Mein Blick fiel, ohne das es in irgendeiner Weise beabsichtigt war, zu ihm.
Sein Aussehen zog meinen Blick praktisch magisch an.
Ab und zu treffen sich unsere Blicke, dann lächelt er mich an und ich lächle zurück.
Ich fange nicht an zu schwitzen wenn er mich ansieht und ich zittre auch nicht, wenn er sich in meiner Nähe befindet. Ich fühle mich einfach wohl, ich denke ich bin in ihn verliebt... Das war er nicht.
Aber ganz sicher bin ich mir auch nicht, ob ich eine Lust verspüre, ihn zu küssen oder zu umarmen, kann ich auch nicht gut einschätzen. Das konnte ich noch nie gut.
Nach dem Klingeln packen alle raschelnd ihre Sachen ein und verlassen schnell, aber nicht hetzend den Klassenraum, ich packe meine Sachen etwas langsamer ein und laufe etwas später raus, befinde mich aber trotz meines langsameren Einpackens noch in der Schülertraube, die den Raum verlassen will, nur eben weiter hinten.
Er hat sich ebenfalls dazu entschieden, sich nicht durch die Schülertraube zu quetschen, daher steht er nah bei mir, genauer gesagt direkt neben wir. Als wir wenige Momente später den Raum gleichzeitig verlassen, berührt sein Oberarm meinen, und nichts passiert.
Trotzdem rede ich mir ein, ich hätte Glück oder etwas derart verspürt.
Da war doch ganz sicher etwas. Da war nichts.Er blickt mich kurz an und lächelt, ich bilde mir ein, Schmetterlinge in meinem Bauch zu spüren. Er spürte keine.
,,Wie lange hast du noch Unterricht?", fragt er mich. Ich mag seine Stimme, ich finde sie extrem beruhigend.
,,15:40", antworte ich ihm.
,,Auch. Willst du danach zu mir, zocken oder so?", fragt er erneut, diesmal mit Lächeln im Gesicht. Ich bejahe seine Frage und wir gehen getrennte Wege, er zum Lateinraum, ich zum Französischraum.Um 15:41 laufe ich zum Haupteingang, und rede mir auf dem Weg ein, aufgeregt zu sein. Er ist nicht aufgeregt.
Nebeneinander laufen wir den Gehsteig entlang, zu seinem Haus. Er meinte vorhin, seine Eltern wären einkaufen oder sowas, ich hab nicht genau hingehört, ich war zu vertieft darin, mir zwingend vorzustellen, wie ich ihn küssen würde. Ich lächelte wie von selber. Er lächelte kontrolliert.
Wir sitzen in seinem Zimmer, im Hintergrund läuft der Fernseher und unauffällig rutsche ich immer wieder ein Stück näher an ihn. Ich glaube er merkt es nicht, zumindest verhält er sich nicht so, vielleicht kann er auch nur ziemlich gut schauspielern.
Einmal guckt er etwas bedrückt und sieht in die andere Richtung, sodass ich ihn von hinten mustern kann. Ich finde, er sieht sogar von hinten echt gut aus. Und wenn ich ehrlich sein soll, heiß auch. Er fand ihn nicht heiß.
Er dreht seinen Kopf wieder in meine Richtung und sogleich er in mein Gesicht schauen will und vermutlich etwas sagen will, beuge ich mich schnell nach vorne und küsse ihn. In mir explodiert etwas und Glücksgefühle verteilen sich in meinem Körper. Da waren nirgendwo Glücksgefühle.
Nach kurzer Zeit und einem ziemlich guten Kuss löst er sich von mir, sieht mir erschrocken aber gleichzeitig glücklich in die Augen, nur um seine Hand an meinen Hals zu legen, mich wieder zu sich zu ziehen und mich erneut zu küssen. Wie kontraproduktiv, sich erst zu lösen, um den anderen dann wieder zu küssen. Luft wird sowieso komplett überbewertet.
Er will gerade mein Shirt hochziehen, als wir ein Auto hören, welches die Auffahrt hochfährt und ein Garagentor, welches sich in Bewegung setzt. Schade.
,,Schade...", spricht er mir wie aus dem Herzen und geht von meinem Schoss runter, bzw setzt sich ein kleines Stück neben mich und wir fokussieren uns beide auf den Fernseher, der immernoch läuft, so als hätten wir die ganze Zeit nichts anderes gemacht.
Einen klingelnden Schlüsselbund und eine quietschende Treppe später geht seine Zimmertür auf und eine junge Frau, vermutlich seine Mutter steht in der Tür. Kurz begrüßt sie uns, fragt ob wir etwas essen wollen, was wir verneinen, und verschwindet dann wieder.
,,Ich bin müde...", murmele ich.
,,Kannst hier pennen, soll ich dir nen Pulli von mir geben?", fragt er liebevoll. Ich liebe seine Stimme. Er liebt sie nicht.
,,Ja, wär nett danke.", murmele ich wieder, woraufhin er aufsteht und seinen Schrank aufmacht. Kurz danach legt er einen Pulli auf meinen Oberkörper, welcher nach ihm riecht. Quälend langsam erhebe ich mich und ziehe mir im Sitzen meinen Pulli aus, weshalb man folgerlich meinen Oberkörper sieht. Er wirft einen kurzen aber überraschenden Blick auf meine nackte Haut, kriegt sich dann aber wieder in den Griff und schaut weg. Schlaftrunken werfe ich mir seinen etwas zu großen Pullover über und atme daher auch dessen Duft ein. Riecht ziemlich gut. Für ihn roch es nicht gut.
Er steht erneut auf, um das Licht auszuschalten und nur noch der Bildschirm des Fernsehers erhellt den nun dunkleren Raum.
Nun liegt er wieder neben mir, die weiche Decke über uns und ich kuschele mich an seinen Oberkörper. Die Schmetterlinge fliegen nun ruhiger durch meinen Bauch. Da waren nie Schmetterlinge.
Zufrieden hebe ich meinen Kopf und warte bis er mir ebenfalls ins Gesicht blickt, ehe ich ihn küsse und sich ein wohliges Gefühl in meinem gesamten Körper ausbreitet. Er verspürt kein wohliges Gefühl.
Ich schließe meine Augen und schlafe langsam ein.
Ich werde wach, öffne aber meine Augen nicht. Ich weiß nicht wie spät es ist, jedoch weiß ich wo ich bin und wer da neben mir liegt.
Ein komisches, sehr falsches Gefühl breitet sich in mir aus. Mit einem Schlag öffne ich meine Augen und sehe .. – nichts.
Es ist noch dunkel, weshalb ich wenig erkennen kann. Sehen können muss ich aber nicht um zu merken, das er dicht neben mir liegt.
Mit der Absicht ihn nicht aufzuwecken, stehe ich auf, verlasse das Zimmer, gehe die leicht quietschende Treppe runter, ziehe meine Schuhe und eine Jacke von ihm an, verlasse das Haus und laufe sie von Straßenlaternen beleuchtete Straße entlang.
Ich habe einen fucking Fehler gemacht, ich habe ihm etwas vorgespielt,
ich habe mir etwas vorgespielt.
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Oneshot-Sammlung
RomanceVerschiedene Oneshots von verschiedenen Shippings, weil ich zu viele Ideen und zu wenig Zeit habe, diese als ganzes Buch aufzuschreiben. [Oft BoyxBoy, vereinzelt GirlxGirl, fast kein BoyxGirl]