ellenbogen im Gesicht aussteigen kann. Draußen haben sich die Anderen bereit in einem Kreis versammelt und hören unserer Geschichtslehrerin zu, die gerade ein paar Fakten über verschiedene Denkmäler runterleiert. Ich stelle mich unauffällig zu ihnen und schaue mich erst einmal auf dieser riesigen Plattform um. Der Rote Platz ist voller Touristen zu dieser Zeit. Überall sind Menschen. Sie fotografieren die Sehenswürdigkeiten und sind vom Anblick des Kremls völlig überwältigt. Auch einige meiner Mitschüler bestaunen seine Schönheit, ich allerdings versuche nur meine Kopfschmerzen auszublenden. Es fühlt sich an als hätte jemand mein Gehirn in den Mixer gesteckt und einmal ordentlich durchgeschleudert.
Es ist später Nachmittag und auch viele Einheimischen haben sich versammelt um dem diesjährigen Feuerwerksspektakel beizuwohnen. Wir stellen uns neben eine Gruppe von Touristen und warten darauf, dass das Feuerwerk endlich beginnt. Doch als plötzlich die ersten Knalle der Böller ertönen bin ich wie erstarrt, erinnern sie mich doch an den schlimmsten Tag meines Lebens. Mein Mund wird ganz trocken und ich habe so ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Ich schwanke ein bisschen und muss mich an Tatjana festhalten, die urplötzlich neben mir auftaucht. Mein Herz rast, meine Kehle wird immer enger. Ich habe das Gefühl zu ersticken. Mir ist heiß und kalt gleichzeitig. Ich bin schon wieder hilflos, genau wie an diesem allesveränderndem Tag. Meine Haut kribbelt und ich beginne zu schaudern. Ich zittere unkontrollierbar, habe Todesangst, wie makaber. Ich habe das Gefühl, als müsste ich mich jeden Moment übergeben, habe das Gefühl nicht mehr hier zu sein, sondern ganz woanders. Kalter Schweiß rinnt meine Wirbelsäule hinab. Alles verschwimmt vor meinen Augen, wird undeutlich. Ich sehe nur noch Tatjana und ich verzeihe ihr, jetzt in diesem Moment der Todesangst verzeihe ich ihr, dass sie uns damals alleingelassen hat.
Alles wird schwarz.
Getrampel um uns herum.
Überall Füße.
Wir kauern auf dem Boden, versuchen unsere Köpfe von der Welle an Menschen, die über uns hinwegfegt zu schützen.
Wir hatten Tatjana verloren, sie war eine der ersten, die die Angreifer sah.
Sie war einfach weggelaufen, hatte sich nicht einmal zu uns umgesehen.
Ich bekomme einen Tritt in die Magengrube.
Stöhne auf.
Ich habe Angst, so schreckliche Angst.
In weiter Ferne ertönen weitere Schüsse.
Der Ansturm an Menschen wird weniger, wir haben wieder Luft zu atmen.
Wir rappeln uns auf, orientierungslos.
Wir rennen gemeinsam in die Richtung in der die Anderen verschwunden sind.
In meinem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung war, doch es ist schon zu spät.
Viel zu spät.
Zwei Schüsse lösen sich.
Ich höre von weitem Schreie, doch das sind nicht irgendwelche Schreie, nein, es sind meine.
Der erste Schuss verfehl sein Ziel: mich
Aber der zweite...
Irina neben mir keucht auf, krümmt sich.
Auf ihrem T-Shirt breitet sich ein roter Fleck aus, wird immer größer...
Ich verstehe das alles nicht.
Sie stolpert nach hinten. Ich fange sie auf.
Gemeinsam sinken wir zu Boden, ungläubig.
Sie stöhnt.
Ich höre Schritte die sich eilig entfernen.
Ich drücke meine Hände fest auf ihre stark blutende Wunde.
Ihr Blut ist warm und dickflüssig, es wird sich für immer in mein Gedächtnis einbrennen.
Ich sage ihr, dass wir das schaffen, dass wir überleben, dass ich sie hier rausschaffen werde.
Doch im Stillen weiß ich, dass ihr Ende schon geschrieben wurde.
Alle sind weg, sie haben uns hier zurückgelassen.
Tatjana hat uns hier zurückgelassen, ist einfach weggerannt. Aber konnte man es ihr verübeln?
Ich möchte am liebsten Schreien.
Ich bin hilflos, muss zusehen wie sie stirbt.
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Collection of fear
Storie breviAngst ist ein Grundgefühl, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert. Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbil...