Eins

11 2 0
                                    

Die Luft war erfüllt mit dem stechenden Geruch von Alkohol. Sie rümpfte die Nase. Sie stellte sich etwas abseits und versuchte die Menschen zu ignorieren. Ihr war kalt, aber der Tee in ihrer Hand war immernoch viel zu heiß um ihn trinken. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass der Bus jeden Augenblick kommen müsse. Sie hatte recht. Als sie einstieg, ratterte der Automat laut und sie setzte sich auf ihren Platz.

Stille.

Die Wärme Sonne schien auf sie und tauchte ihr Haar in einen goldenen Ton. Sie trank einen Schluck von dem Tee. Er war noch sehr warm und sie verbrannte sich ihre Zunge etwas. Er schmeckte süß und herb zugleich.

Die meisten Pflanzen waren bereits vertrocknet und tot. Die Felder waren leer. Nur die Bäume trugen noch stolz ihre grünen Blätter. 'Natürlich' dachte sie. 'Sie ziehen das Wasser von tief unter der Erde...'

Sie trank weiter den Tee, der nun angenehm warm war. Mit jeden Schluck verteilte sich die Wärme weiter in ihren Körper. Sie lächelte. Der Tee hatte eine orange-goldene Farbe gehabt und sie stellte sich vor, wie diese Flüssigkeit in jede ihrer Zellen floss.

Die Steine hatten eine schöne Farbe. Manche waren grau, andere Sandig gelb und andere wiederum schwarz. Sie überlegte, was die Steine wohl dachten. Doch die Steine konnten nicht denken. Oder wir Menschen wussten es nur nicht.

Der Fluss hatte ein tiefes blau-grün. Er schien fast schwarz. Hier hatten die Pflanzen genug Wasser und wuchsen und gediehen. Die Äste einer großen Weide hingen in das Wasser. 'Das muss unangenehm sein' überlegte sie.

Langsam drängen auch die Stimmen der Menschen zu ihr. Sie war so in Gedanken, dass sie diese komplett verdrängt hatte. Sie konnte die Stimmen nicht zuordnen. Sie redeten wild durcheinander, selbst wenn sie es wollte, hätte sie kein Wort verstanden. Aber sie wollte auch nicht.

Der Bus wackelte leicht und hatte eine sanfte Vibration. Sie war daran gewöhnt. Schon lange. Ihre Erinnerungen schweifen zu den langen Autofahrten die sie früher immer gefahren war. Meistens war es bereits dunkel.

Es war Nacht. Trotzdem versuchte sie zu lesen. Das Buch lag aufgeklappt auf ihren Schoß und immer wenn sie unter eine der Straßenlampen kam, versuchte sie einen Satz zu lesen. Der Regen trommelte leise gegen das Dach und die Tropfen spiegelten sich Golden in dem Licht der Laternen.

Sie öffnete wieder ihre Augen. Sie hatte nicht mal bemerkt, dass sie diese geschlossen hatte. Tief atmete sie durch und flüsterte leise zu sich selbst:

"Irgendwann macht alles Sinn. Irgendwann."

Das Mädchen ohne Sinn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt