Kapitel 1

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FLUCHT-Normal sein, was ist das? Kann man einen Menschen auf dieser Welt allgemein als normal bezeichnen? Ich weiß es nicht. Mir selbst hat man nie das Gefühl gegeben normal zu sein. In meinem Leben ist im Allgemeinen nichts normal. Mein Leben ist nicht wie das anderer, seit ich denken kann, vermittelt mir man das Empfinden, dass mein Leben etwas besonders ist. Obwohl ich nicht glaube, dass ich ein besonderer Mensch bin. Kann ich nicht auch einmal nicht als etwas besonders behandelt werden?

LAST-Kennst du das Gefühl wenn man von dir etwas erwartet für das du eigentlich gewachsen bist? Ich kenne dieses Gefühl ganz besonders gut. Seit meinem zehnten Lebensjahr spüre ich das, einen nicht enden wollenden Druck auf der Seele, mit der Empfindung, dass es nicht zu verschwinden scheint. Der Druck von außen keine Fehler zu machen, immer darauf zu achten nichts Falsches zu sagen oder sich in der Öffentlichkeit zu blamieren. Jeder Schritt, den du in deinem Leben gehst wird von anderen Menschen genauestens beobachtet und dokumentiert, begehst du einen Fehltritt musst du dich bei allen in der Öffentlichkeit für dein Verhalten entschuldigen. Ist das Freiheit?

UNZUFRIEDEN-Du möchtest deine eigene Meinung zu einem Thema in die Welt rausschreien? Geht leider nicht! Wenn ich etwas an meinem Leben ändern möchte geht das nicht. Alle Dinge, die mache oder einmal tun werde sind wie in einem Buch; das mein Leben darstellt; niedergeschrieben. Ich kann nicht wie du einfach einen anderen Beruf ergreifen, wenn mir der aktuelle nicht gefällt. Als kleines Kind und auch jetzt möchte ich Agent werden. Ich kann mir vorstellen das, den nie langweilig wird, außerdem können sie immer das Gefühl haben den Menschen direkt zu helfen aber trotzdem im Verborgenen zu bleiben. Bist du der Meinung, dass das Freiheit ist?

CHAOS-Kennst du das Gefühl wenn du in einer großen Menschenmenge stehst? Der Lärm der Menschen und das Blitzlichtgewitter? Nein? Du fühlst dich verloren und erdrückt von allen Eindrücken in deinem Umfeld! Du kannst nicht fliehen, da dir sonst alle Menschen folgen würden. Du kommst nur heraus, indem dich deine Leibwächter wie ein verlorenes Wesen aus der Masse ziehen. Dein Alltag Ist nie normal, du bist immer fast immer von Menschen umgeben, außer beim Schlafen. Kann man diesem irgendwann entfliehen?

Höflichkeit-Bist du auch manchmal so richtig wütend und würdest am liebsten gegen die nächste Wand boxen oder dir die Seele aus der Lunge schreien? Jeder hat Tage, an denen er mal schlecht drauf ist. Dann nehmen deine Mitmenschen das zur Kenntnis, denn sie wissen, dass du vielleicht schon morgen wieder mit einem Lächeln auf dem Gesicht durch die Gegend laufen wirst. Bei mir ist das auch anders als eventuell bei dir, wenn ich in der Öffentlichkeit bin schreibt das Hofprotokoll, vor das man nicht Fluchen darf oder seine Emotionen öffentlich zeigt. Ich laufe also quasi immer mit einem gefälschten lächeln auf dem Gesicht rum und meine Mitmenschen wissen eigentlich gar nicht wie ich mich in Echt fühle. Findest du das gerecht?

THRON-Weißt du wie es sich anfühlt auf einen Stuhl zu sitzen? Nun jeder kennt das Gefühl auf einen Stuhl zu sitzen, wenn du also mal die Möglichkeit hättest auf einen Thron zu sitzen, kann ich dir sagen dass sich das nicht besonderer anfühlt, als auf einen normalen Stuhl zu sitzen. Von mir erwarten alle, dass ich in ein paar Jahren diesem Thron besteige und damit meiner Lebensaufgabe entgegentrete, ein Land zu regieren und das eventuell mit einer Frau an meiner Seite die ich eigentlich gar nicht Liebe. Findest du, dass das Freiheit ist?
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„Bum, bum, bum, bum...." Seit einer Stunde werfe ich schon einen Tennisball gegen die Wand meines Zimmers, der dumpfe Aufprall des Balles gegen die Wand schallt in meinen Ohren.
Ich habe das Gefühl das mein Kopf gleich vor lauter Gedanken explodieren wird. Nachdem mir mein Vater heute nach dem Abendmahl mich in sein Arbeitszimmer bestellt hatte, offenbarte er mir in einem Satz eine Mitteilung die meine kompletten Vorstellungen, wie ich die nächsten Jahre meines Lebens verbringen wollte, zum Zerbrechen brachte.
Ein Satz mit sieben Worten die meine Vorstellungen zerstört haben: „Sohn, ich möchte das du König wirst!" Diese Wörter die mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gehen und wie ein nicht enden wollendes Echo durch meinen Kopf hallen. Mir geht die ganze Zeit die Szene durch den Kopf wie mein Vater an seinem Schreibtisch gelehnt, mit verschränkten Armen mir diese Nachricht zu Gute geführt hatte.
Er meinte, dass ich ja nun bereit wäre sein Amt zu übernehmen, da er auch in meinem Alter diesen Platz eingenommen hatte. Es würde ihm viel bedeuten, wenn er jetzt mit Mitte 50 sich mit meiner Mutter zur Ruhe setzen könnte.
Einen von mehreren Haken an dieser Sache ist, aber das sein Vater damals bei einem Bootsunfall ums Leben kam und er damit keine andere Möglichkeit hatte als Kronprinz mit 19 Jahren diese Aufgabe zu übernehmen.
Früher hatte er mir oft erzählt wie unsicher und unwohl er sich damals bei der Krönungszeremonie gefühlt hatte. Hätte er damals nicht meine Mutter an seiner Seite gehabt hätte er wohl die ganze Prozedur nicht überstanden. Deshalb hatte ich mir eigentlich immer erhofft, dass ich diesem noch ein paar Jahren verschont bleiben kann.
Ich wollte erstmal die Liebe meines Lebens finden, Heiraten und dann wen ich mir wirklich sicher bin dieser Aufgabe entgegentreten. Aber jetzt stehe ich innerlich vor einer Erdspalte, bei der ich nicht weiß wann sie mich mit in den Abgrund reißen wird.
Denn ich kenne das Hofprotokoll in- und auswendig, dies besagt nämlich das man innerhalb eines Jahres nach der Besteigung des Königsthrons heiraten muss, da das Volk eine Königin braucht.
Nachdem mir mein Vater also diese Botschaft offenbart hatte, rief ich ihm, zu das ich doch noch gar nicht bereit wäre und er das doch eigentlich ganz genau wüsste. Also habe ich mich auf der Türschwelle umgedreht, die Tür des Arbeitszimmers zugeworfen und bin mit ersten Tränen in den Augen in Richtung meines Zimmers gerannt und mich auf mein Bett geworfen. Ich weiß Jungen im Grunde nicht weinen sollen, aber ich weiß sonst nicht wie meinen aufgestauten Frust und die Wut auf mein Leben anders hätte abbauen sollen.
Jungen dürfen auch einmal schwach sein, es ist wichtig, dass man nicht immer den harten Kerl spielt. Meine Mutter sagte schon immer ein sensibler Junge bin, in solchen Situationen wie dieser stimme ich ihr zu 100% zu, ich habe es schon lange akzeptiert das diese Eigenschaft zu meinen Charakter dazugehört.
Umso schwerer fällt es mir nämlich in der Öffentlichkeit eine Maske aufzusetzen und in Situationen die mir Nahe gehen, mich zusammenzureißen.

Alles fühlt sich gerade falsch an, ich möchte so einfach nicht weitermachen. Ich bin keine Spielfigur die man beliebig hin und her schieben kann. Wenn ich jetzt keinen Schnitt in meine aktuelle Situation setze, weiß ich nicht was aus mir werden wird. Abhauen ist die einzige Möglichkeit die Flucht zu ergreifen. Abhauen, ja ich werde einfach abhauen! Sollen die doch selbst sehen wie sie ohne mich auskommen, ich werde aber nicht mehr an mir herumzerren lassen und alles über meinen Kopf entscheiden lassen, ich bin schließlich ein eigener funktionierender Mensch.
Stellt sich nur die Frage, wie ich das ganze anstellen kann! In der Welt dort draußen kennt jeder mein Gesicht, Medien und andere berichten täglich von mir. Ich muss also unbemerkt mich aus dem Buckingham Palace begeben, stellt sich, aber die Frage wie ich das anstellen kann. Nun heißt es einen guten Plan zu schmieden!
Ich weiß, dass mir jeden Morgen ein Servierwagen mit einen bis zu den Rädern reichendem Tuch ins Zimmer gebracht wird. Ich könnte mich unauffällig mit einer Reisetasche in meinem Badezimmer verstecken. Der Dienstbote wird mein Zimmer wieder verlassen und nach einer halben Stunde zurückkehren, um mein leeres Frühstück in die Küche zu fahren. In der Küche gibt es eine Hintertür, die nicht von Sicherheitskameras überwacht wird.
Ich kann also in einem unbemerkten Augenblick durch diese aus dem Palast gelangen und würde im Garten landen. Durch diesen könnte ich, dann zu einer Lücke im Zaun gelangen und über die Mauer in eine Seitenstraße klettern.
Ich habe sonst keine andere Möglichkeit zu fliehen. Es muss einfach klappen. Außerdem muss ich mein Aussehen ein bisschen ändern.

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