Kapitel 2

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"Und? Bist du aufgeregt?", fragte mich meine Freundin Yovanna und nippte an ihrem Kaffee.

"Ja, naja. Ich denke, das Kollege wird großartig. Keine Eltern, neue Professoren, neue Leute - ein neues Abenteuer." Ich führte meinen Mund zum Strohhalm und nahm einen kräftigen Schluck vom Karamell-Latte.

"Ich war so aufgeregt wie du, als ich angefangen habe. Und jetzt ist es für mich keine große Sache mehr. Ich bin froh, wenn ich nach zwei Semestern fertig bin.", lachte sie. Sie war drei Jahre älter als ich, deshalb hatte sie nur noch ein Jahr vor sich. "Wann wirst du dort sein?"

"Morgen. Wir fahren schon um sieben Uhr morgens los. Meine Mom will nicht zu spät kommen." Ich verdrehte genervt meine Augen.

"Zu spät kommen? Dein erstes Seminar wird am Montag um, glaube ich, neun anfangen..."

"Ja, ich weiß auch nicht, wieso sie unbedingt einen Tag vorher dort sein möchte." Ich hob die Achseln und hatte echt keine Ahnung, wieso meine Mutter so früh schon im Kollege sein wollte. Pünktlichkeit, hatte sie mir erklärt, wäre das Wichtigste auf dem Kollege.

"Sie ist wie meine Mutter.", lachte Yovanna kopfschüttelnd. "Was auch immer." Sie winkte ab. "Du wirst auf das Rollins College gehen, richtig?"

"Ja, wieso?" Ich schlürfte den letzten Tropfen aus dem Plastikbecher und sah aus der großen Glaswand vom Starbucks Café.

"Ich habe gehört, dort seien heiße Typen.", grinste sie und wackelte wild mit den Augenbrauen.

"Cool. Die meisten von ihnen sind dumme Kreaturen. Ich möchte nicht alle in einen Topf werfen, aber wie gesagt - die meisten von ihnen sind so."

"Ja, aber du musst es trotzdem versuchen!" Yovanna grinste nun über beide Ohren und steckte sich eine schwarze Haarsträhne, die in ihr Gesicht gefallen war, zurück.

"Was versuchen?" Ich wusste was sie meinte - ich wollte nur, dass sie meine Gedanken bestätigte.

"Du weißt, was ich meine." Sie wackelte erneut mit den Augenbrauen. Als ich sie immer noch gespielt verwirrt ansah, gab sie nach. "Na, du weißt schon! Hab ein bisschen Spaß mit den Jungs!"

Leichter gesagt, als getan. Ich wurde zwar von vielen als schöne Frau bezeichnet, doch die meiste Zeit wurde ich nur auf mein Aussehen reduziert. Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich mit mir selbst zufrieden bin, doch Menschen sahen nur das eine an mir - und das war das Aussehen. Die meisten von ihnen kannten mich nicht mal. Besser gesagt, es kannte mich keiner, wie ich wirklich war.

"Ich gehe auf das Kollege, um etwas aus meinem Leben zu machen, nicht um ein bisschen Spaß mit Jungs zu haben.", lachte ich und schüttelte fassungslos den Kopf. Wir standen auf und verließen das Café. Wir liefen auf die andere Straßenseite und stiegen dann in meinen Wagen.

"Kannst du mich nach Hause fahren? Ich muss so schnell wie möglich zu Hause sein. Du weißt schon, die berühmte sei-vor-Sonnenuntergang-zu-Hause-Regel." Sie rollte die Augen.

Ich startete den Range Rover und fuhr aus der Parklücke. Ich musste lachen wegen der Regel, die Yovannas Mutter immer noch durchzog. "Im Ernst? Du bist 21 und sie behandelt dich immer noch wie eine sieben-Jährige?"

"Ja, glaubst du, wieso gehe ich aufs Kollege? Sie hat keine Kontrolle über mich, wenn ich nicht mit ihr unter einem Dach lebe." In ihrer Stimme konnte man einen Hauch von Triumph hören. "Sie würde ausflippen, wenn sie wüsste, was ihr kleines Mädchen dort macht."

Ob ich wohl so wie Yovanna enden würde? Ich lachte über meine Gedanken, natürlich würde ich das, aber nicht auf diese Art und Weise. Ich würde endlich eine Möglichkeit haben, meinen Spaß zu haben und vielleicht auch ich selbst zu sein. Aber Jungs? Nein, so etwas tat ich mir nicht an. Ich hatte es mir versprochen - ich date nicht. Ich wollte mir keine Beziehung antun und außerdem war ich unfähig zu lieben.

CYKAS - Can You Keep A Secret? [ h.s.ff ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt