Kapitel 2

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Montagmorgen, 6 Uhr, meine Laune könnte nicht schlechter sein. Ich machte mir immer noch Gedanken wegen Samstag. Ben soll nicht enttäuscht sein, aber bin ich echt bereit? Oh Gott, ich muss unbedingt mit Hannah reden, aber zuerst sollte ich versuchen. 

"Eeeemmmmaaaaaaa, aufstehen!", meine Mutter dachte wohl auch, es wäre Zeit, dass ich mich mal aus meinem Bett erhebe. Im Bad dann wie gewohnt in den Spiegel schauen und wie gewohnt sehe ich aus wie ein Zombie. Was soll's. Meine Zähne sind schnell geputzt, aber jetzt brauche ich erstmal Kaffee.

"Emma", ich hasse es, wenn meine Mutter morgens Gespräche mit mir führen möchte. "Mhm?" grummelte ich. "Ich wollte dich schon gestern darauf ansprechen, aber ist das da ein Knutschfleck an deinem Hals?" Fuck, den hab ich ja ganz vergessen. Klar, sie weiß, dass ich mit Ben zusammen bin, aber irgendwie ist mir das trotzdem unangenehm "Eeehm, neeee, das ist von der Kette, die ich umhatte. Allergische Reaktion oder so, ooh so spät schon? Ich muss mich weiter fertig machen", ich stolperte die Treppe hoch. Wahrscheinlich war der Abgang peinlicher, als einfach zuzugeben, dass es ein Knutschfleck ist. Allerdings musste ich mich jetzt echt beeilen, Hannah würde schon in 15 Minuten vor meiner Tür stehen. Also schnell Sachen anziehen, ein bisschen schminken und die Haare irgendwie annehmbar machen. Ich hab's tatsächlich rechtzeitig geschafft, genau in dem Moment, als Hannah klingelte, zog ich meine Schuhe an. 

Nach unsere Begrüßung gingen wir los, wir waren wie immer spät dran. Aber ein gutes hatte der Morgen: Man merkte echt, dass bald Sommerferien waren, die Sonne strahlte vom Himmel und die Vögel zwitscherten. "...und dann zieht er einfach seine Hose runter? Kannst du dir das vorstellen? Mitten auf der Straße und...ey, Emma, hörst du zu?" Hannah redete gerade von irgendeinem Verrückten, den sie am Samstag in der Stadt gesehen hatte, aber ich konnte nur an die Ben-will-Sex-und-ich-eigentlich-auch-aber-ich-bin-'ne-Pussy- Sache denken. "Ja, ich hör zu, aber ich muss unbedingt mit dir über was reden" "Schieß los" "Ja, also, nein hier sind zu viele Menschen" "Emma, 10 Meter vor uns ist ein Opa mit seinem Dackel, dem du wahrscheinlich ins Ohr schreien könntest und er würde dich nicht hören" "Wir sind eh gleich in der Schule... in der Pause, ok?" "Na, meinetwegen, aber dann lass mich meine Geschichte zu Ende erzählen"

Herr Langenscheidt erzählte gerade irgendwas über exponentielle Funktionen, als Hannah mich antickte. "Jetzt erzähl mir, was los ist, mir ist langweilig" sie flüsterte, obwohl das gar nicht nötig wäre, wir sitzen ganz hinten und bei Herrn Langescheidt kann man sowieso machen, was man will. "Oh Hannah, das geht jetzt echt nicht, aber es geht um Ben. Und mich." "Habt ihr etwa Streit? Ey, alles lässt sich wieder klären!" "Nein, kein Steit, ganz im Gegenteil...aber das kann ich dir jetzt nicht sagen!" "Betrügt er dich und du hast es rausgefunden? Was für ein Arschloch!" "Nein! Aber ich kann dir das jetzt nicht hier im Unterricht sagen", langsam war ich echt genervt. "Wieso nicht? Willst du vielleicht mit ihm Schluss machen oder so? Küsst er schlecht? Hat er dich geschlagen? OH MEIN GOTT; EMMA; SCHLÄGT ER DICH?" Hannah malt sich immer die schlimmsten Dinge aus und für sie ist sowieso jeder Kerl aus Prinzip ein Arschloch, jedem traut sie nur das schlimmste zu. "Spinnst du eigentlich? ich erzähl's dir nachher" "Aaaaalles muss man dir aus der Nase ziehen" sie verdrehte die Augen und setzte dann den 'Ich bin deine beste Freundin und erzähle dir alles, warum erzählst du mir nicht alles? Ich bin enttäuscht'- Blick auf. Dem kann ich nie widerstehen. "Okay", ich flüsterte so leise ich konnte, obwohl es relativ laut in der Klasse war "Ich will Sex mit Ben, aber traue mich irgendwie nicht" "Was? Red mal lauter, ich versteh dich nicht", war das eigentlich ihr Ernst? Egal, ich versuchte es nochmal lauter "Ich will Sex mit Ben, ber trau mich nicht und-" "Boah, Emma! Entweder ich bin plötzlich schwerhörig geworden oder du bekommst deine Zähne einfach nicht auseinander!" Langsam reichte es mir wirklich "ICH-WILL-SEX-MIT-BEN"

Kennt ihr die Szenen in Filmen, wenn der Hauptcharakter irgendwas peinliches sagt und plötzlich alles still ist und jeder es gehört hat? Leider war das hier kein Film, sondern mein Leben. Ungefähr 25 Augenpaare (meinen Mathelehrer eingeschlossen) waren auf mich gerichtet. Niemand sagt was, bis Jerome, der kindischste Kerl, den ich kenne anfing zu lachen. Vanessa, die eingebildeste Bitch, dir mir jemals begegnet ist, schaute mich bloß abschätzig an und sagte "Tja, Schätzchen, den wirst du leider niemals bekommen" Ihre Freundinnen kicherten dümmlich.

Jetzt meldete sich auch Herr Langescheidt zu Wort "Emma, ich hoffe, du weißt, dass du dich gerade hier in meinem Mathe Unterricht befindest. Privat Gespräche sind für die Pause oder Zuhause gedacht. Das Thema wäre wohl eher was für die Biologie Stunde" sogar er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich will im Erdboden versinken. Ich meine, hey, wahrscheinlich ist es normal, wenn man 16 ist und einen Freund hat, Sex zu haben, aber trotzdem. Meine Klasse und meinen Mathelehrer muss ich nicht unbedingt daran teilhaben lassen.

"Los, jetzt erzähl mir alles!" Hannah sah mich gespannt an, dachte sie wirklich, ich hab jetzt noch Lust darüber zu reden? Mittlerweile war Pause und wir saßen auf unserem Stammplatz, also auf der alten Bank und dem großen Baum. Hier veirren sich ab und zu nur noch ein paar 5. Klässler hin, die noch nicht mitbekommen haben, dass wir IMMER hier sitzen. "Hannah, mir ist echt die Lust daran vergangen, darüber zu reden. Ich bin doch jetzt das Gespött der Klasse!" "Ach Emma, oh mein Gott, du hast Sex gesagt. Wir sind nicht mehr 13. Das hat doch morgen jeder vergessen. Jeder weiß, dass Amelie mit ihrem Freund schläft, dazu muss sie das gar nicht sagen, sie sind halt schon 2 Jahre zusammen. Findet das irgendjemand schlimm? Und Vanessa ist doch viel schlimmer, jeder weiß, dass sie Jerome einen geblasen hat und er nicht mal was von ihr will. DAS ist peinlich. Also los jetzt!" Sie hatte ja recht, aber trotzdem muss nicht meine ganze Klasse über mein (nicht vorhandenes) Sexleben Bescheid wissen. "Na okay. Ich weiß, dass Ben mehr will und ich will es auch, aber ich trau mich nicht, da kann so viel schief gehen!" "Habt ihr Kondome?" Ich nickte, ich wusste, dass Ben welche in seiner Schreibtischschublade hatte. "Ihr liebt euch?" Ich nickte wieder. "Du vertraust ihm voll und ganz?" Natürlich nickt ich wieder. "Er steht auf keine seltsamen Sexpraktiken? Also so mit verbundenen Augen, Latex Anzügen, Peitschen und-" Ich musste kichern "Nein, soweit ich weiß nicht, aber..was ist, wenn das Kondom reißt? Wenn jemand reinplatzt? Ich was falsch mache? Oder wir vom Bett fallen?" "Pille, dann macht's halt, wenn niemand da ist, dann geht's auf'm Boden weiter und solang du nicht steif wie ein Brett daliegst, gefällt dem Jungen alles"  Sie nahm das alles nicht ernst. "Hannah! Du siehst das alles viel zu locker, ich meine,..." "Blablabla, ich komm heute Nachmittag mal rum und wir sprechen in Ruhe drüber. Aber jetzt schau erstmal nach rechts, da kommt dein Sexgott" Dafür hatte einen Schubser verdient, sie ist so doof, aber ich bin froh, dass sie meine beste Freundin ist.

Ich ging auf Ben zu, wir küssten uns und er setzte sein typisches schiefes Grinsen auf "Sex willst du also, soso" Scheiße, ich merkte, wie ich rot wurde. "Du, ehm, was?" "Luka hat mir von eurer Mathe Stunde erzählt" Er musste lachen. Mann, wieso war sein bester Freund auch in meiner Klasse? "Das war ganz anders, Hannah und ich haben ehm, Wahrheit oder Pflicht gespielt, ja genau und (ich lachte nervös) dann musste ich das durch die Klasse rufen. Hannah ist echt blöd" Von Hannah kam ein gespielt empörtes 'Ey!' aus dem Hintergrund. "Achsoooooo", nein er glaubte mir definitiv nicht, "ich muss jetzt wieder rein, die Schulsprecher Pflichten rufen, ich wünsch dir noch einen wunderschönen Tag und ey, Emma?" "Ja?" "Ich liebe dich", nachdem ich das erwiderte, küssten wir uns noch und er ging wieder rein. "Ach, wir haben Wahrheit oder Pflicht gespielt? Das wusste ich ja noch gar nicht" "Mensch Hannah, das wusstest du nicht? Aber egal, lass uns reingehen" 

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