die Behausung

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Als ich dann soweit alle Glasscherben eingesammelte hatte, sie noch in meiner linken Hand hielt, versuchte ich mit der rechten nach Suho zu greifen, der immernoch auf den Knien auf dem Boden hockte. "Los, komm schon!", murmelte ich leise, aber dennoch hörbar vor mich hin. Er sah zu mir hinauf als würde er in die Leere starren. "SUHO!", schnippste ich mit meiner freien Hand vor seinem Gesicht herum und es schien als würde er aus seinem Traum erwachen.

Mit großen Augen bewunderte ich seine Behausung. Auf der rechten Seite des Korridors war eine kleine Küchenzeile eingerichtet. Es war ziemlich schmal, dennoch, ging ich einfach hinein um die Scherben in den überfüllten Mülleimer zu werfen. Hinter der Küche befand sich ein kleiner Wohnraum mit einem kleinen rundem Tisch mit einem einsamen Stuhl und einem großen Geschirrschrank, auf dem ein tragbarer Fernseher und ein winziger CDplayer stand. Jeder Zentimenter Wand seines Appartements war vollgehängt mit gerahmten Fotos von einem lächelnden Suho, wo er entweder alleine drauf zu sehen war oder von seinen Freunden umringt war. Beim Anblick dieser Fotos, wusste ich dass er wohl was schweres erlebt haben musste. Langsam ging ich auf ihn zu und nahm seine Hände in meine und bemerkte dass sie blutig von den vielen kleinen Schnitten waren, die sie sich an den Scherben zugezogen haben. "Oh", stöhnte ich kurz auf. "Hast du was, damit wir das reinigen können?", fragte ich ihn besorgt. Er blickte auf wie ein kleines Kind und zeigte auf eine Tür am Ende des Flurs. Das Bad war winzig. Ich musste die Tür schliessen und mich an die Wand drücken, um das Waschbecken benutzen zu können. Als ich den Wasserhahn aufdrehte, spülte eine trübe braunliche Flüssigkeit ins Waschbecken. Es dauerte einige Sekunden bis das Wasser klar wurde, währenddems suchte ich nach einer kleinen Schüssel, wo ich ein paar Tropfen Desinfektionsmittel hinein gab.

Ich sah mich gezwungen das schmuddelige weiße Handtuch zu nehmen, was über der Duschkabine hing und begann es erstmals auszuwringen da ich einfach kein sauberes finden konnte.

Dann füllte ich die Schüssel mit Wasser, drehte den Hahn zu und versuchte mit der Schüssel, Tuch sowie eine Packung Pflaster die ich gefunden hatte, mich so geschickt wie möglich aus dem Bad zu zwängen.

Er tat mir einfach unendlich Leid und ich wusste ich musste ihm helfen, so dass er wieder ein normales Leben führen kann.

Kennen tue ich ihn erst seit knappen 2 Monaten als er als Neuling in meine Klasse kam.

Zurückhaltend und schüchtern ist er, hatte anfangs kaum Freunde dort, bis man sagte, dass er ziemlich bekannt und berühmt sei.

Er ist intelligent und begabt und aus dem Grund bat mich mein Mathematik Lehrer, Herr Park, ihn um Nachhilfe zu fragen.

In zügigen Schritten lief ich zurück ins Wohnzimmer, wo er nachdenklich auf dem Stuhl saß.

Ich stellte alles vorsichtig auf dem kleinem runden Tisch ab, nahm seine Hand und säuberte sie sanft bevor ich sie mit den Pflastern beklebte.

"Suho?", warf ich ihm einen leicht schüchternen Blick zu.

"Es tut mir leid, für dieses Chaos..", entschuldigte er sich und man konnte genau erkennen dass er sich dafür schämte.

"Schon gut.. vielleicht solltest du dich etwas ausruhen?", sah ich ihn weiterhin besorgt an, da er einfach total fertig aussah.

"Aber die Prüfung ist in 2 Wochen!", nuschelte er kaum hörbar vor sich hin.

Ich stellte meine Tasche auf den Tisch, berührte sanft seine Stirn und bemerkte das diese leicht glühte.

Eins war mir klar, so kann er mir heute nichts beibringen, also nahm ich seine Hand und suchte nach seinem Schlafzimmer, damit er sich etwas hinlegen konnte.

Das Zimmer war winzig und ein muffigiger Geruch kam mir entgegen als ich die Tür öffnete. Auf dem Boden lag eine Matratze, hinter dem Schlafplatz war ein Regal vorzufinden in dem Büchern und CD's gestappelt waren. In der Ecke stand ein weiteres Regal wo er seine Kleidung verstaute.

"Man..", schoss es mir duch den Kopf und bekam Tränen in die Augen.

Ich bat ihn, sich ins Bett zu legen, was er auch sofort tat und deckte ihn behutsam mit seiner Decke zu.

"Ich werde dir eine Kanne Tee kochen.. okay?", fragte ich ihn mit einer lieblicher Stimme und legte seine Haare leicht nach hinten.

Es war ein merkwürdiges Gefühl ihn zu berühren da er ziemlich fremd war, immerhin habe ich ihn zum ersten Mal vor 4 Tagen wegen der Nachhilfe angesprochen, wobei dies eher stottern war, und jetzt? Jetzt sitze ich bei ihm zuhause und kümmer mich um ihn.

Er starrte mich mit seinen dunklen Augen an und lächelte mich anschliesslich sanft an.

Ich erhob mich von ihm, wobei er mich am Handgelenkt packte und "gomawo" vor sich hinflüsterte.

Ich nickte kurz freudig auf und verliess sein Schlafreich wobei ich dann bemerkte wie meine Tasche auf dem Boden lag und alle Sachen im Wohnzimmer verstreut waren.

Mein Blick wanderte durch den Raum und fragte mich wie dies geschehen konnte, da die Fenster geschlossen waren. Schnell sammelte ich alles auf und musste feststellen dass nichts fehlte, doch die Frage, "Wie?", schwebte nach wie vor in meinem Kopf.

The secretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt