Wir sind nun endlich wieder aufgewacht nach unserem langen Winterschlaf. Da ich für eine Weile außer Gefecht war, erzähle ich wie der Start verlief – oder das was ich mitbekommen habe, denn ich bin ziemlich schnell ohnmächtig geworden. Mir war zwar bewusst, dass die Menschen gespannt sein werden, wie alles verlaufen wird, aber ich glaube, dass nach heute Morgen die Welt mein Gesicht und das der anderen Mitreisenden kennt. Überall auf dem Weg zu unserem Shuttle standen Kameras, die uns filmten und Menschen säumten die Absperrgitter. Es gab sogar einige Verrückte, die uns nach Autogrammen fragten. Allerdings wird kein Mensch, der heute hinter der Kamera oder vor dem Bildschirm saß, unsere Ankunft miterleben, es sei denn er überlebt mehrere Jahrhunderte. Ja ganz richtig, Jahrhunderte. Jetzt frägst du dich sicher, wie wir das überleben, denn schließlich sind wir ja keine Yodas (was am Rande bemerkt vielleicht auch cool wäre). Die Antwort darauf ist Eis. Wir werden in Eis eingefroren und dann, kurz vor unserem Ziel, wieder aufgetaut. Als wir eingefroren wurden, kam ich mir vor wie Han Solo kurz bevor er in Teil V in Karbonit eingefroren wurde, um anschließend bei Jabba als Wanddeko zu dienen. Ich hoffe sehr für euch verbleibenden Menschen, dass ihr in meiner Abwesenheit keine weiteren zehntausend Star Wars Filme dreht oder ich werde persönlich euch die Hölle heiß machen!
Doch bevor wir uns einfrieren ließen, waren wir schon mehrere Tage im Weltall unterwegs und hatten alle wichtigen Systeme sowie unseren Bestand gecheckt. Um mal einen Überblick darüber zu geben, was wir eigentlich alles mitschleppen. Jede Menge Literatur ( denn schließlich sollen unsere Kinder ja gebildet sein, heißt also wir haben Goethe und Schiller aber auch J. K. Rowling), Lebensmittel (leider auch Rosenkohl) sowie das passende Saatgut, Autos (mein Wunsch nach einer Mercedes S-Klasse wurde leider nicht berücksichtigt), Flugzeuge (sogar Tarnflugzeuge, mein ehemaliger Freund Fabio, der leider auf der Erde bleiben musste, wäre begeistert gewesen), tonnenweise Baumaterialien (Metall, Stein und Holz), Tiere (dieser Bereich des Schiffes wird Arche genannt) und diverse Maschinen, deren Nutzen ich später mal noch herausfinden muss. Ich bin wirklich froh, dass wir Terabytes an Filmen und Musik dabeihaben. Wenigstens kann ich dann auf Vitalis Neo Star Wars, Harry Potter, Herr der Ringe oder die Trashfilme Sharknado anschauen. Ich liebe es Film-Marathons zu machen oder auch Serien zu schauen wie ein Verrückter. Was wäre denn die Welt ohne Game of Thrones? Oder den guten alten Tatort?
Vielleicht sollte ich einmal die ganzen Passagiere an Bord der Renaissance vorstellen. Offenbar waren damals ganz kreative Menschen bei der Benennung des Schiffes am Werk. Wiedergeburt, ich bitte euch, das ist doch sowas 1400. Aber na ja, nun sind also wir fünf Familien nun hier: Wir Steins aus Deutschland, Ferguson aus Amerika, Thao aus China, die russische Familie Sokolov und die feinen Walker aus England. Fange ich am besten mit meiner Familie an. Ich bin Tobias Stein, 17 und bin mit meiner Schwester Marie, 13, meinem Vater Hartmut, 43, und meiner Mutter Juliane, 41, hier. Wir sind Landwirte aus Deutschland und wurden mit der Nahrungsbeschaffung im Stall und auf dem Feld beauftragt. Familie Ferguson sind wirklich Hardcore-Patrioten und würden wirklich alles für ihr Land tun. Ich meinte hätten alles für ihr Land getan, denn schließlich geht's jetzt ja woanders hin. Auf jeden Fall besteht diese Familie aus dem ehemaligen Airforce-Piloten Richard, seiner Frau Ada, welche einige Jahre jünger sein dürfte als er, aber das scheint keinen hier zu interessieren. Die beiden haben Zwillinge zusammen. Caitlin und Laura sind wirklich fast nicht zu unterscheiden, abgesehen von einer schiefen Nase, die Caitlin offenbar vor einigen Jahren bei einem Sportunfall bekommen hat. Die Zwillinge sind vor kurzem erst 18 geworden und ich muss zugeben beide sehen echt nicht schlecht aus, selbst Caitlin mit ihrem kleinen Makel im Gesicht. Beschreibungen folgen vielleicht später noch, je nach dem wie lustig ich bin. Und der 16jährige Bruder Josh ist natürlich auch dabei. Weiter geht's mit Familie Thao aus China. Mit dieser Familie habe ich immer noch Kommunikationsprobleme, da ihr Englisch aufgrund ihres Akzentes sehr schwer zu verstehen ist. Ich will nicht behaupten, dass ich akzentfrei rede, aber bei den Thaos ist das sehr schwer zu verstehen. Das ist jedoch die einzige Familie ohne Kinder, wobei ich nicht weiß warum die beiden genau dabei sind. Die beiden heißen Li und Huā. Sie machen einen sehr netten Eindruck und ich glaube auch, dass sie sehr freundlich sind, aber ich verstehe sie einfach nicht. Sehr sympathisch ist mir auch Familie Sokolov. Ich mag hier keine Klischees aufwerfen, aber der Vater, Igor, sieht wirklich so aus, als käme er aus dem tiefsten Sibirien und würde Raubtiere mit der Hand vor dem Frühstück erledigen mit einer Flasche Wodka intus. Igor war wirklich immer sehr nett bisher zu mir und ist charakterlich auch nicht der Typ der Raubtiere morgens erledigt. Aber wenn er was wirklich gut kann, dann das Schießen mit jeglicher Art von Gewehren. Wenn ich das so richtig im Kopf habe, dann ist Igor zum Schutz der Kolonie mitgereist. Seine Frau Eva ist genauso nett und kann wirklich super kochen. Ihre Tochter heißt Natalja und müsste so alt sein wie meine Schwester. Aber irgendwie kann sie mich nicht so leiden, seit ich ihr mal die Süßigkeiten geklaut habe. Zu meiner Verteidigung: Ich wusste nicht, dass das ihre waren. Ihr Bruder Viktor dagegen, der ist etwas netter zu mir als seine Schwester. Und zu guter Letzt: die Familie Walker mit den Söhnen Bill und Percy (ich glaube fast, dass die Eltern Harry Potter mögen), der Tochter Ginny und den Eltern James und Lilly. James und Lilly sind keine Zauberer aus Hogwarts, sondern die besten Ärzte, die das Vereinigte Königreich zu bieten hat. Bill ist so um die 20, Percy dürfte 14 sein und Ginny ist 16.
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Vitalis Neo
Science FictionDie Abenteuer von Tobias Stein auf dem unerforschten Planeten Vitalis Neo