Whiskey und Tränen

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Für Jeff McCarton ergab plötzlich alles einen traurigen, schrecklichen Sinn. Die Leute am Flughafen- Russen. Der Pisser auf dem Highway- Russe. Der Prototyp- russische Modifikation. In seinem Kopf herrschte eine wabbernde Leere die er noch leerer machte indem er zwei Flaschen Jim Beam Whiskey in sich hineinschüttete. Eigentlich wollte er einen schönen Wodka nehmen aber in diesen Zeiten verabscheute jeder Russland. Niemand... nicht einmal der Präsident selber kannte den Grund warum die Soldaten gestohlen wurden, geschweige denn den des Angriffs.

Was Jeff aber am meisten das Herz erschwerte, war nicht die hohe Wahrscheinlichkeit eines schmerzhaften Todes im Krieg... oder die Wut auf die Russen. Nein, was Jeff am schlimmsten fand, das war es seiner Frau zu erklären was jetzt anstand

Große Jim Beam Schlücke trinkend überlegte er wie er es anstellen sollte. Er lag auf seinem Bett die Augen glasig und die Stirn in Falten.

"Hey, Schatz ich muss in einen der größten Krieg denn je, hab dich lieb, gut das wir keine Kinder haben?"
Oder etwa: " Warst gut im Bett, ich geh mir mal ein paar Kugeln einfangen?" Doch diese Gedanken verärgerten ihn nur noch mehr und er realisierte, dass der verdammte Alkohol daran Schuld war. Wütend stand er auf. "SCHEIßE!!!!!", schrie Jeff das man denken könnte er würgt seinen Adamsapfel hervor. Gleichzeitig warf er die Flasche gegen die Wand dass diese in tausend kleine Stücke zerbarst.

Frustriert griff Jeff nach seinem Telefon, er wählte die Nummer seiner Frau, dann hielt er inne. In seinem vollgedröhnten Kopf entstand ein kleiner Gedanke, doch gerade als er dabei war seine Idee zu vervollständigen, klatschte ihm jemand fest auf die Schulter.
Als er sich umsah, verschwamm Rod's Gesicht vor seinen Augen.
,,Kumpel, sorry, aber du siehst verdammt scheiße aus."
Rod's Augen waren selbst ein wenig gerötet, und an seinem Geruch erkannte Jeff, das er auch nicht mehr ganz leer war.
Rod ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und betrachtete Jeff eine Weile lang. Egal es muss jetzt los gehen. Mit dem Kopf durch die Wand, dass ist das einzige was beim Militär lernt. Er griff zum Hörer, legte ihn dann doch wieder weg. Dann griff er erneut zum Hörer und zwang sich, die Nummer zu wählen.
Es tutete ein paar mal, dann klickte es in der Leitung und jemand hob ab.

,,Hallo?"
Jeff umklammerte den Griff des Hörers fester. Wusste sie, dass es ihm genauso schwer fallen würde, ihr die Nachricht zu überbringen, wie für sie sie aufzunehmen?
,,Hey Alice."
Er räusperte sich. Seine eigene Stimme klang ihm fremd.
,,Jeff? Oh mein Gott! Warum meldest du dich nicht?", sagte sie schrill und vorwurfsvoll.
Weil du dir keine Sorgen machen sollst.
,,Ich hatte keine Zeit", log Jeff und beobachtete angespannt die halbleere Flasche Jam Beam, die umringt in einer Pfütze seines eigenen Inhalts stand.
,,Keine Zeit", murmelte Alice und schniefte.
,,Mitten in der Nacht bekommst du einen Anruf, verschwindest einfach so und meldest dich nicht bei mir!"
,,Schatz", sagte er leise ,,ich weiß, und es tut mir leid. Aber hör mir zu."
Alice verstummte augenblicklich.
,,Kommst du bald nach Hause?"
Auf einmal klang sie wie ein weinerliches, banges Kind. Als wüsste sie schon, dass er so bald keinen Weg finden würde.
,,Bald...", versprach er und verfluchte sich selbst.
,,Aber nicht sofort."
,,Das heißt?", hakte sie nach.
,,Bald, aber nicht sofort..."
,,Jeff, du sprichst in Rätseln."

Jeff holte tief Luft. Warum war das so schwierig? Warum ging nicht einfach Augen zu und durch?
,,Es wird noch eine Zeit dauern...ich habe einen Auftrag bekommen."
,,Was für einen Auftrag?", die Eindringlichkeit seiner Frau ließ ihn die Augen schließen.
,,Was für einen Auftrag, Jeff?"
,,Verdammt! Ich muss losziehen, okay? Ich muss!", rief er aufeinmal aufgebracht und schleuderte die Flasche auf den Tisch. Zu seiner Überraschung - und zugegebener Maßen auch zu seiner Enttäuschung blieb sie ganz.
Einige Momente blieb es still, einzig und allein der Atem des anderen war zu hören.
,,Sag mir, dass das ein Scherz ist", krächzte sie, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
Jeff antwortet nicht.
,,Nein, Alice. Tut mir leid."
Scheiße. Sie sprachen schon so, als wäre er bereits tot!
,,Du hast gesagt- du hast gesagt du musst nicht gehen! Du hast es mir versprochen!"
Jeff erinnerte sich dunkel an den Tag vor fünf Jahren, als er ihr das Versprechen gab, sich niemals wirklich in Schwierigkeiten zu bringen. ,,Ah ja...", murmelte er.
,,Da war ja was."
Der Alkohol stieg ihm zu kopfe.
,,Du kannst mir doch nicht sagen-"
,,Alice, ich muss. Ich kann nichts tun, ich muss dahin."
Er stellte sich vor, wie seine Frau das Telefon umklammert hielt und den Kopf wild hin und her schüttelte. Das tat sie immer, wenn ihr etwas nicht passte.
,,Ich kämpfe nicht an forderster Front", versuchte er sie zu beruhigen.
,,Dafür bin ich nicht wichtig genug."
,,Du bist mir aber verdammt noch mal wichtig!"
Ein trockener Schlichter entfuhr ihrer Kehle.
,,Alice, bitte... Du redest so, als wär ich schon tot."
,,Nein- nein, aber versteh mich- bitte."

Das tue ich doch. Aber du verstehst mich nicht.


So Leute bin zurück ab jetzt geht's weiter würde mich freuen wenn ihr weiterlest!😀

Bullets - im Angesicht des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt