Kapitel 2

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Mary führte uns in einen Nebenraum der Bibliothek der komplett dunkel war. Und staubig. „Haatschi!", kam es von Ben. Ich grinste. Aber nur solange bis Mary das Licht anknipste. Denn da blieb mir vor Staunen der Mund offen stehen. Wir waren komplett von Büchern umgeben. Alten Büchern. Schönen Büchern. Bücher hinter denen sich noch richtige Geschichten versteckten. Auch Ben staunte nicht schlecht. „Mary was sollen wir hier? Saubermachen?", fragte er. „Natürlich nicht, Dummerchen." Statt weiter zu antworten, deutete sie auf das hinterste Bücherregal. Ben schaute mich zweifelnd an. Ich – normalerweise die vorsichtigste Person überhaupt – ging auf darauf zu. Mehr Staub und Bücher aber nichts Ungewöhnliches. Mary bedeutete mir die Hand auszustrecken und ich befolgte ihren Rat. Zuerst tat sich gar nichts, außer dass Ben erneut niesen musste. Doch als dieser es mir gleichtat, bewegte sich das Regal. Ihr denkt jetzt vielleicht, ich würde vor lauter Staub halluzinieren oder sowas, aber ich schwöre es: das Regal bewegte sich nach hinten und dann zur Seite. Dahinter befand sich ein beleuchteter Gang ähnlich wie ein leerer Krankenhausflur. Ben wurde noch vorsichtiger, doch meine Neugier war geweckt. „Du willst da nicht wirklich reingehen oder?" Ben wirkte schon fast ängstlich. „Denkst du Mary würde uns in den Tod schicken? Wird schon nicht gefährliches sein, richtig Mary? Mary?" Aber unsere Bibliothekarin war verschwunden. „Großartig! Genauso hab ich mir meinen Nachmittag vorgestellt.", seufzte Ben. „Wenn du was Besseres vor hast, kann ich auch gerne alleine gehen.", erwiderte ich. Woher kam dieser plötzliche Anfall von Mut? Überrascht blickte mich der Quarterback an. „Miss Mutig oder wie? Ne ne, Mary wird schon ihren Grund gehabt haben, warum wir beide das sehen sollten." Bis jetzt gab es ja nicht viel zu sehen. Nachdem er immer noch nicht gehen wollte, tat ich einen Schritt nach vorne. Ben hielt mich am Arm fest und ging endlich in den Gang. Mein Held. Hinter uns verschloss sich das Bücherregal. Um ehrlich zu sein, war ich mir meiner Sache jetzt auch nicht mehr so sicher. Der Flur schien fast endlos, keine Tür zu sehen. „Kommt nur mir die ganze Sache komisch vor? Ich seh kein Ende.", wandte sich Ben an mich. „Wie du gesagt hast, Mary wird schon ihren Grund gehabt haben." Von irgendwo her kam Wind. Zumindest wurde mir kühl. Fast hoffte ich, das Ben mir seine Jacke anbieten würde, aber das wäre dann doch zu viel gewesen. Etwas lenkte mich von meinen Gedanken ab. Vor uns öffnete sich eine Tür. Im Prinzip sah es dahinter genauso aus wie da, wo wir momentan standen. Aber irgendwas war anders. Nun hatte meine Neugier endgültig die Überhand und fast wie im Rausch, ohne zu bemerken, ob Ben noch hinter mir war oder nicht, ging ich auf die Öffnung zu. Die Tür schien in einen weiteren, endlosen Flur zu führen. „Immer noch kein Ende in Sicht, langsam hab ich das Gefühl, Mary will uns verarschen.", schnaubte Ben. Ebenfalls ziemlich frustriert wollte ich ihm schon fast zustimmen, doch da erschien Licht hinter der Tür. Alle Haare an meinem Körper stellten sich senkrecht und meine natürlichen Fluchttriebe setzten wieder ein. Ich spürte Ben in meinem Rücken, der jetzt wesentlich mutiger wirkte. „Bereit?", fragte er. Ich nickte etwas unsicher, doch er schob mich mit einer Hand im Rücken sanft vorwärts. Dieser Flur war ein gutes Stück kürzer und am Ende befand sich eine Aufzugtür mit nur einem Knopf. Nach unten. Fantastisch. Im Aufzug waren wir beide dann komplett stumm. Nicht dass wir vorher schon viel geredet hatten, doch das hier war eine andere Stille. Erwartend und aufgeregt. Es ruckelte kurz als der Aufzug stehen blieb, sodass ich leicht gegen Ben stieß. Sofort stieg mir die Hitze ins Gesicht, wobei ich hoffte, dass meine Haare meine vermutlich leuchtend roten Wangen verdeckten. Als sich jedoch die Aufzugtür langsam öffnete, hatte ich ganz andere Probleme.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 19, 2018 ⏰

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