♥ 10. Kapitel

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Eine Woche war vergangen, seitdem Maverick mich zur Schule gefahren hatte. Diese ganze Woche war ziemlich schleppend vergangen. Maverick war mir seitdem Tag aus dem Weg gegangen. Und egal wie oft mein Herz mich dazu drängen wollte, mit ihm zu reden, irgendwann hatte ich den Drang unterdrückt. Ich war noch immer wütend, dass er einfach dachte, ich würde so etwas in der Schule herum erzählen. So etwas würde ich niemals tun. Besonders nicht, weil ich nicht zum Tratsch der Schüler werden wollte. Aber jetzt verstand ich, warum ich manchmal solche Blicke von den anderen bekam. Anfangs dachte ich, es hat etwas mit Ty zu tun, aber jetzt war das alles klar. Allerdings beschäftigte mich seit sieben Tagen nur eine Frage. Wer um alles in der Welt hatte das in der Schule herumerzählt? Ty traute ich das nicht zu. Er würde mir so etwas nie antun. Niemals. Dafür war ich ihm zu wichtig. Er würde eher alle zusammen schlagen, wenn er erfuhr, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte. Und das hatte er mir sogar noch versprochen, als ich es ihm erzählt. Schwer seufzte ich, als der Lehrer mal wieder eine komplizierte Matheformel erklärte. Er laberte vor sich hin, doch meine Gedanken galten Maverick. Ty stupste mich mit seinem Stift an. Grummelnd drehte ich meinen Arm weg und holte meinen Block heraus. Wie von selbst schnappte ich mir einen Stift. In diesem Moment kam mir eine neue Idee in den Kopf und ich konnte das Kribbeln in meinen Fingerspitzen nicht ignorieren. Mein Magen kribbelte aufgeregt, als ich den Stift auf das Papier setzte und Wort für Wort zu Papier schrieb.

Die Worte schienen von meinem Kopf zu meinen Fingern zu fließen und dann durch den Stift auf das Papier, so schnell schrieb ich. Sie schienen praktisch einfach so zu fließen. Doch das störte mich nicht im Geringsten. Ich genoss es. Ein Knoten löste sich durch die Erleichterung in meinem Magen. Es tat mir immer wieder gut, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, sonst fühlte es sich an, als hätte irgendwo in meinem Kopf eine Verstopfung. Und in meinen Körper. Aber jetzt fühlte ich mich besser. Als wäre ein Stein von meinen Schultern gefallen. Als ich schließlich eine ganze Seite vollgeschrieben hatte, hob ich den Kopf und begegnete Tys neugierigem Blick. Seine Augen glitten über die unzähligen Buchstaben und Wörter, die meine weiße A4 Seite zierten. Sofort legte ich meine Arme darüber. Er hob eine Braue und betrachtete mich besorgt. »Was ist los?« Ich schüttelte schnell den Kopf und blätterte die Seite um. »Nichts. Das ist nur etwas für meinen Literaturkurs später«, redete ich mich heraus. Ty hob eine Braue, als würde er mir nicht wirklich glauben, doch er sagte nichts mehr dazu und wandte sich wieder den Aufgaben zu. Erleichtert atmete ich leise aus und begann dann, an meinem nun fünften Kapitel zu arbeiten. Darauf bedacht, meinen Arm so zu halten, dass Ty nichts sah. Die Gefahr, dass er es irgendwann versehentlich ausplaudern würde, war mir einfach zu groß. Und auch die Tatsache, dass er keine kitschigen Romane mochte, machte mir Angst. Klar, er war mein bester Freund, aber es gab auch Zeiten, in denen er sich darüber lustig machte, dass ich solche Romane las und Typen wie Luca Gibson oder Jackson James mochte. Er fand es einfach lustig, weil sie ja nicht wirklich existierten. Er las lieber Horror. Ich schüttelte diesen Gedanken ab und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Kapitel. Die Gedanken an den Kommentar vor einer Woche hatte ich ganz verbannt. Es war nicht mehr wichtig. Denn es gab viele Leute, denen es gefiel. Und ich hatte beschlossen, einen Kommentar nicht mein Buch bestimmen zu lassen. Nicht von jemanden, den ich nicht einmal kannte. Es würde mich nicht aufhalten. Auch, wenn es nicht so leicht war. Aber sobald ich anfing zu schreiben, waren diese Kommentare wie vergessen.

Die Tribüne schien schier unter uns zu beben, so laut schrien die Schüler unserer Schule. Das zweite Spiel stand bevor. Alle waren nervös und aufgeregt. Sie wollten für unser Team den Sieg. Und als sie Kyle auf den Platz laufen sahen, wurden ihre Jubelrufe noch lauter. Mädchen sprangen auf und riefen wie wild seinen Namen. Jungs klatschten in die Hände. Andere jubelten nur. Sie jubelten lauter als bei Miles. Kyle bekam immer den lautesten Applaus. Und wenn er einen Touchdown machte, wollte man nicht in der Nähe sein. Denn dann gingen alle ab. Als wäre er der Held des Tages. Was sage ich da? Des Monats. Mädchen hoben dann immer ihre Oberteile an, damit er ihren BH sehen konnte, auf dem irgendwas stand. Oder ihre Schilder, auf denen immer etwas sexuelles stand. Und ich? Ich saß auf meinem Platz und sah ihm bewundernd dabei zu, wie er auf den Platz joggte. Den Helm in seiner Hand. Sein Blick glitt zu den Reihen nach oben und sein Blick fing meinen ein. Ertappte blickte ich zu Boden und spürte, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Statt aufzublicken sah ich lieber auf meine liebsten Chucks und betrachtete sie ausgiebig. Als sein Blick aber weiterhin auf mir brannte, hob ich den Blick und sah ihn an. So gut es eben von hier aus ging. Von hier aus konnte ich seine Augen nicht erkennen, aber ich war mir sicher, dass er mich ansah. Dann hob er die Hand und winkte. Ich riss die Augen auf, doch dann drehte ich mich um und entdeckte drei Mädchen, die wild wanken und strahlten. Natürlich... Kyle würde mir niemals winken. Enttäuscht drehte ich mich wieder um, doch Kyle war nun stehen geblieben und ich spürte noch immer seinen Blick auf mir brennen. Er hob nun noch einmal die Hand und ich spürte, wie mein Herz einen Satz machte. Mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen wank ich zurück und er hob seinen Daumen. Es sah so aus, als würde er grinsen, dann wandte er sich ab und joggte zu seinem Team. Hinter mir hörte ich die drei Mädchen empört nach Luft schnappen, während sich ein breites Grinsen auf meine Lippen legte. Tja Ladys, das galt mir.

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