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,,Das ist nicht dein Ernst?"

,,Wie? Was hat er gesagt?", tönte Sörens Stimme durch das Sena.

,,War dein Vater Konditor oder wie konnte er aus zwei Eiern so eine geile Torte machen?", antwortete Lucas lachend. Das konnte nicht Mojis Ernst sein. Nicht in ihren letzten Stunden in München.
Er stützte sich auf seinem Tank ab, klappte sein Visier hoch und wandte sich an Moji, während Blackout, der ihn in diesem Moment auch perfekt ohne Sena verstanden hätte, gerade in schallendes Gelächter ausbrach. Lucas versuchte das so gut es geht zu ignorieren.

,,Den kann ich doch nicht bringen!",
rief er Moji zu, der aufgrund seines Singledaseins sich nicht wirklich angestrengt hatte, ein Senasponsoring zu bekommen.
Dieses Arschloch lachte nur und deutete mit dem Kopf auf zwei Mädchen , die über den Platz gingen.
Lucas seufzte nur und wendete seine Supersportler. Nun ja, versucht mal eine Supersportler elegant und schnell zu wenden. Es geht einfach nicht. Und leider war er wirklich nicht mal ansatzweise schnell genug, denn die beiden Mädels gingen gerade die tribünenartige Treppe am Rand des Platzes hinauf und waren weg. Er drehte sich zu seinen beiden Compagnions und zuckte mit den Schultern.

,,Zieh das jetzt durch", meinte Blackout, alias Sören, alias größtes Arschloch unter der Sonne.
,,Oder bist du ne Pussy?"
Ein Sena hat Vor- und Nachteile. Blackout konnte nicht nur alles hören was ER sagte sondern auch alles was in unmittelbarer Nähe von ihm gesagt wurde, also ganz großes Kino. Natürlich bestand er darauf, dass Lucas ihm eine gute Show bot.
Der Sack.

,,Dann wünsche ich dir nachher viel Spaß, oder bist du ne Pussy?", entgegnete Lucas ihm und wartete ab.
Stille. Der Gute würde nämlich gleich selber in seiner Situation sein und Sören wusste ja selbst , wie peinlich das werden konnte.
Triumphierend lächelnd schaute er sich wieder um und fand sein Opfer:
Ein Mädchen, was auf den ersten zwei Stufen der Treppe saß und zeichnete.
Er seufzte nur und wiederholte Mojis Spruch nochmal für sich und beschleunigte.
Lucas hörte Blackouts Kichern im Hintergrund und pisste sich, mit jedem Meter den er näher kam, immermehr in die Hose. Eine Angst, die auf seine Schädigung durch das Internet zurückzuführen war. Er hatte genug Motovlogs gesehen, wo aufeinmal der Freund des angesprochenen Mädchens um die Ecke kam und komplett eskaliert ist.
Er könnte jederzeit vom Bike gestoßen und verprügelt werden.

Beim letzten Meter wandte er sich nochmal zu Sören und Moji um. Beide lachten. Um das zu hören, brauchte man kein Sena.

Er wandte sich wieder dem Mädchen zu. Sie war klein, hatte einen zierlichen Körper, was man aufgrund des übergroßen, grauen Hoodies, nur an ihrem Gesicht und an ihren dünnen Beinen, welche durch die schwarze Skinny Jeans betont wurden, sehen konnte. Ob dieser Körperbau gesund war, wagte er tatsächlich zu bezweifeln, denn auch ihre Finger wirkten sehr dünn, während sie den Bleistift über das Papier führten.
Ihre glatten braunen Haare hatte sie zu einem seitlich wegehenden Zopf geflochten und ihre braunen Augen, welche nur geringe Spuren von Eyeliner und Mascara aufwiesen, starrten konzentriert auf ihren Block. Sie trug matten, bluroten Lippenstift, der sie unfassbar blass wirken ließ.
Auf der einen Seite war sie sehr hübsch, das musste sich Lucas eingestehen, auf der anderen Seite wirkte sie krank.
Blasse Haut, Schatten unter den Augen, sehr dünn...
Trotzdem überwand er den letzten Meter und sprach sie an.

,,Entschuldigung?", sagte er etwas lauter zu ihr, da er keine Lust auf eine Wiederholung der ganzen Prozedur hatte, wartete bis sie ihn ansah und fuhr mit seinem Text fort.

,,War dein Vater Konditor oder wie konnte er aus zwei Eiern so eine schöne Torte machen?"
Bitte Gott, mach dass sie es verstanden hat.
Verstanden hatte sie offenbar alles, denn das Mädchen blickte ihn unfassbar verwirrt an. Sie blickte an ihm vorbei und schmunzelte. Er machte es ihr nach und konnte zwei Typen wie Psychopathen lachen sehen.

YOUNG | LUCAS LIT FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt