Das nervtötende Klingeln eines Weckers reißt Leo aus seinem leichten Schlaf. "Was? Wie?" Verschlafen richtet er sich auf und schaut auf seinen Wecker. 6:30 zeigt dieser an.
Langsam steht Leo auf und schlürft zu seinem Schrank. Sarkastisch überglücklich spricht er fast in einer zu hohen Tonlage. "Hach, welche Farbe wird es denn heute werden? Pastelschwarz oder Neonschwarz?" Gekonnt zieht er ein schwarzes Shirt und einen schwarze, weiß gestreiften Pullover heraus.
Schnell hat er seiner Schlafklamotten ausgezogen und läuft ins Bad unter die Dusche. Entspannend rieselt das warme Wasser auf seinen Kopf und von da den Körper hinab. Langsam weicht der Verband um seinen Arm auf und fällt schlussendlich zu Boden. Seit gestern sind die Wunden kaum zugewachsen. Manche bluten sogar noch.
Leo nimmt sich einen Tropfen Duschgel auf den Finger und verreibt es über den Einschnitten. Sofort zuckt er zusammen und zieht scharf die luft ein. Er reibt seinen weiteren Körper mit dem Duschgel ein und wäscht es anschließend mit warmen Wasser ab. Auch seinen Arm wäscht er ab und tritt dann aus der Dusche. Gründlich trocknet er sich mit einem Handtuch ab und verbindet anschließend seinen Arm mit einem neuen Verband.
Ein kurzer Blick auf die Uhr die nun schon 6:58 anzeigt. "Verdammt...ich verpass den Bus." Leonard rennt in sein Zimmer und zieht sich schnell an. Seine Schultasche schnappt er sich im Vorbeigehen. Er geht zur Tür, zieht sich seine Kapuze über den Kopf und verlässt anschließend das Haus. Dieses Haus was Leo mehr als alles andere hasst. Das Haus was sein Vater vor 15 Jahren gekauft hat.
Ein Brummen bringt Leo aus seinen Erinnerungen zurück ins hier und jetzt. Es ist das Brummen des Busses der gerade die Haltestelle anfährt. "Nein, Nein, Nein, NEIN!" Mit schnellem Laufschritt versucht er ihn noch zu erwischen, jedoch ist er zu spät. Kurz bevor er den Knopf zum öffnen der Tür drücken kann fährt der Bus los. Leo schaut auf und sieht nur noch die lachenden Gesichter seiner Mitschüler. Über was sie lachen? Über ihn. Beim rennen ist Leo die Kapuze runter gerutscht und seine Hose ist voller Schlamm, den der Bus verspritzt hat als er losfuhr.
Seufzend läuft Leo den Gehweg zur Schule entlang. Auf dem Weg geht er einen kleinen verborgenen Umweg und kommt er an der alten, baufälligen Brücke entlang. Sein Lieblingsplatz. Hier ist er immer ungestört. Für Autos ist sie gesperrt, Fußgänger meiden sie da sie auf der anderen Seite nur in einem Sumpf endet und auf dem Fluss unter ihr fährt kaum noch ein Schiff. Zu gerne hat sich Leo schon übers Geländer gesetzt und hat gezeichnet oder nachgedacht. Über sich, den Sinn seines Lebens und wie es sich anfühlen müsste da hinunter zu springen. Auch jetzt würde er sich gerne dorthin setzen und nachdenken, aber er hat keine Zeit.
Er läuft etwas schneller weiter und erreicht die Schule. Kaum hat er das Schulgelände betreten klingelt es bereits zum Unterricht. "Zu Spät. Schon wieder."
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Warum kann ich nicht einfach Sterben?
Short StoryEine kleine Story über Freundschaft und darüber, dass egal wie düster deine Welt auch sein mag es immer ein Licht gibt was dir die Hand ausstreckt, dich packt und zurück ins Leben wirft. Seht es als gegenwärtige Fabel an und streckt die Hand aus. Eg...