Kapitel 1. Metamorphose

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Es regnete. Ein Blitz traf den Baum. Direkt neben seinem Haus. Sein Vater. Der Gürtel. Darauf folgte noch ein Knall, doch dieses mal ist Acti nicht davon gekommen. Dann folgte der nächste ....
nochmal...
nochmal...
nochmal...
alles war schwarz, nur ab und an zeigte sich ein Licht, hier das Eisen vom Gürtel, dort der Blitz, nach einiger Zeit spürte und sah er nichts mehr. Er wollte einfach nichts mehr spüren. Keine Schmerzen, die unerträglich waren. Es war eh bald zu Ende. Mit den Schlägen und mit Acti. Er lag wie gelähmt vor Schmerzen auf dem Boden, sein Leben....es zog...es zog, direkt an ihm vorbei. Doch was war da, die Erinnerung konnte so nicht geschehen sein:
Eine Frau,sie war alt, gebrechlich und voller Bösartigkeit, fing im düsteren Wald an zu schreien, dass er es machen solle....
mach...
mach...
mach...
es verfolgte ihn, während er durch das Gestrüpp vor ihr wegrannte. Genau wie ihr Lachen, dieses hämische, aber auch grelle. Er drehte sich um während seines Wettlaufes, sie war direkt hinter ihm, da stellte sich ihm die Frage, wie sie das schaffte so schnell zu sein, es schien auch so, als ob sie schweben würde.'Was passiert hier? Warum passiert mir das?' So rannte er eine Ewigkeit, bis er plötzlich wegen einer Wurzel stolperte und mitten in dem Haus seiner Eltern aufwachte. Es Gewitterte immer noch. Sein Herz sprang fast aus ihm raus...
babumm...
babumm...
babumm...
babumm...
Er dachte sich, dass er es hier nicht mehr lange aushalten würde. Er machte sich nur noch Gedanken darum, verrennt sich in dem Gedanken, dass seine Eltern, insbesondere sein Vater, Monster seien. Er versteifte sich immer mehr auf diese Gedanken und verfiel immer mehr diesen Gedanken...doch es blieb nicht nur bei denen, es wurde alles gräulich, so monoton, und Acti wurde von den Worten verfolgt...
mach...
mach...
mach...
Auf einmal bewegte sich sein rechter Arm, setzte sich auf dem Boden ab, dann folgte der nächste Arm, die Muskeln spannten sich. Acti stand, obwohl er nicht verstand wieso er stand, aus welchem Grund, er hatte doch eh keine Chancen gegen seine Eltern, niemand kann ihn jetzt oder jemals hierbei unterstützen, trotzdem hörte er wieder..
mach...
mach...
mach...
deswegen lief er die alte Holztreppe hoch, verließ den kalten Keller mit einer Menge quietschen und knarzen, und er stieß die schwere Holztür auf, lief schnurstracks auf das Zimmer zu, in dem seine Eltern sich aufhielten. Man konnte schon vernehmen, dass sie redeten, lachten, über Acti lachten, was er denn für ein Nichtsnutz sei, seine Mutter fragt sich dann, aber mit einer kalten und ernsten Stimme, 'warum sie ihn behalten hatten oder nicht gleich abgetrieben haben, frisst doch nur die Haare vom Kopf und sonst nix.' Darauf folgten wieder Witze. Acti spürte wieder etwas. Schmerzen... extreme Schmerzen... sein Herz drohte zu platzen...seine Seele schien zu bluten, welches einen Schleier auf seinen Augen legte...nicht nur die Tränen, die fast schon im Gesicht ihre Spuren hinterlassen hatte, genau wie ein Bach im Berg, doch Acti war nicht so standhaft, die Worte forderten ihn immer dazu auf es zu machen...
mach...
mach...
mach...
Plötzlich war der Weg zu Ende...die geschlossene Tür war sein Ende. Doch bevor er handeln konnte, riss sein Vater die Türe auf, kurz stoppte das Gedränge der Worte und Angst übernahm die Kontrolle, er wollte sich bewegen, doch die neue Diktatur in seinem Körper ließ den Ausbruch, die Flucht nicht zu, und sein Vater fing an zu schreien, er solle doch in sein Zimmer gehen und dort am besten auch bleiben. Wie ein Baum in der Brandung, die Worte trafen ihn, er fühlte wie sie ihn getroffen hatten und treffen werden, genau wie all die anderen Worte, die sich in ihn hineinbrannten und tiefe Narben in ihm hinterlassen hatten und auch werden. Die Stimme in seinem Herzen, in seiner Seele, schrie förmlich, dass das falsch sei, weder sein Vater noch irgendjemand anders wird dich verletzen, stelle dich deinen Problemen.....
mach.....
mach.....
mach.....
Acti sträubte sich, er wollte niemanden und nichts verletzen, denn er glaubte an das Gute in den Menschen und an das Gute am Leben. Jeder andere hätte sich was angetan, wie sich selbst zu verletzen oder sogar etwas schlimmeres, doch er wusste und glaubte, dass ihn jemand vermissen würde. Innerlich fing er an zurück zu schreien, er hatte nie geglaubt dass er zu so einer innerlichen Stärke fähig sei, dies gab ihm die Kraft sich umzudrehen, einfach alles stehen und liegen zu lassen, weg von den Schlägen, weg von diesen Erinnerungen. Es war einfach zu viel von allem. Schmerz. Leid. Und Tränen. Acti torkelte mit tränenüberloffenem Gesicht in sein Zimmer, doch bevor die Türe zu seinem Zimmer von ihm geöffnet werden konnte, schien sich die Stimme in seinem Kopf von dem Schock erholt zu haben, dass es auch eine Verteidigung gibt. Für die Stimme gab es nur ein Ziel in dem Moment und zwar Verzweiflung, Angst und vor allem Hass zu verbreiten. Doch dies war diesem Ding nicht möglich zu erreichen, denn der Drang aus dem hier all zu verschwinden war viel zu stark, um auch nur im Ansatz an der Überzeugung zu kratzen, die sich in Acti immer mehr und mehr aufbaute und ihm die Kraft gab die Türe ganz zu öffnen, die zu seinem Reich führende Türe. Dort war sein Rückzugsort, weil es sich seine -wie er sie nannte- Erzeuger angewöhnt hatten das Zimmer nicht zu betreten, nicht mal im Ansatz in die Nähe dessen sich aufzuhalten. Er war sich sogar sicher, dass sie sich sogar über sein Verschwinden freuen würden, doch dieser Gedanke machte ihn auf eine Art sogar traurig. Denn welches Kind möchte nicht doch von seinen Eltern geliebt werden, versorgt und damit also eine glückliche harmonische Familie und ein Haus in dem es nicht an jeder Ecke der Wind zieht oder wenn es regnet man förmlich auf dem Boden schwimmen kann, besitzen. Diese Gedanken ließen zu, dass Risse an seiner Fassade entstehen konnten, für die Stimme aber war es ein Triumph, ein Eingang zu seinem wahren Inneren.
Sie fing an zu säuseln, dass er aufgeben solle, seinen dunkelsten Fantasien zu widerstehen. Doch Acti hörte nicht ein Mal die Stimme in seinem Kopf, da er sich in seinen Gedanken selbst gefangen hält. Ein Gefängnis wie es keiner kennt und doch jeder zu verstehen weiss, wie es ohne Gitter einen fesselt und dazu bringt über das Leben nachzudenken. Für viele ist es mehr wie eine Höhle oder ein Loch, doch es gibt auch Fälle in denen das "Gefängnis" einen nicht mehr loslässt, denn es ist wie ein Labyrinth aus dem es kein entrinnen gibt. Doch Acti hat zu viel erlebt, zu viel schlimmes, als dass er jetzt sich hätte fesseln lassen, denn er wollte weg, weit genug weg von all dem für ihn unerträglichen Leiden. Er musste nur die Türe öffnen, sie war schon in griff weite, er streckte seine Hand aus um sie zu öffnen, doch etwas hinderte ihn oder besser gesagt, die Tür wurde gehindert sich öffnen zu lassen. 'Was passiert hier gerade? Was mache ich? Wieso? Warum trifft es immer mich? Aber wichtiger warum schaffe ich es nicht einmal eine Türe auf zu machen, vielleicht habe ich ja doch kein Nutzen wie es mir diese...diese..diese. Unmenschen immer einreden wollen, es mir jeden Tag zeigen, dass ich nichts wert bin, weder für sie noch für die ganze restliche Welt.' Verzweifelt setzte er sich gegen die Türe und beobachtete die an ihm vorbei krabbelnde Insekten. Acti musste mitansehen, wie sie sich bekämpften, das war für ihn Alltag. Ein einzelner Kampf. Tag ein, Tag aus. Doch dann sah er eine mutige kleine Ameise, die sich ihren Weg durch ihre Fressfeinde bahnt, bis sie auf zwei weitere Ameisen trifft. Fast scheint es so, als ob sich die drei verbünden würden, um den Kampf zusammen durchzustehen, denn "begrüßen" sich wie es aussieht. Doch der schein trügt, plötzlich fangen die zwei neu hinzugekommenen Ameisen an den mutigen Kämpfer zu umkreisen und ihn immer nur kurz anzugreifen. Das einzige was dabei entstand waren kleine, wenn nicht sogar eher ganz kleine, Wunden, wie Acti vermutete, denn sehen konnte er diese nicht. Nach einiger Zeit und ständiger Angriffe, für einen Außenstehenden irrelevante, doch für den Kämpfer bedeutete es dem Tod ins Auge sehen zu müssen. Mit letzter Kraft kämpfte er noch gegen beide an und brach zusammen.
Acti zuckte zusammen, zum einen weil er meinte eine Tür aufgehen zu hören und hatte deswegen Angst vor dem kommenden, zum anderen aber auch, weil Acti sich in die Ameise hinein- fühlen konnte, die Schmerzen mussten für dieses arme unerträglich sein. Obwohl sie sich so sehr gewehrt hat, alles was sie hatte gegeben um den Hauch Hoffnung den Fühler zu Strecken und aus dieser Lage zu entfliehen. Jetzt hörte Acti keine Tür, sondern es war das Schlurfen, etwas was er jederzeit erkennen würde, etwas was nur zu seinem Vater gehören kann. Es gab selten einen Moment in dem er nicht dieses Schlurfen gehasst hat, denn für ihn bedeutet es nur Schmerz, ob es jetzt der Schmerz ist der vom Gürtel - die eigene Hand war es nicht wert Acti anzufassen - verursacht oder die teilweise noch schmerzhafteren Worte, die sich durch Actis Kopf und Herz bahnen.
Doch er hatte Glück, denn das Monstrum ging nur einen anderen Druck ablassen. Erleichtert lehnte Acti sich zurück an die Türe, um den Moment des Friedens zu genießen, weil er jetzt wusste und genau das verschaffte ihm die Pause - auch vor seinen Gedanken -, die er gerade so sehr benötigte. Aber Acti wäre nicht er, wenn ihm kein Malou geschehen würde, er vergaß nämlich die Türe. Die Türe fing an laut zu Quietschen, ein Quietschen wie es sogar Kinder nicht hin bekommen, solch einen schrillen Ton von sich zu geben, ein Quietschen, welches von jemanden abgrundtief gehasst wird. Jemanden der alles ausser sich auf dieser Welt hasst. Man hörte schon das Trampeln..
Bammm.........
Bammm.......
Bammm.....
Bammm...
Bam.
Und er stand vor Acti, der zitternd auf dem Boden saß und nicht mehr wusste wo ein wo aus. Nur eins wusste er, dieser Schläger wird seinen Namen gerecht. So geschah es auch wieder.
Bamm...
Bamm...
Bamm...
Bamm...
Um das durchstehen zu können, krümmte er sich zusammen und stellte sich einen sonnendruchfluteten Wald vor, in dem er fröhlich vor sich hin laufen konnte und es genießen durfte, was er normalerweise nicht machen durfte.


Er spazierte einige Zeit lang in seinem Gedanken-Wald, in der Zeit genoss er die Sonne auf seiner Haut, die frische Luft und aber vor allem die Ruhe, ausser den Vögeln die Acti ein fröhliches Lied zu zwitscherten. Doch dieser Frieden kam durcheinander. Der Übeltäter ist eine Ameise, mit einer Besonderheit, welche für andere nichts besonderes ist, doch für Acti brach der Gedanke des Friedens auseinander,

denn die Ameise war tot, übersäht mit tausenden von kleinen Wunden. Er stürzt in die nächst tiefere Ebene, eine Ebene die es in sich hatte. Sie war das genaue Gegenteil der glücklichen Ebene.
Eine düstere Ebene, voller Nebel und man konnte sogar die Schmerz erfüllten Schreie der verlorenen Seelen vernehmen. Doch wenn man genau hin hörte waren es die Stimmen aus dem Kopf die Acti jahrelang verfolgt haben, aber nicht nur diese waren zu hören, auch seine Qualen waren mit von der Partie.

Acti rannte durch den Wald und suchte verzweifelt nach den Ausgang. Dann versuchte er die Stimmen in seinem Kopf zu bekämpfen. Und es schien ihm so als würde das Tage und Nächte so gehen, doch urplötzlich hörten die Stimmen auf und ein riesiger Feuerball war zu sehen, der jedoch sofort wieder erlosch.
Und der Wald schien wieder um einiges heller als es vorher der Fall war und er konnte den Ausgang erhaschen.

Er war erreichbar, das wusste er ganz genau, doch etwas hinderte ihn. Etwas das er versucht hatte zu vergessen, den Schmerz, der ihn damals und jetzt wieder zugefügt wird. Er glaubte etwas hinter sich zu hören und drehte sich deswegen geschwind um, damit das, was hinter ihm ist, nicht direkt verschwinden kann. Doch anstelle einer Person die da stehen hätte können, sprinntet ein großer schwarzer Wolf auf Acti zu. Solch einen riesigen Wolf hat er noch nie zu Gesicht bekommen, dieser konnte sich nicht einmal mehr in den Büschen verstecken ohne gesehen zu werden. Denn man konnte seine vernarbte Schnauze sehen, aber auch dass am linken Auge eine große Narbe, das Gesicht des Wolfes zu einem grimmigen Raubtier macht. Das war natürlich nicht das einzige was ihn zu einem gefährlichen und grimmigen Raubtier machte, sondern ist eher der Tatsache zu Schulde, wie er auf Acti zu stürmt und auf ihn springen will. Da Acti sich schnell umgedreht hatte, hatte er eine kleine Chance. Eine Chance dieses unfairen Kampf zu gewinnen. Einen Kampf den es eigentlich nie gegeben hat.
'Oder hat es ihn doch gegeben? Aber wie? Ich wurde doch gerade von diesem Typen geschlagen? Ich war doch auch gerade im Wald? Ohh, ich war nicht im Wald, ich war in meiner Fantasie, in meiner Vorstellung in dem Wald! Habe dann aber selber die Kontrolle verloren und bin in diesen Negativ-Wald gelandet- wohl eher versunken. Also wenn das meine Welt ist, dann sind das doch eigentlich meine Regeln oder? Wenn ja dann stelle ich mir einfach vor der Wolf würde sich in Luft auflösen!' dachte sich Acti. Doch der Wolf löste sich nicht auf wie er sich das vorgestellt hatte, eher war es so dass der Wolf zu einem Ball geformt wurde und immer mehr zusammen gedrückt wurde, bis er verschwunden war. Acti schreckte zurück und stolperte deswegen über eine kleine Wurzel und landete unsanft auf seinen 4 Buchstaben. Erstarrt und etwas verwundert was gerade verwunderliches geschehen war. Es war so als könnte er zaubern. Es war so als könnte er endlich unabhängig sein. Es war so als wäre die Freiheit, die so ersehnte Freiheit erreichbar, fast schon zum greifen. Doch jeder Traum hat mal sein aufwachen. Acti aber war - wie er später erfahren wird nicht in einem Traum gewesen - mitten in dem Wohnzimmer, dem Zimmer mit dem großen roten Ofen, um ihn herum war das absolute Chaos, die Stühle einst in einem sogar glänzenden braun, jetzt in einem rostbraun. Auf dem Boden entstanden Seen, die gespeist wurden durch die unzähligen Bächen, die in den Rillen im Boden ihren Weg bahnten. Die Quellen aber versetzten Acti in Staunen, aber vor allem in Ersetzen, und die Stimme war zum ersten Mal still. Denn sie hat ihr Ziel erreicht. Ein ultimatives Ziel. Eines das nicht mehr zurückzusetzen galt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 05, 2023 ⏰

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Actibi PeccatoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt