Meine Mutter

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In der ersten Klasse bekommt man doch dieses Heft, mit dem man lernt Zahlen zu schreiben. Ich glaube ich werde dieses Heft niemals in meinem Leben vergessen. Ich bin in der Schule und wir üben gerade wie man die Zahl neun schreibt. Die Lehrerin lobt mich, weil meine neun schön aussieht. Ich bin froh,weil ich vielleicht heute dann nicht den ganzen Abend zu Hause sitzen und die Zahl schön schreiben muss. Mama wird mich vielleicht rauslassen damit ich mit den Kindern in der Nachbarschaft spielen kann.Es ist Zeit mit meiner Mutter Hausaufgaben zu machen. Stolz erzähle ich ihr, dass meine Lehrerin mich gelobt hat, dass meine neun schön aussieht. Mama nimmt das Heft in die Hand und schüttelt den Kopf."Hat deine Lehrerin keine Augen im Kopf oder was?! Das sieht doch alles andere als schön aus!" Enttäuscht lasse ich die Schultern hängen. Mama radiert alle von mir geschriebenen Zahlen weg und legt mir das Heft vor die Nase. Draußen ist es noch hell vielleicht kann ich ja doch noch spielen gehen, wenn ich mir jetzt Mühe gebe. Ich versuche so gut ich kann die Zahl ohne Hilfslinien hin zu schreiben, doch Mama radiert die Zahl sofort wieder weg. Sie war nicht schön genug. Ich versuch es nochmal und nochmal und einviertes Mal, aber Mama ist nicht zufrieden und ich merke langsam wie sich ihre Geduld dem Ende neigt. Sie schreit mich an. "Du siehst doch die Linien da oder bist du blind?!" Sie zeigt auf die vorgefertigte neun. "Jetzt mach es doch endlich genau wie da!"Sie ist sauer. Ich habe Mama mal wieder sauer gemacht... Ich muss mir mehr Mühe geben! Ich versuche es wieder und gebe mir wirklich Mühe so schön wie möglich zu schreiben. Mama schlägt mich. Ihre Hand landet hart auf meiner Schulter und sofort kommen mir die Tränen."Jetzt mach es doch endlich gescheit!" brüllt sie und radiert die neun wieder weg. Mittlerweile ist es dunkel und das kleine A5 Heft ist immer noch nicht voll. Gerade mal die Hälfte ist geschafft. Mir tut alles weh. Der Rücken, der Kopf, die Arme. Ich will einfach nur aufhören. Schluchzend von den Schlägen und dem Geschrei versuche ich die nächste neun zu schreiben, doch meine Hand zittert und Mama ist nicht zufrieden. Ich weine so laut, dass mein Papa in das Wohnzimmer kommt und meiner Mama sagt, dass es doch langsam reicht. Dass wir schon seit mehreren Stunden hier sitzen. Ich fange noch mehr an zu weinen, weil sich meine Eltern jetzt wegen mir streiten. Mama hat recht. Ich kann nichts. Ich bin zu nichts zugebrauchen. Sie schreit ihn an, dass ich seinetwegen noch mehr weine und er gefälligst verschwinden soll. Ich will sagen, dass das nicht stimmt.Das ich nur will das sie sich nicht streiten, aber ich habe Angst etwas zu sagen, weil Mama das nicht gefallen würde. Papa geht.Es wird noch später und ich bin noch müder. Bin überhaupt nicht mehr fähig auch nur einen halbwegs geraden Strich zu machen. Doch Mama will, dass ich das perfekt mache.