I. Zwischenmahlzeiten

153 2 0
                                    

Der Fernseher läuft. Meine Mutter sitzt davor und schaut gebannt auf die Mattscheibe. Es läuft Klinik am Südring, wie öde. Ich gähne. "Mama haben wir was zu Essen da?", frage ich gelangweilt und schlendere zum Kühlschrank. "Wir haben noch Salat, Hühnchen, Pizza und Auflauf mit Menschen Lende.", antwortet sie ohne den Blick von dem Fernseher abzuwenden. Ich schweige. Schließlich entscheide ich mich für ein "Ach so." und öffne den Kühlschrank. Ich esse wohl doch lieber ein Stück Schokolade.

Ich gehe in mein Zimmer. Als ich wieder heraus komme sitzt meine Mutter immernoch vor dem Fernseher. "Die haben gerade die Pathologische Abteilung gezeigt. Sehr interessant. Dahin würde ich gerne mal gehen.", sagt meine Mutter. "Dann geh doch einfach mal in unsere Kühlkammer, macht keinen Unterschied und die Leichen sind noch frischer.", murmele ich verärgert. "Hast du was gesagt?", fragt meine Mutter. Ich schüttele den Kopf.

Mein Vater kommt aus dem Schlafzimmer gehumpelt. Er hat sich immer noch nicht an seine Protese gewöhnt. Erschöpft lässt er sich auf das Sofa neben meine Mutter fallen. "Der nächste Wochenendsausflug geht in die Pathologie!", sagt sie begeistert. Mein Vater zieht eine Augenbraue hoch "Geh doch einfach in die Kühlkammer?". Empört sieht meine Mutter ihn an "Das sind Lebensmittel! Ein bisschen mehr Respekt vor den Toten im Krankenhaus!". Mein Vater antwortet sichtlich genervt "es ist doch egal ob du die Menschen getötet hast oder sie einfach so gestorben sind. Tot ist tot.".
Meiner Mutter steigen die Tränen in den Augen "wie kannst du nur sowas sagen! Du verstehst mich garnicht! Ich muss die Famielie ernähren!". Ich rufe "Aber MOOOOM DAS TÖTET MENSCHEN" und renne weg.

In meinem Zimmer setze ich mich aufs Bett, jemand klopft an der Türe.
"Herrein?". Mein Vater humpelt ins Zimmer "Ich habe Hunger", meint er, "aber man kann sich in diesem Haus ja nicht mehr sicher sein was auf den Tisch kommt!". Ich nicke bestätigend.
"statt einem guten Steak nurnoch Salat!" , empört sich Papa, "Wir müssen ja gesund leben", äfft er meine Mutter nach. Ich seufze. Ich glaube, ich bin verloren.

Mein Vater sitzt im Wohnzimmer und redet mit meiner Mutter und  gestikuliert dabei mit seiner Protese. Ich esse Salat, vorsichtshalber habe ich die Hühnchenstreifen aussortiert. Immernoch läuft Klinik am Südring. "WIR KÖNNEN KEINEN AUSFLUG IN DIE PATHOLOGIE MACHEN, SCHATZ!", wiederholt mein Vater angestrengt und hält beide Arme samt Protese in die Luft "Wie kommst du überhaupt auf sowas?!". "Mja!", pflichte ich ihm mit vollem Mund zu und nicke eifrig. "Warum denn nicht", sagt meine Mutter trotzig. "Die lassen uns da nicht mal rein! Verdammt nochmal", flucht Papa. Wieder bestätige ich mit einem "Mja!". Mein Vater sieht mich an "fällt dir auch mal was anderes ein?!", ich verschränke die Arme "Lass mich doch!". Meine Mutter pflichtet mir zu "genau lass sie doch!" und verschränkt ebenfalls die Arme "außerdem... Wenn die uns nicht rein lassen kann ich sie doch einfach essen!". Mein Vater und ich sehen uns geschockt an "SYBILLE! Du kannst nicht einfach Menschen essen weil sie dich nicht in die Pathologie lassen!!!".
Ich nicke "Genau". Mein Vater sieht mich kritisch an. "Was ich hab wenigstens nicht ja gesagt?!" gifte ich und schaufele weiter Salat in meinen Mund. Meine Mutter sieht uns beleidigt an "IHR SEID SO GEMEIN ZU MIR!", sie rennt ins Schlafzimmer. Ich seufze. Mein Vater kratzt sich am Hinterkopf. "Wenigstens gehen wir nicht in die Pathologie." meint er trocken nach einer kurzen Pause. Gerade will ich zu einem Ja mit vollem Mund ansetzen als mein Vater mich streng ansieht "wag es nicht!". Ich senke meinen Blick und nehme eine Gabel Salat "okmey". Mein Vater bekommt einen Schreikrampf. Ich esse meinen Salat...

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 23, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Küche, meine Mutter die Kannibalin und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt