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Das Gesicht war genial. Eine Mischung aus Bitte hilf mir und Bring mich doch einfach um.

Es war göttlich.

,,Zehn Euro auf die Kralle, wenn er's schafft sich eine Nummer zu klären", meinte das Mädchen und wandte sich herausfordernd zu Lucas um.

,,Mit dem Spruch? Ich wette dagegen", entgegnete er und hob eine Augenbraue.

,,Deal?"

Er schlug einfach ein.
Sören, der inzwischen rot angelaufen war vor Scham, kratzte sich dauerhaft am Hinterkopf.
Die beiden Mädchen schauten abwechselnd Blackout und dann sich selbst an.

,,Das Mädel mit den schwarzen Haaren ich sag's dir", sagte sie neben ihm. ,,Die sieht aus als könnte sie es gebrauchen."

Lucas wollte gerade widersprechen, als die schwarzhaarige Bachelorette sich zu seinem Kollegen beugte und ihm ihre offenene Hand hinhielt.
Aus der Entfernung konnte er Sören nervös auflachen und mit dem Kopf schütteln sehen. Die schwarzhaarige Schönheit nickte nur leicht, packte ihre Freundin am Arm und zog sie weg. Diese, scheinbar verwirrt, stolperte hinterher.

,, Ouhhh das Mädchen scheint mit einer Abfuhr nicht klarzukommen",
murmelte sie neben ihm.
,,Also mein Junge, ich hätte jetzt gern mein Geld" Sie hob lächelnd die Augenbrauen und hob fordernd die Hand.

,,Moment er hat die Nummer von ihr nicht..."

"... hätte es aber geschafft", endete sie.
,,Also-"

Weiter kam sie nicht, denn ihr Handy schien zu klingeln. Sie zog es aus der Bauchtasche ihres Hoodies und schaute auf das Display. Ihr Gesicht wurde weiß. Zitternd nahm sie den Anruf an, nur um das Handy dann weiter weg zu halten, da sie förmlich angeschrien wurde. Lucas schaute sie fragend an, sie schüttelte nur mit dem Kopf, wandte sich ab und entfernte sich. Er schaute ihr nach.
Irgendwas stimmte nicht und er fesselte sie mit Blicken, versuchte zu analysieren was ihr unangenehm sein könnte oder, Gott bewahre, sogar Angst machen könnte. Ihre Körperhaltung verriet, dass sie wirklich eingeschüchtert war.
Plötzlich tippte ihn jemand an der Schulter an.

,,Junge ich schwöre dir, dass du das sowas -"
Lucas unterbrach ihn, indem er seine Hand hob.
Das Mädchen kam kreidebleich zu ihnen zurück und räusperte sich.

,,War echt cool mit euch, a-aber ich muss so bald als möglich nach Hause...", flüsterte sie schon fast.

,,Kriegst du sonst Probleme mit deinen Eltern?", fragte Blackout verwundert.

,,Wenn's nur das wäre...", murmelte sie.
Lucas wollte ihr helfen. Angst stand ihr nämlich garnicht.

,,Soll ich dich schnell fahren?", fragte er sie etwas besorgt und könnte sich für dieses Angebot direkt ohrfeigen.
Sie sah ihn an und schien mit sich zu kämpfen.

,,Du kannst meinen Helm haben. Ich warte dann hier mit Moji", sprang Blackout für sie ein. Sie schaute etwas unsicher.
Irgendwann nickte sie langsam.

,,Ja... ok... solange ich mich nicht vergewaltigt in ner Ecke wiederfinde..." Sie lächelte leicht.
Blackout lachte, bewegte sich zu seiner GSXR, packte den Helm und kam wieder zurück.

,,Vielleicht passt der ja sogar", meinte er nur noch und reichte ihr den Helm.
,,Sena ist noch an, also könnt ihr während der Fahrt flirten ohne schreien zu müssen."
Lucas wurde rot.
Das Mädchen lachte nur leicht und packte den Helm mit Spiderman Design. Sie betrachtete ihn und lächelte.

,,Genau mein Style...", meinte sie und zwinkerte Blackout zu.
Jetzt wurde Sören rot.
Sie lachte nocheinmal und setzte sich den Helm auf.

,,Scheiße is der schwer", kommentierte sie und wiegte den Kopf hin und her.
,,Das wird ein doppelter Genickbruch."

,,Da hängt etwas über 1500€ dran", lachte Lucas nachdem er sich von seinem ersten Schock, wegen der doppelten Stimme durch das Sena, erholt hatte. Der Helm aber saß annehmbar.

,,Na dann", sagte Sören und wandte sich zum gehen, fügte noch ein
,,Man sieht sich", hinzu und bewegte sich steifbeinig zu Moji, welcher wiederum gerade Fotos mit zwei Typen machte.
Lucas und das Mädchen sahen sich an und er warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu . Sie seufzte und setzte sich hinter ihn. Zögerlich legte sie ihre Arme um seinen Oberkörper.
Das Bike hatte sich nichtmal gesenkt, da sie offenbar wirklich so leicht war, wie sie aussah.
Lucas startete sein Bike und wendete die Supersportler.

,,Du musst wohl ansagen", sagte er und schmunzelte leicht, da der sanfte Griff um seinen Oberkörper, langsam aber sicher immer fester wurde.
,,Also, wo hin soll's gehen?"

,,Einfach hier rechts und dann geradeaus. Ist lange her, dass ich auf einem Motorrad gesessen habe..."

,,Ach doch Erfahrung?",fragte er sie immernoch schmunzelnd.
Sie schwieg für einige Zeit und Lucas hatte schon das Gefühl, dass er einen Punkt in ihr getroffen, welcher sie irgendwie verletzt haben könnte.

,,Leben ist halt nicht einfach, wenn du einen beknackten Bruder hattest, der dich dazu genötigt hat", meinte sie und er konnte sie förmlich lächeln hören.
Aber irgendwie drang ein schwermütiger Unterton zu ihm durch, bis ihm etwas auffiel.

,,Du sprichst in der Vergangenheit...", merkte er vorsichtig an und in seinen Augen war das ein großer Fehler.
Man reißt alte Wunden nicht auf und wenn Luca's Vermutung, oder besser, Befürchtung stimmte, hatte er jetzt den Schaden einer Atombombe hinterlassen.

,,Themawechsel. Bitte", meinte sie verbittert und Lucas konnte spüren wie der Griff um seinen Oberkörper wieder etwas fester wurde.
Natürlich hatte er nichts dagegen, aber schuldig fühlte er sich trotzdem.

,,Sorry", murmelte er irgendwann nach einer langen, unangenehmen Pause.y

,,Alles gut, ich will nur nicht drüber reden. Das konntest du nicht wissen."

Sie hielten an einer Ampel und Lucas seufzte erleichtert auf.
,,Keine Angst, ich frag dich nie mehr danach", sicherte er ihr zu und schauderte, als ihre Hand sanft von hinten über seinen Oberarm glitt.

,,Danke", hauchte sie und nahm ihre Hand wieder weg.
,,Du bist dann einer der ersten Menschen".

Lucas erwiderte darauf nichts. Das musste er auch garnicht.

,,Hier vorne jetzt gleich rechts", meinte sie irgendwann und er befolgte ihre Anweisung.

Sie bogen in ein normales Wohngebiet ein mit Mehrfamilienhäusern und vereinzelten Wohnblöcken.

,,Halt hier an...", meinte sie irgendwann und Lucas wurde langsamer bis er schließlich anhielt.
Irgendwann stieg sie ab und zog sich den Helm aus.

,,Dieses Gewicht auf dem Schädel kann nicht gesund sein", meinte sie nur und schmunzelte.

,,Hast ja Recht", erwiderte Lucas und nahm ebenfalls seinen Helm ab. Sie sah ihn lächelnd an.

,,Und ich dachte die Frise von deinem Kumpel wäre stylisch. "

,,Lass einfach nur kurz Luft an meinen Schädel ", seufzte er erleichtert. Sie schwiegen eine Weile, weil keiner von beiden wusste, wie der Abschied aussehen sollte.
Aber irgendwann trat sie einen Schritt näher an Lucas heran, der inzwischen aufgestanden war, und umarmte ihn. Etwas perplex erwiderte er die Umarmung.
Irgendwie hatte er das Gefühl, dass niemand diesen Moment beenden wollte oder wusste was das zu bedeuten hatte. Etwas überrascht stellte Lucas fest, dass er jeden Knochen spüren konnte.
Durch ihre Kleidung.
Und er sprach sie nicht darauf an.

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Etwas kürzeres Kapitel...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 24, 2018 ⏰

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