Kapitel 4

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die Teelöffel klimpern und das genüssliche schlürfen von Hailey und Helen tönt durch die Gegend, seit fast einer Stunde sitzen wir hier, die beiden plaudern miteinander und ich sitze einfach nebendran und weiß nicht was ich dazu beitragen kann. Ich interessiere mich ja leider nicht für den neuesten Trend beim Häkeln, das ist leider nicht eines meiner Fachgebiete. Aber es ist amüsant wie beide alten Damen übereifrig mit einem Strahlen auf dem Gesicht sich gegenseitig austauschen, sie haben beide eine immer fröhliche und energiereich wirkende Persönlichkeit. Und diese Fröhlichkeit scheint sich ebenfalls auf ihre Mitmenschen auszuwirken, auf jeden Fall habe ich seitdem ich mit Hailey unterwegs bin kein drückendes Gefühl mehr auf der Brust, die Unsicherheit ist weg und ich habe das Gefühl das mir endlich ein riesen Stein vom Herzen gefallen ist.

Ich habe endlich einmal das Gefühl wie viel Spaß das Leben machen kann, man muss keinen strikt durchgeplanten tagesplan befolgen, wird nicht von einem Termin zum anderen gehetzt, und muss sich auch nicht von seinem Privatlehrer anhören das man doch bitte die Latein und Französischaufsätze hätte bis heute schreiben müssen. Wie soll man den auch bitte, während man fünf stinklangweilige Termine an einem Tag hat, und abends einfach nur noch todmüde ins Bett fällt, noch die Nerven für zwei Aufsätze haben? Und der Höhepunkt an solchen Tagen war, dass Mr Butterfield diese Sache meinem Vater vor dem Mittagessen erzählt hat. Das hieß, dass ich mir dann noch während des Mittagessens einen halbstündigen Vortrag über die Wichtigkeit von Fremdsprachen und den dazu gehörendem Fleiß anhören durfte. Und das wir nun mal Opfer für unsere Bestimmung hingeben müssen. Dieser Satz wird mir schon seit ich zehn bin immer wieder gesagt, diese Worte verfolgen wie ein dunkles Mantra bis in meine Träume! Es war einfach nichtmehr auszuhalten! Deswegen war dieses Gespräch von vorgestern wie ein Schlag in die Magengrube und ich musste einfach einen Schlussstrich vor die ganze Sache ziehen.

Langsam merke ich, wie mein Magen immer lauter zu knurren beginnt, es ist auch kein Wunder ich habe seit früh um acht nichts mehr richtiges gegessen, ich schaue auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass es schon kurz nach vier Uhr am Nachmittag ist. Kurz nachdem mein Magen ein weiteres Mal geknurrt hat, wird auch Helen darauf aufmerksam: „Da hat wohl jemand Hunger, na mein Junge da werden wir dir wohl mal etwas zum Essen machen! Komm mit in die Küche du kannst mir gerne helfen." Ich werde etwas rot, erstens wollte ich die beiden nicht bei ihrem Plausch stören und zweitens habe ich noch nie in meinem Leben etwas gekocht, geschweige denn mitgeholfen. Immer wenn ich in die Palastküche gegangen bin und den Köchen interessiert über die Schulter schauen wollte, hat man mir gesagt das ich, als Prinz nicht in der Küche zu suchen habe.

Das Messer rutscht immer wieder an der Kartoffel ab, ich schaffe es einfach nicht diese blöde Schale abzuschälen, ich stehe kurz vor der Verzweiflung, als mir Helen auf einmal die Kartoffel aus der Hand nimmt und mir stattdessen eine Karotte in die Hand drückt. Sie zeigt mir, wie ich die Karotte auf einem Holzbrett in kleine Runde Stücke schneiden kann. Das klappt zum Glück viel besser und nach zehn Minuten bin ich überglücklich eine ganze Schüssel voller Karotten kleingeschnitten zu haben. „Hast du noch nie in deinem Leben etwas selber gekocht, mein Junge? Es sieht nämlich so aus, als hättest du noch keinen Tag in der Küche gestanden?", fragte mich Helen. „ Ja, das stimmt leider, zu Hause war es mir nicht erlaubt etwas zu kochen, geschweige denn mich in der Küche aufzuhalten", entgegnete ich ihr. „In was für einer Familie bist du denn aufgewachsen, wenn es dir nicht erlaubt ist die Lebens praktischsten Dinge zu machen. Wie kann den bitte ein junger Mensch wie du ohne jeglichen hauswirtschaftlichen Kenntnissen alleine Leben, du musst doch wenigstens ein paar Sachen können, wenn du jetzt von zu Hause ausgezogen bist. Weißt du was, ich werde dir die nächsten Tage einfach die wichtigsten Dinge die man in einem Haushalt wissen muss beibringen! Du könntest mir hier am Wochenende beim Saubermachen in der Pension helfen und im Gegenzug darfst du hier kostenlos wohnen bist du ein eigenes Apartment gefunden hast. Wäre das in Ordnung?", ich war überrascht von ihrer Aussage, aber ich werde dieses Angebot von ihr gerne annehmen. „Ich werde dein Angebot gerne annehmen, wenn du es genau wissen möchtest, man könnte sagen, dass ich aus einer wohlhabenden Familie komme und wir somit einige Hausangestellte haben die Hausarbeiten für uns erledigen, wen man mein zu Hause alleine putzen müsste wäre die Stelle, an der du mit saubermachen angefangen hast schon wieder staubig, bevor du mit dem letzten Zimmer fertig bist. Durch die Hausangestellten und das Verbot meiner Eltern habe ich also nie die Chance gehabt mal etwas für den Haushalt zu lernen", erklärte ich ihr.

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der köstliche Duft von Gemüsesuppe zieht sich durch das Esszimmer, ich kann es kaum erwarten endlich Helens und meine selbst gekochte Suppe zu probieren. Ich bin irgendwie stolz auf mich, wegen so einer alttäglichen Sache aber wie auch schon das Teetrinken zuvor hat sich das einfach so normal und alltäglich angefühlt. Wenn ich heute auf den Tag zurückblicken muss ich echt sagen dass das einer der besten Tage meines Lebens war. Ich bin echt gespannt darauf, was die nächsten Tage passieren wird.

Endlich sitzen auch Hailey und Helen am Tisch und wir können demnach essen, ich habe das Gefühl, das mein Magen gleich stirbt wenn er nicht sofort etwas zu essen bekommt. Die Suppe schmeckt echt lecker für mich ist es etwas neues typische Hausmannskost und keine überteuerten oder übertrieben fein hergerichtete Speisen zu essen. Bei uns im Palast gab es oft bis zu fünf Gänge mit verschiedenster Feinkost aus aller Welt, selten gab es Mal ein einfaches Gericht ohne Extras.

Nach dem Abendessen zeigt mir Helen letztendlich mein Zimmer, es besteht aus einem Doppelbett mit einem Fernseher an der Wand, einem Kleiderschrank, eine Art Schreibtisch und eine gemütliche Sitzecke vor den Fenstern. Eine weitere Tür führt zum anliegenden Badezimmer. Es ist wirklich wohnlich hier! Helen sagt mir schließlich Gutenacht. Ich putze mir schnell die Zähne und ziehe mich bis auf ein T-shirt und die Boxershorts aus bevor ich todmüde ins Bett falle und mich ins Land der Träume begebe ...


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