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Chapter 1:

*Perspektive Jisoo*

„Argh. Was machst du da?!", spie Jennie Lisa an. Unsere gemeinsame Freundin, die mit ihrer Gabel einen Getreidekloß vor ihr Gesicht hielt, der gerade eben noch auf ihrem Teller gelegen hatte.

„Sieht irgendwie aus, wie ein kleiner Alien. So schleimig.", murmelte sie.

Ich begann zu schmunzeln. Es ging einfach nicht anders. Dieses Szenario kam viel zu häufig vor, als es Jennie lieb wäre.
Immer sah Lisa in ihrem Essen alles, nur nicht das, was es wirklich sein sollte. Essen. Mieses Essen, aber immer noch Essen.

Der Gestank des verbrauchten Kochwassers, kam von diesem Schleimbeutel direkt in die Atemwege von Jennie, weswegen sie sich ihre Hand vors Gesicht hielt und anfing Lisa nuschelnd durch diese zu bitten:

„Bitte Lisa. Das ist voll eklig!". Mittlerweile klang es eher wie ein Quengeln ihrerseits, als eine Bitte, dass ihre beste Freundin endlich aufhören sollte, ihr das widerwertige Essen der Schulkantine, als etwas anderes vorzustellen, als es tatsächlich sein sollte.

„Irgendwann braten sie hier noch E.T und dann haben sie die ersten echten Beweise, auf anderes intelligentes Leben im Universum, einfach hier verkocht.", sagte sie und schüttelte enttäuschend ihren Kopf, als wäre es allein schon eine Schande, den ‚Köchen', -wenn man sie so nennen konnte-, so eine Tat zuzutrauen.
„Und dann auch noch so, dass er ungenießbar erscheint. E.T hätte etwas besseres verdient.", fügte sie noch hinzu, während sie keine Anstalten machte, die Gabel wieder in normaler Höhe zu halten. Stattdessen direkt in unserer aller Augenhöhe, sodass sie diesen Kloß traurig und nachdenklich mustern konnte.

„Wenn das passiert, halte mir dann aber keinen eklig verbrannten, wabbeligen oder was auch immer E.T vor die Nase. Auf sowas kann ich verzichten.", zischte Jennie ihrer Sitznachbarin zu. Sie schien bereits die Nerven an dem Gedanken zu verlieren, wie Lisa ihr tatsächlich Mal ein Tier oder ähnliches vor ihr Gesicht halten würde.

„Was ist Rose? Gefällt dir die Vorstellung nicht?", lachte Lisa, sobald sie den gefärbten Rotschopf vor sich sah und damit unsere genervte Jennie gekonnt ignorierte. Sie saß neben mir und hatte bereits am Anfang von Lisas Rede, ihren Teller langsam und angewidert beiseite geschoben. Hauptsache so weit weg, wie nur möglich.

„Ganz ehrlich?", sagte sie, „Die Vorstellung gerade süße Aliens zu essen, gefällt mir nicht besonders. Und E.T war einer meiner Lieblinge, als ich klein war. Direkt nach Yoda."

Ich lachte leicht auf und aß eine der verkochten Karotten vor mir. Ich hatte mich an die Konsistenzen jeglicher Art hier bereits gewöhnt, da ich schon länger hier verweilte, als alle anderen. Jennie war erst vorletzten Sommer, sowie Rose dazugekommen und Lisa wohnte hier im Internat nicht einmal, sondern schlief bei sich zu Hause. Doch kennen tat ich sie schon seit Jahren. Ich war bereits ein Jahr vorher hier gewesen und hatte mich über das Essen beschwert. Das hieß 3, bald 4 Jahre, waren vergangen, wo ich mich an die kleinen Aliens auf meinen Teller gewöhnt und mich mit denen angefreundet hatte. Aber es hatte auch einen Vorteil gehabt, solange hier gewesen zu sein. Damit war ich dann die Rettung der Mädchen gewesen, als ich ihnen die Imbissbude ein paar Straßen weiter gezeigt hatte.

„Oh mein Gott.", „Meine Rettung.", „Ich liebe dich.", sowas hatten sie damals zu mir gesagt. Und seitdem? Naja, seitdem sitze ich am selben Tisch wie sie, bin mit ihnen befreundet und sie sind mir die wichtigsten Personen in meinem Leben geworden. Meine besten Freunde. So könnte man es als die Kurzfassung nennen, doch es gäbe noch so viel mehr zusagen. Über diese Mädchen.

Rose, Lisa und Jennie. Meine kleinen Aliens.

Langsam, sehr langsam, stupste ich meine beste Freundin auf die Nase und sprach mit einer nasalen Stimme zu ihr: „Nach Hause telefonieren.".

Hallende KorridoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt