ränt numero diez

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Ich bin zurück (wer weiss für wie lange tho). Der rant ist nicht wirklich ein rant und ist viel länger geworden, als beabsichtigt.

Da ich mich seit April (also ca. vier Monate) in der südlichen Hemisphäre befinde, habe ich entschieden eine kurze «Pro und Contra» Liste über das Reisen zu machen. So kann ich meine Gedanken sortieren und eventuell ja vielleicht andere helfen (wahrscheinlich nicht lol)!

Nur so als Nebeninfo: momentan bin ich in Newcastle, Australien 😊

Fangen wir doch mal positiv an +++++

Beim Reisen fühle ich mich frei. Ich kann meinen Tag so gestalten, wie ich möchte. Ich kann essen, was ich möchte und wann ich möchte. Muss nicht zur Arbeit und hab keine Verpflichtungen. Mensch ist frei im eigenen Rhythmus zu leben und sich zu entfalten.

Auch wenn nach einer gewissen Zeit eine Art Routine entsteht, ist jeder Tag anders. Diese Routine wird meistens durch neue Städte, neue Menschen und neue Erlebnisse unterbrochen. Keine Stadt gleicht der anderen, sowie kein Mensch dem anderen gleicht. Beim Reisen entwickelt Mensch auch eine andere Art von Freundschaft. Wir wissen zwar alle, dass wir uns eventuell nie mehr sehen werden, aber trotzdem wird immer ein unvergessliches Erlebnis mit einer bestimmten Person in Verbindung gesetzt.
Ein Erlebnis, das mir immer bleiben wird ist Fraser Island. Ohne Internet für drei Tage und mit ca. 30 Fremden Menschen auf einem kleinen Campingplatz übernachtet. Dort haben wir uns (meine Reisekameradin Melo (hi) und ich) schnell mit einer Gruppe angefreundet und hatten eine super Zeit! Wir kannten uns alle vorher nicht und doch haben wir innerhalb von drei Tagen vieles übereinander herausgefunden und verbrachten viele lustige Momente zusammen. Wer weiss, wie diese Zeit ausgesehen hätte, wenn ich nur mit alten Freunde dort gewesen wäre?

Dadurch, dass ich nur mit Melo unterwegs bin und mich sonst niemand kennt, kann ich mich neu erfinden. Ich probiere neue Sachen aus, ziehe mich anders an und muss keine sozialen Erwartungen erfüllen. Ich kann mich an meine Umgebung anpassen oder eben auch nicht anpassen. Ich laufe barfuss herum? Es interessiert niemanden. Ich geh im nassen Bikini in den Supermarkt? Bin nicht die erste und werde bestimmt auch nicht die letzte sein. Vielleicht liegt das auch einfach an Australien, aber hier sind alle so easy-going, mensch fühlt sich nicht verurteilt und wird auch nicht schräg angeguckt. Im Gegenteil, ich werde auf meine Tattoos angesprochen oder bekomme Komplimente von Wildfremden. Zuhause, in der Schweiz wird oft sogar nur schon der Augenkontakt mit Fremden vermieden.

Zum ersten Mal bin ich so weit weg und auch so lange von meinen Eltern entfernt. Ich habe die Möglichkeit viel eigenständiger zu sein, selber Situationen einzuschätzen und auch wichtige Entscheidungen alleine zu treffen. Ich bin auf mich alleine gestellt (mit Unterstützung von Melo natürlich) und das hat mir auch eine gewisse Selbstsicherheit gegeben. Ich habe gelernt Dinge mehr entspannt anzusehen und mir über Probleme nicht zu viele Gedanken zu machen, sondern mit einem kühlen Kopf an das Ganze ranzugehen und zu wissen, dass alles am Ende gut sein wird. Mensch könnte sagen, dass ich viel positiver geworden bin 😊

Und nun zu den negativen Aspekten des Reisens - - - - -

Um Geld zu sparen, übernachten wir in Hostels. Wir teilen uns meistens ein Zimmer mit mehreren Personen. Leider ist nicht jeder Roomie ein guter Roomie.

Storytime: einmal hatten wir einen jungen Herrn (20-30?) im Zimmer, der um 7 (SIEBEN, s i e b e n) Uhr abends ins Bett gegangen ist und so krass laut geschnarcht hat, dass ich ihn nicht mal mit Kopfhörer ausblenden konnte! Der kann ja nichts dafür aber damn lass dich doch mal untersuchen (Melo: Oh Gott Thalia dein ernst ?!). So lautes Schnarchen ist nicht normal. Zum Glück blieb er nur eine Nacht. ABER die nächste Nacht kam ein anderer junger Herr der genauso (!!!!!) schlimm geschnarcht hat. Der zweite Herr war dann aber dafür um 5 Uhr morgens noch schlimmer. Er hatte nämlich einen Alarm eingestellt... und wachte dann 10 Minuten lang nicht auf! Als er endlich den Wecker abgestellt hatte, waren wir andere im Zimmer natürlich wach. Kurz bevor ich wieder eingeschlafen bin, klingt der scheiss Wecker wieder!!! Er hatte wohl nur den Snooze-Button gedrückt. So ging das noch 4-5 Mal weiter. Ich war schon kurz davor das Handy zu nehmen und aus dem Zimmer zu werfen. Als der Wecker dann wieder tönte, meinte der junge (nicht schnarchenden) Herr unter ihm, er solle doch den scheiss abstellen. Nach dem konnten wir wieder schlafen.
Das Ganze passierte aber zwei Wochen später nochmals mit einer jungen Dame. Wecker um 5 Uhr. Nur war es nicht ein normaler Wecker sondern «Fireworks» von Katy Perry!!! Ich mag Katy Perry ja schon so nicht besonders aber nach diesem Vorfall ist sie für mich ein grosses, fettes NOPE. Um 5 Uhr morgens 10 Mal «do you ever feel like a plastic bag...» zu hören... nope. Die Dame hat dann auch immer den Snooze-Button gedrückt!!! Irgendwann bin ich aufgestanden und habe ihr sehr nett (bin stolz darauf, wie freundlich ich geblieben bin) mitgeteilt, dass sie den Wecker doch ganz abstellen soll, da ich gerne weiterschlafen will. Warum stellt mensch den Wecker so früh ein, wenn mensch nicht aufstehen wird?????? Warum stellt mensch nicht einfach den Wecker nach dem ersten Mal klingeln ab???????? Versteh ich nicht und regt mich extrem auf.

Alsooooo weiter geht's. Mensch teilt nicht nur Zimmer, sondern halt auch Küche und Badezimmer. In der Küche schauen dir alle auf die Finger und es hat nicht viel Platz und da ich nicht wirklich kochen kann, finde ich es mega unangenehm ups. Im Badezimmer hat es meistens mehrere enge Duschen. Die Kleider werden zu 98% der Fälle nass und Socken sollte mensch schon gar nicht anziehen. Auch fühle ich mich jedes Mal so gehetzt. Normalerweise dauert meine Dusche (mit Haare waschen, rasieren und anziehen) ca. 1.5 Stunden. Das ist einfach meine Zeit, die ich brauche um mich zu entspannen und alleine zu sein. Diese Zeit fehlt mir halt einfach in den Unterkünften. In einem Camping-Platz in Neuseeland war die Dusche auf sechs Minuten limitiert. Haare waschen konnte ich vergessen. Auch scheint mensch in diesen Duschen nie die richtige Temperatur zu finden. Entweder zu kalt oder zu heiss und wenn mensch dann doch die richtige Temperatur findet, bleibt.diese.einfach.nicht.so. Heute habe ich mir fast den Rücken verbrannt, weil auf einmal vieeeeeeeel zu heisses Wasser rauskam. Richtiger Struggle. Beim Reisen hat mensch halt sehr wenig Privatsphäre. Einfach mal einen Raum in dem ich alleine entspannen kann, gibt es nicht, ausser unter der Dusche aber das ist leider viel zu schnell vorbei. Ich bin ein Mensch der gerne alleine Zeit verbringt, sich aber nicht gerne alleine fühlt.

Viele denken Reisen ist wie Ferien. Falsch. Ferien verbringt mensch meistens an einem Ort und muss sich nicht um vieles kümmern. Beim Reisen ist das anders. Klar es ist immer noch entspannt, aber mensch ist auch ständig am Organisieren. In jeder neuen Stadt müssen wir eine Unterkunft und ein Transportmittel organisieren. Hier in Australien ist der Greyhound-Bus das einfachste, wenn mensch entweder keinen Führerschein hat oder einfach nicht alt genug ist um ein Auto zu mieten. Auch müssen wir jeden Tag planen, was wir unternehmen wollen. Mit der Zeit wird einem sonst langweilig, wenn mensch den lieben, langen Tag nicht viel macht. Ich liebe entscheiden zu können, was ich wann machen will, aber gleichzeitig könnte ich auch etwas Routine vertragen.

Nach erneutem lesen ist mir aufgefallen, dass das Positive eher im Innern stattfindet und das Negative eher von aussen beeinflusst wird. Keine Ahnung ob das Sinn macht lol

Anyways ich empfehle jeder Person mal eine längere Reise durchzumachen. Mensch lernt viel und wird es nie im ganzen Leben vergessen.

PS: falls ihr soweit gelesen habt: SWEET AS(S)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 12, 2018 ⏰

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