Der Kauf

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„Hast du deine Arbeit noch immer nicht erledigt?", fragt Justine, meine Herrin, und beäugt mich kritisch. Es ist Sommer, es sind verdammt heiß und ich bin heute für die Feld Arbeit eingeteilt. „Doch meine Herrin, ich muss noch die Körbe ins Haus bringen und dann bin ich fertig." Meine Stimme ist nicht mehr als ein leises Hauchen, doch sie versteht mich. „Du bist heute noch in der Küche eingeteilt. Der Koch ist krank, danach machst du bitte noch meine Wäsche." Ich nicke und verbeuge mich. Ich will mich nicht beschweren, ich will nicht widersprechen. Meine Herrin hat mich als kleines Kind aufgenommen und gab mir ein zuhause nachdem meine Eltern starben. Die Arbeit ist hart, aber sie ist gerechtfertigt. „Du, mein Kind, kommst später in den Himmel. Die Götter werden es gut mit dir meinen." Justine ist dennoch eine schrecklich Herrin. Sie ist eine strenge Herrin. „Wir erwarten heute hohen Besuch. Also gib dir Mühe." Hoher Besuch war recht selten und ich weiß das ich mir Mühe geben muss. Ich nicke und entferne mich vom Feld um mich zu waschen und etwas zu kochen.

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„Mein Kind! Nun komme und bringe das Essen!", ruft Justine. Ich nehme die Teller und trage sie in das Esszimmer des Hauses. Ich habe die Gäste vorher nicht gesehen und bin erstaunt als ich sie erblicke. Es sind zwei Frauen und ein Mann. Ich lege die Teller hin und erhasche mir einen Blick auf die Gäste. Die eine Frau fällt mir besonders auf. Noch nie habe ich solch eine schöne Frau gesehen. Sie hat lange blonde Haare die wahnsinnig glänzen. Ihre Augen sind braun und ihr Gesicht strahlt förmlich. „Möchtest du dich nicht zu uns setzten meine Liebe?", fragt diese. Sie ignoriert Justines Blick und deutet auf den Platz ihr gegenüber neben der anderen Frau. „Sie ist nur eine Arbeiterin in meinem Hause", wird Justine schnell ein. „Ja und ich sage sie soll Platz nehmen." Keiner würde es jemals wagen dieser Frau zu widersprechen. „Mein Name ist Hestia und deiner ?", fragt die Frau. „Ihr Name wird doch wohl nicht von Bedeutung sein", empört schnappt Justine nach Luft. „Nun sprich meine Liebe." - „Mein Name ist Daphne." Zufrieden nickt Hestia. „Darf ich Ihnen eine Frage stellen meine Herrin?", spreche ich Hestia an. „Natürlich meine Liebe. Aber sag doch bitte Hestia." Ich räuspre mich. Sie haben bereits begonnen zu essen. „Ihre Eltern gaben ihnen einen göttlich Namen, wieso?" Hestia fängt an zu grinsen. „Das, meine Liebe, wirst du bald heraus finden. Denn du bist der Grund für mein erscheinen. Nun sagt mir Justine. Wie viel kostet Daphne?" Verwirrt sehe ich sie an. Wie viel ich koste? „Daphne steht nicht zum Verkauf Hestia", sagt Justine. Sofort korrigiert sie Hestia. „Ich habe Ihnen nicht gestattet mich bei meinem Vornamen zu nennen. Und es ist egal welcher Preis. Ich zahle ihn." Meine Herrin schnappt wütend nach Luft und sieht mich genauso wütend auch an. Im nächsten Moment scheint Justine zu meinem entsetzten tatsächlich darüber nach zu denken. Und sagt dann eine Summe die ich nicht einmal in 5 Leben wert bin. Ich werde bleich. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ganz tief in meinem inneren fühle ich mich verraten. Erschrocken sehe ich auf als Hestia auf den Deal eingeht. „Ich danke Ihnen viel Mals für das Essen. Morgen wird ein Bote vorbeikommen und ihnen das Geld geben. Nun komm meine Liebe, wir gehen nun." So fühlen sich also verscharrte Tiere. Sie steht auf und läuft um den Tisch. Hestia hält mit ihre Hand hin die ich ergreife. Sie zieht mich vom Stuhl auf und gleich merke ich wie groß sie eigentlich ist. Und was für einen schönen Körper sie hat. „Es gibt jemanden der auf dich wartet, nun kommt meine Liebe. Wir wollen doch nicht das man uns die Hölle heiß macht", lacht sie und zieht mich zu der Tür. Hinter uns läuft ihre Gefolgschaft. Als die Tür zufällt dreht sie sich zu mir. „Diese Frau bekommt keinen Cent. Schau wie sie dich verkauft hat, als wärst du ihre Sklavin. Ach liebe Daphne, bald wird es dir besser gehen, vertrau mir. Du bist es nicht wert das man dich verkauft. Lucius gebe Zeus bescheid das wir nun auf dem Weg zu Hades sind und alles geklappt hat." Hades?
„Keine sorge, mein Bruder ist eigentlich ein ganz lieber hinter seine harten Schale. Ich hoffe ihr könnt reiten?" - „Ja, ich habe es sehr früh erlernt." Freudig klatscht sie in die Hände. „Toll, dann brauchen wir hoffentlich nicht so lange. Ich weiß du hast viele Fragen liebes. Aber Hades wird sie dir beantworten und wenn nicht, dann lass nach mir rufen. Ich verspreche dir in Sekundenschnelle da zu sein."

Noch immer bin ich skeptisch. Ich weiß nicht so recht was ich sagen soll oder wie ich mich fühlen soll. Ich habe gelernt nichts zu sagen und meine Meinung nicht Preis zu geben. Das hat mir Justine und ihr Mann beigebracht.

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Wir ritten nun schon den ganzen Abend. Wir kamen irgendwann zum stehen und bauten ein kleines provisorisches Lager auf. „Mich würde es interessieren wie du zu deine Herrin gekommen bist", sagt Hestia und spricht das Wort Herrin mit einem Unterton aus der nur darauf hinweisen kann das sie Justine verachtet. „Ich weiß nicht viel von meiner Vergangenheit. Nur das meine Eltern mich verließen. Justine fand mich damals und nahm mich auf." - „oh das muss schrecklich gewesen sein. Was sind deine besonderen Fähigkeit?", es ist gut zu erkennen das sie darauf hinaus möchte was ich alles an Arbeit verrichten kann. „Ich kann so ziemlich alles."

Und so verlief das Gespräch weiter. Bis ich irgendwann auf meinem Feldbett liege und über alles nachdenken kann.

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Hades

Sie ist schön. Sie ist so verdammt schön. Diese weichen Gesichtszüge verraten viel über sie. Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht als Hestias Gehilfe sie in den Armen hält. Mich überkommt das Gefühl sie aus diesen Armen zu reißen und nehme sie vorsichtig an mich. „Die Götter meinten es gut bei ihrer Schaffung und Formung, geliebter Bruder. Ihre Seele ist rein. Sie ist absolut weiß. Sie ist sehr höflich und hat großen Respekt gegenüber anderen Wesen." Ich betrachte Daphne näher. Sie hat eine feine aber lange Narbe im Gesicht, welche sich über das Kinn zieht hinab zu ihrem schmalen Hals. Sie ist unfassbar leicht uns ich habe Angst sie zu verletzten. Diese Gefühle sind mir relativ neu. Schon damals als ich sie das erste mal sah wusste ich das sie eine ganz besondere Wirkung auf mich haben würde. Sie war ein kleines Kind und schon damals verspürte ich den Drang sie vor all dem Leid zu schützen. Es war ein Zufall das ich sie damals fand, in der Wüste. Sie war völlig dehydriert und Krank. Und es ist jetzt ein Zufall das sie wieder zu mir kommt. Ich glaube es und hoffe es. Ich höre Hestia nicht weiter zu sondern drehe mich von ihr und ihrer Gefolgschaft weg. Meine wunderschöne Daphne sollt jetzt in einem Bett liegen. Sie soll inruhe schlafen und sich von der langen Reise erholen. Hestia ruft mir noch etwas hinterher, doch ich ignoriere es und habe nur Daphne in meinem Kopf. Meine wunderschöne Daphne.
Und dann schleicht sich ein kleiner Gedanke in den Vordergrund. Ich bin der Teufel und sollte keine Bewunderung fühlen. Oh Daphne was tust du nur ..
Ich lege sie in mein Bett und Decke sie zu. Ich schnipse mit meinen Fingern und weiß das sie nun ein gemütliches schlafkeid trägt. Dann wende ich mich ab, natürlich nicht ohne sie noch einmal anzusehen.

Hades - Glut der TotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt