Kapitel 2

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Penelope traf pünktlich um drei Uhr im Haus der Bells per Flohnetzwerk ein. Allein bei der Begrüßung hätte Katie sie am liebsten hochkant wieder zurück in den Kamin gepfeffert. Mit zuckersüßer Miene umarmte sie Isabel und Katies Mutter, Stephanie, und schleimte sie sofort zu.
„Ach das ist wirklich furchtbar nett Mrs Bell, dass ich die nächste Zeit hier sein darf, ich hoffe ich bereite ihnen nicht allzu viel Umstände."
„Aber nein Penelope, du bist immer ein gern gesehener Gast bei uns." Mrs Bell lächelte breit und wandte sich dann an Katie
„Katie Liebling, sei doch bitte so lieb und trag schon mal Isabels Gepäck hoch. Du kannst dich jetzt erst mal ausruhen Penelope, du hattest bestimmt eine anstrengende Reise, ich hab extra für dich meine Zuckergusstorte gebacken, die du so gern magst."
Katie machte sich nicht die Mühe ihre Mutter daran zu erinnern, dass Penelope per Flohnetzwerk gekommen war und ihre „Reise" wahrscheinlich nur cirka 10 Sekunden umfasste. Stattdessen packte sie nur Penelopes tonnenschweren Koffer und machte sich daran ihn die steile Treppe hoch zutragen. „Noch zwei Wochen", dachte sie sich wütend als ihr der Koffer auf den großen Zehen krachte, „ dann bin ich diese Schreckschraube endlich los. Und dann nochmal zwei Wochen bis ich Meginn und wieder sehe."
Katie hatte sich noch nie so sehr gewünscht das die Ferien ein Ende nehmen mochten wie jetzt. Das einzige was sie jetzt noch aufmunterte war, dass ihr ältester Bruder Ben in drei Wochen zu Besuch kam und der war ihr wahrscheinlich nach der schrecklichen Clearwaterseuche eine willkommene Abwechslung. Allein schon ihr schrilles Lachen, das gedämpft durch den Fußboden schallte stellten Katie die Nackenhaare auf.
Katie hatte bis jetzt nur einen Besuch von Penelope vergangenen Sommer miterlebt und das war schon der blanke Horror gewesen weil sie ihre Nase in wirklich alles reinsteckte. Angefangen bei dem Früchtekuchen ihrer Mutter („Das sind doch aber keine Lenkpflaumen in ihrem Kuchen Mrs Bell oder? Die sollen ja sehr viele Grieselkrätzefördernde Keime enthalten!") bis hin zu Katies Freundschaft zu Toby, dem Hauselfen bei dem sie sich noch mehr ausließ als Isabel!
„Ich möchte gar nicht wissen wie du reagieren wirst, wenn du erstmal all die Hauselfen in Hogwarts siehst die für uns kochen und alles putzen. Womöglich hast du dann nach kurzer Zeit hunderte von kleinen Freunden die dir zu Füßen liegen genau wie der hier. Was wohl die Lehrer dazu sagen werden." Bei dieser Bemerkung wäre Katie vergangenen Sommer fast in die Luft gegangen, weil ihr so eine unverschämt neunmalkluge Person noch nie untergekommen war. Außerdem fand sie es ziemlich eklig so abschätzend von Toby zu reden, nur weil sie sich wie so oft für etwas Besseres hielt.

Aberdiesen Sommer war Katie diejenige die Penelope eine Lehre erteilen würde, unddie Schmerzerbsen waren erst der erste Schritt ihres „Anti ClearwaterSeuchenbekämpfungskomitees", kurzgesagt ACS.
Doch Katie musste bald feststellen das sich ihre Sorge, Penelope könne sichaufspielen wie voriges Jahr, als völlig unbegründet erwies. Während derfolgenden Tage verhielt sie sich eigentlich völlig normal für ihreVerhältnisse. Ausgenommen von dem Kommentar den sie am ersten Abend ihrerAnkunft fallen ließ das sie sich nicht gewundert hatte, das Katie nicht wieIsabel eine Ravenclaw geworden war, verhielt sie sich eigentlich völlig normal.Der Grund für dieses Verhalten erfuhr Katie nur wenige Tage später von ihremBruder Terry:
„Unsere liebe Miss Clearwater ist unsterblich verliebt. Und das scheint sie zueinem ganz anderen Menschen zu machen." , informierte er seine kleine Schwesterals sie an einem stürmischen Augustabendzusammen am Kamin eine Partie Koboldstein spielten.
„ Aha, und woher weißt du das so genau?"
„ Na ja weißt du, man muss sie und Isabel nur mal zusammen reden hören und dannweiß man schon alles. Bei denen gibt's aktuell gar kein anderesGesprächsthema.", meinte Terry verschmitzt grinsend. Katie konnte sich schwervorstellen das Verliebtheit eine solcheWandlung eines Menschen verursachen könnte. Aber da selbst sie sich dasrätselhafte Verhalten von Penelope nicht erklären konnte, musste es wohl daranliegen.
„Und wer ist der Unglückliche?", fragte sie Terry schelmisch lächelnd
Terry schüttelte ein paar Koboldsteine in seiner Hand und trank genüsslich einen Schluck Kürbissaftbevor er antwortete: „ Ich denke mal du wirst ihn am besten von uns allenkennen. Er geht wie du nach Gryffindor, ist so alt wie Isabel und hat meinesWissens karottenrote Haare. Na wer könnte das wohl sein? Oh und diese Personwollte mich vergangenes Schuljahr fast zu der Mc Gonogall schleifen weil ichgesagt habe, dass er sich nicht wie der Zaubereiminister aufspielen soll und er nicht das Recht hat mir zu verbietenWasserplympis an andere Schüler zu verkaufen."
„Oh ich weiß, wen du meinst: Percy Weasley oder? Für meinen Geschmack ist eretwas wichtigtuerisch - ich könnte sogar 20 Packungen Schokofrösche darauf wetten das er noch Schulsprecher wird.Aber er hat mir ziemlich oft bei den Hausaufgaben in Verwandlung geholfen. Soetwas wie private Nachhilfestunden im Gemeinschaftsraum. Hätte Percy mir nichtgeholfen wäre ich in den Prüfungen glatt durchgerasselt", sagte Katie.
Im geheimen wunderte sich Katie nichtdas eine Schulleuchte wie Penelope sich für jemand wie Percy Weasleyinteressierte. Im Grunde genommen waren sich die Beiden ziemlich ähnlich. Beidewaren in ihren Häusern Klassenbeste und hatten eine sehr starken Ehrgeiz.
Katie wollte Terry gerade fragen ob er auch wusste ob Percy Penelopes Liebeerwiderte, da knallte ein dunkles etwas mit voller Wucht gegen dasregenverschleierte Fenster. Isabel die in der Küche war, um sich ein GlasWasser zu holen kreischte erschrocken auf und das zerschellen von Glas war zuhören. Sogar Katies Waldkauz Tribble spielte verrückt. Die kleine Eulekreischte in ihrem Käfig aufgebracht und krächzte aus voller Kehle.
Vorsichtig schlich Terry ans Fenster und lugte mit besorgter Miene in dasheulende Unwetter draußen. Als er nichts verdächtiges sehen konnte öffnete erdas Fenster und prompt landete eine Gischt von peitschendem Regen in seinemGesicht.
Innerhalb von wenigen Sekunden brach auch der Sturm im Wohnzimmer der Bellslos: Pergamente flogen durch die Luft, die Koboldsteine verteilten sich klimperndauf dem ganzen Wohnzimmerboden und im ganzen Raum landete der Regen von draußen. Doch nicht einmal dashielt Terry davon ab etwas lumpiges aus dem Blumenkasten vor dem Fenster zuziehen und dieses etwas mit besorgter Miene zu begutachten bevor er das Fensterschloss. In solchen Situationen regte Katie Terrys ewige Gelassenheit auf undsie war froh, als der Lärm des Sturms nur noch schwach von draußen zu vernehmenwar und Tribble sich allmählich beruhigte.
Nun, da kein halber Hurrikan mehr im Wohnzimmer der Bells tobte, sah sich Katiedas nasse Etwas in Terrys Armen genaueran. Gerade als Katie es anfassen wollte, bäumte sich das Ding zu voller Größeauf und krächzte kläglich.
„Das ist ja eine Eule!", entfuhr es Katie überrascht. Terry verdrehte nur dieAugen und bemerkte:" Wow, 50 Punkte für Gryffindor darauf wäre ich ja niegekommen."
„Ist ja nicht jeder so tiervernarrt wie du.", erwiderte sie heftig und kehrteTerry beleidigt den Rücken zu.
„ Der ist für dich."
„Was? Die Eule? Aber ich hab doch schon eine!"
„Mann Katie! Was bedeutet es wenn Eulen bei dir zu Hause vorbeischauen? Das sieauf ein Butterbier vorbeikommen oder was?"
Nun fiel auch bei Katie der Groschen und sie nahm von Terry einenregendurchweichten Briefumschlag in entgegen. Ihr Name war nur noch als eintintenverschmierter Schleier zu lesen, was in Katie die Befürchtung aufkommenließ, dass von dem Brief auch nicht mehr zu lesen war als von ihrem Namen.Enttäuscht ließ sie den Umschlag sinken. Sie war sich so sicher gewesen, dass  Samara oder Meggin war. Aber da er sozusagen unlesbar war konnte sie ihnja gleich wegwerfen.
Zum Glück rettete Katies Vater , der gerade von der Arbeit kam und nicht mindernass war als die Eule die missliche Situation.
Nachdem er seine Kinder begrüßt hatte nahm er ohne zu Fragen Katies Brief vomWohnzimmertisch trocknete den Brief mit dem Schlenker seines Zauberstabes.
„Danke Dad,", sagte Katie dankbar; „ du hast das einzige gerettet was jetztnoch von Bedeutung ist!"
„Kein Problem Kleines." Mr Bell fuhr sich durch seinen dunklen Haarschopf, derdas gleiche dunkelbraun wie das von Katie hatte, sowie die grünblauen Augen.
Katie wurde von ihren Freundinnen in Hogwarts immer um ihren Vater beneidet,weil sie meinten er sähe einfach verboten gut aus und hätte sogar GilderoyLockhart für den Sieg des charmantesten Lächelns der Hexenwoche weggekickt,wenn er denn mitgemacht hätte.
Aber Katies Vater war ein Mann der für Dinge wie Schönheitswettbewerbe wenig imSinn hatte. Von Beruf aus war er gelernter Besenkonstrukteur, was der FamilieBell schon einige Rabatte für Besen eingebracht hatte. Der ganze Schuppen derim Garten stand, war gefüllt von Besen. Vom Shooting Star bis zum Sauberwichwar alles dabei und inzwischen war Katie schon ziemlich gut im Fliegen, vomQuidditch ganz zu schweigen.
Bevor sie nach Hogwarts gekommen war, hatte sie draußen im Garten fast täglichQuidditch geübt, weil ihr großer Traum war, später einmal zu den WimbournerWespen zu gehen.
Eigentlich wäre es deshalb dafür eigentlich die perfekte Voraussetzung gewesenin der Hausmannschaft von Gryffindor zu spielen, aber bei den Auswahlspielen imletzten Schuljahr als sie sich für eine Jägerin beworben hatte, war sieaufgrund von einer Siebtklässlerin namens Lesly Smith gescheitert. Oliver Wood,der Kapitän der Mannschaft hatte gemeint Katie hätte zwar hervorragendesPotenzial aber wäre vielleicht noch ein wenig zu jung für dieQuidditchmannschaft. Daraufhin hatte Katie Oliver für den Rest des Schuljahrsignoriert, weil jeder Trottel der noch ein bisschen Verstand im Kopf hatte,sehen konnte, dass Lesley ungefähr so viel taugte wie eine Oma auf Krückstock.(Vermutlich lag auch letztendlich Olivers Auswahl an unpotenzionellen Spielerndaran, dass sie seit Ewigkeiten den Quidditchpokal an Slytherin verlorenhatten.) Im Nachhinein schämte sichKatie allerdings für dieses Verhalten weil Oliver sie bei den diesjährigen Auswahlspielen bestimmt nicht nehmen würde, weil sie sichmehr als unreif ihm gegenüber benommen hatte. Deshalb waren ihre Chancen diesesJahr in die Hausmannschaft zu kommen gleich null. Egal wie schlecht dieMannschaft war, Oliver würde seinen Stolz bestimmt nicht überwinden, nachdemKatie ihn behandelt hatte wie ein Haufen Pferdemist.
„ Willst du den Brief nicht lesen? Ich dachte das wäre dir so wichtig gewesen?"Mr Bell sah Katie irritiert an und Katie verdrängte den beklemmenden Gedankenan Quidditch so gut es ging. Schnell riss sie den Brief auf, in der Hoffnung eswäre eine Nachricht von einer ihrer Freundinnen, die sich mit ihr für einen Nachmittag in derWinkelgasse treffen wollte, um den nötigen Schulkram zu besorgen. Doch Katies Hoffnungen wurden schon zerstörtbevor sie den Brief überhaupt las. Die kleine, kritzelige Handschrift auf demUmschlag, gehörte definitiv nicht zu Samara oder Meginn. Auch sonst kam ihrdie Schrift keineswegs bekannt vor.
Etwas lustlos öffnete sie den Umschlag und begann den Brief des Unbekanntenjedoch etwas gespannt zu lesen.


Katie Bell Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt