Angst

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Fünf Stunden später stand Berry auf, sie fühlte sich zwar kein bisschen ausgeruht, aber sie wurde schließlich gebraucht. Sie zog sich um und lief dann los, durch den geheimen Keller zum nächsten Spiegel. Zaghaft klopfte sie gegen das kalte Glaß, doch es erschien nicht Marias Gesicht im Spiegel, wie sie es eigentlich erwartet hatte, sondern Rackinés. "Ach du hast wohl gerade Spiegeldienst" stellte sie zerstreut fest. "Ja allerdings" antwortete der Hase gewichtig, "und wir haben zu viel zu tun um Leute durchzulassen, die sich zu fein sind in Sumpfloch zu schlafen." "Du!" rief der Hase theatralisch "hältst den ganzen Verkehr auf!". Seine neue Aufgabe war ihm anscheinend zu Kopf gestiegen. Berry war genervt, aber sie wusste, dass der Hase irgendwie Recht hatte, obwohl er natürlich maßlos übertrieb. "Tut mir Leid" meinte sie, konnte sich aber ein "ich bin mir nicht zu fein in Sumpfloch zu schlafen" nicht verkneifen. Da Rackiné sie unverändert mit einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck bedachte, schob sie noch etwas hinterher: "Darf ich dich daran erinnern, dass du früher immer ausschließlich im bösen Wald schlafen wolltest?". Rackiné gab sich geschlagen, "Pfff, ist ja gut", erwiderte er trotzig und ließ sie an sich vorbei durch den Spiegel steigen. "Aber sag doch Mal, welchen Grund hat es denn, dass du ständig in Tolois bist?". Während der Hase das fragte, setzte er sich wieder in den für ihn vorgesehenen Stuhl und steckte die Pfote erneut in den Spiegel. "Das...geht dich gar nichts an" stotterte Berry verwirrt von ihrer eigenen Verunsicherung, und schnell verschwand sie durch eine angrenzende Tür in Richtung Treppenhaus.
Nachdem sie ein paar Stunden Rémi in Tolois geholfen hatte, ging sie in den Hungersaal um etwas zu essen. Dort traf sie Thuna, die an ihrem Tisch saß, einen Teller Eintopf vor sich, und Löcher in die Luft starrte. Berry lief zu ihr hinüber und setzte sich "Hey, wo sind denn die Anderen?" wollte sie wissen."Naja" meinte Thuna "Ich habe bis eben Grohann in Lettimur geholfen, aber ich weiß, dass Scarlett und Lissi bei Hanns und den Super- Gespenstern sind". "Achso, hätt ich mir ja sdenken können...ach..und..Thuna?" "Ja was ist?" "Kann ich euch denn später etwas helfen?", fragte Berry "Ich hab das Gefühl in Tolois bin ich etwas überflüssig". "Ja theoretisch schon", antwortete Thuna "Ich versuche die Natur etwas unter Kontrolle zu bringen. Ich meine, ich sorge für genug Wasser in der Nähe der Städte und so, du kannst gerne mitkommen, drüben gibt es immer etwas zu tun". "Das würde ich auch gerne können" antwortete Berry verträumt. "Ich denke, dann komme ich später Mal mit und schaue was ich tun kann". "Du Berry?" fragte Thuna nach einer kurzen Pause "kann ich dich Mal was fragen?". "Ja klar was denn?" "Macht es dir nicht auch Angst, dass wir nur noch so wenig Zeit haben? Unsere Zukunft ist ungewiss und obwohl ich Lettimur liebe, fällt mir der Gedanke schwer das alles hier einfach zurücklassen zu müssen". "Ja, mir geht es genauso", antwortete Berry. "In Sumpfloch habe ich mich das erste Mal richtig zu Hause gefühlt und wenn man einmal ganz davon absieht, können die Super Gespenster ja auch nicht in die neue Welt. Das bedeutet, dass Hanns auch hierbleibt und..." sie sagte nichts mehr, alles laut auszusprechen machte sie nur noch trauriger. Sie dachte an Ajach, diese hatte ihr geholfen, als es Berry schlecht ging und jetzt sollte sie sie einfach hier zurücklassen, es musste doch irgendeinen Weg geben und vielleicht... "Berry?" Thunas Stimme riss sie abrupt aus ihren Gedanken. "Ja alles klar tut mir leid mir gehts gut" murmelte sie zerstreut. "Woran hast du denn gerade gedacht?" fragte Thuna mitfühlend. "Ach nichts" meinte Berry schnell, zu schnell wie sie bemerkte als sie Thunas verwundertes Gesicht sah. "Ich dachte," schob sie schnell hinterher "dass es doch eine Lösung geben muss, ohne das jemand zurückgelassen werden muss meine ich...Ich will nicht, dass die Tür verschlossen wird und wir die Anderen dem sicheren Tod überlassen". Berry hörte auf zu sprechen, da sie merkte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. "Das verstehe ich" antwortete Thuna mitfühlend "darüber mache ich mir auch Gedanken. Ich hoffe Hanns, findet einen Weg Aumuylett noch ein paar Jahre zu verschaffen. Nichtsdestotrotz werden wir sie nie wieder sehen, ist die Tür einmal geschlossen." Berry hatte auf einmal gar keinen Hunger mehr, "sollen wir rüber gehen?" fragte sie. Thuna war anscheinend auch der Appetit vergangenen also liefen sie los, unterwegs schloss Maria sich ihnen an. Sie war unterwegs um Rackiné abzulösen ,doch Berry nahm von ihrer Anwesenheit kaum Notiz, sie war viel zu beschäftigt damit, ihren Gedanken nachzuhängen.

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