Kapitel 83

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Dieser Mittwoch war der bisher beste Tag meines Lebens gewesen und es folgten viele weitere schöne Tage.

Die restlichen sechs-einhalb Wochen bis zu den Weihnachtsferien vergingen zwar wie im Flug, aber ich genoss die Zeit trotzdem.

Solange May oder die anderen in der Nähe waren, verhielten David und ich uns wie normale Menschen. Das bedeutete soviel, dass wir uns weder die Köpfe abhackten, noch, dass wir wild knutschten. Allerdings fehlte zufälliger Körperkontakt nicht und David konnte es immer noch nicht lassen, dumme Witze zu reißen oder mich zu verarschen. Aber mittlerweile störte mich diese Seite an ihm nicht mehr, ich mochte sie sogar.

Jedenfalls verbrachte ich dennoch viel Zeit mit David. Oft blieb er bis spät in die Nacht oder übernachtete sogar ganz bei mir, wenn meine Eltern mal nicht da waren. Wir unternahmen gemeinsam etwas, redeten, lachten und vor allem küssten wir uns. Weiter als bisher waren wir immer noch nicht gegangen, doch David schien das zu akzeptieren. Es war zwar merkbar, dass er mehr wollte, aber er drängte mich in keinster Weise. Dafür merkte ich, dass es mir mittlerweile nichts mehr ausmachte, wenn er mich in Unterwäsche sah. Ich wurde offener und gewöhnte mich an die neue Rose, auch wenn ich immer noch dieselbe war. Das sollte aber nicht heißen, dass es deswegen nichts besonderes mehr war, wenn David mich halbnackt sah und ich ihn.

Nie hätte ich gedacht, dass er dasselbe wie ich fühlte und auch eine Beziehung wollte, aber bis jetzt funktionierte es ziemlich gut. Mal abgesehen davon, dass noch niemand über die Beziehung Bescheid wusste.

Heute war mal wieder einer dieser Tage, an denen ich gar nichts machen wollte. Ich lag im Bett und las ein Buch.

Mir ging es nicht sonderlich gut, weswegen ich heute nicht mal in der Schule gewesen war, obwohl es zur Zeit sowieso schon wieder ruhiger wurde, immerhin stand Weihnachten fast schon vor der Tür. Das bedeutete gleichzeitig auch, dass die Temperaturen sanken und ich mir bei meinem Glück gleich eine kleine Erkältung eingefangen hatte. Jetzt musste ich mir alle zwei Minuten die Nase putzen und mein Kopf pochte unangenehm. Dazu kam, dass ich gerade erst wieder meine Mädchen-Probleme alias Periode bekommen hatte und ich ziemlich starkes Bauchweh hatte. Normalerweise brauchte es nur ein bisschen Ablenkung und ich vergass die Bauchschmerzen recht schnell, aber dadurch, dass ich im Bett lag und nicht viel tun konnte, wurde es nicht wirklich besser.

Ich wurde aus dem Text des doch eher langweiligen Buches gerissen, als die Tür aufging.

"Rose?" der Kopf meiner Mutter erschien. "Du hast Besuch." Sie lächelte leicht und verschwand dann.

David trat nun anstelle meiner Mutter in mein Blickfeld und schloss hinter sich meine Zimmertür.

"Hallo, Kleine. Wie geht's dir?" Er kam auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante.

"Passt schon. Ich habe momentan nur etwas Kopfschmerzen, meine Nase nervt und mein Bauch tut weh." erklärte ich ihm. Ich freute mich zwar, dass er gekommen war, aber ich wusste jetzt schon, dass das hier ziemlich langweilig für David werden würde, wenn er länger blieb.

"Solange du keine Launen wie meine Schwester hast, ist ja alles gut." Er grinste kurz und setzte sich dann ganz neben mich auf's Bett, jedoch schlüpfte er nicht zu mir unter die Decke.

Ich klappte mein Buch zu und legte es weg. "Warum bist du hier und findet es meine Mutter nicht komisch, was du hier machst?" fragte ich ihn und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter.

"Offiziell bringe ich dir die Hausaufgaben und all das. Und in Wahrheit verbringe ich meine Zeit einfach am liebsten mit dir." antwortete er.

"Das wird aber langweilig für dich werden, ich sag's dir." warnte ich ihn gleich vor.

"Mit dir ist mir nie langweilig." widersprach er mir. "Und eine Notlösung gibt es immer für ein Paar, das alleine in einem Bett ist."

"Haha." sagte ich trocken. "Das ist momentan keine gute Notlösung, da es mir wirklich nicht sonderlich gut geht. Außerdem will ich es nicht als Notlösung tun."

"Jaja, ich weiß schon. Du hältst mich solange hin, bis ich dir aus Verzweiflung fremdgehe und dann bin ich wieder der Böse." Er verdrehte die Augen, grinste aber.

"Sowas sagt man nicht vor seiner Freundin! Hör auf auch nur daran zu denken mir fremdzugehen." Ich sah ihn böse an.

"Woops und da kommen deine Launen." Er lachte leise und ging gar nicht auf mein Gesagtes ein, da er es (hoffentlich!) nur als Scherz gemeint hatte.

"Halt die Klappe." befahl ich ihm und schloss die Augen.

"Ja, ich liebe dich auch, Baby." Und wieder war es nicht ernst gemeint, wo ich doch dieses eine Mal hoffte, er würde mir sowas wirklich endlich mal sagen. Wir waren schon über einen Monat zusammen, obwohl es sich noch nicht wirklich anfühlte, was sowohl daran lag, dass ich es immer noch nicht fassen konnte, als auch daran, dass niemand davon wusste.

David schob seine große warme Hand unter mein Oberteil und strich dann sanft über meinen Bauch.

"Hmm. Nicht aufhören." sagte ich und lächelte leicht. Es war wirklich angenehm und nahm mir zumindest einen Teil der Unterleibsschmerzen.

"Also, was willst du machen?" fragte mich David.

"Nichts. Einfach nur hier mit dir liegen." antwortete ich knapp. Ich hätte David ja jetzt kurz geküsst, aber es war gerade wirklich angenehm so zu liegen und ich wollte mich jetzt nicht bewegen, das würde alles nur wieder schlimmer machen.

"Hoffentlich bist du bis Freitag wieder gesund, weil wir vorhaben alle zusammen Schlitten fahren zu gehen, sofern es jetzt endlich mal schneit, wie es der Wetterbericht voraussagt." Freitag war der letzte Schultag vor den Ferien, am Dienstag darauf war dann Weihnachten. Und heute war Montag.

"Ich hoffe auch ich bin bis dahin wieder gesund. Und wer ist alle?" fragte ich nach.

"Meine Schwester und Jacob, Claire und Mason und du und ich." David grinste leicht. "Ich wette wir werden umgeben sein von diesen sich küssenden Paaren und nur wir können uns nicht ganz offensichtlich küssen."

"Können wir schon." Ich wusste selbst nicht, warum ich das jetzt sagte, aber ich fand, dass es an der Zeit war den anderen von unserer Beziehung zu erzählen. Nur hatte sich bis jetzt kein passender Zeitpunkt ergeben und ich wusste nie, wie wir das den anderen beichten sollten.

"Du willst es ihnen sagen?" hakte David nach.

"Ja. Ich meine, warum nicht? Wir werden es nicht mehr lange verheimlichen können und ich finde es besser, wenn May das durch uns erfährt und nicht durch irgendwelche Gerüchte. Außerdem steht uns dann wirklich nichts mehr im Wege." begründete ich, sah David dabei jedoch leicht fragend an.

"Du hast wahrscheinlich recht. Auch wenn ich es irgendwie anturnend finde, eine heimliche Beziehung zu führen." Er zwinkerte mir zu.

"Gut, dann werden wir es ihnen sagen. Aber ich fände es besser, wenn es trotzdem erstmal nur sie wissen und nicht gleich die ganze Schule, meine Eltern und alle anderen." Ich hatte wenig Lust darauf von meined Mutter mut Fragen zu durchlöchert werden, May und Claire auf einmal sollte genügen.

"Alles was du willst, Honey."

"Du kannst dich auch nicht für einen Spitznamen entscheiden oder?" Ich lachte leise. Seit David hier war, fühlte ich mich eindeutig besser. Die Bauchschmerzen wurden durch Davids Berührungen besser und mein Kopf tat micht mir so weh, lediglich meine Nase lief noch.

"Nein, den perfekten Namen habe ich noch nicht gefunden, aber es reicht ja, wenn du perfekt bist."

My Best Friends BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt