III. Vielleicht sollte ich Frau Käse² werden

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Viel zu früh klingelte am nächsten Morgen mein Wecker. Draußen war es noch ziemlich dunkel, was es mir nicht gerade leichter machte aufzustehen. Ich dachte an den mir bevorstehenden ersten Tag in Paris und war noch ziemlich zuversichtlich.

Als ich mich angezogen hatte, schnappte ich mir die Liste und fuhr mit meinen Finger zu Punkt zwei hinunter.

„Früstük machen."

Das konnte ja nicht allzu schwer sein. Ich lief nach unten. Im Haus war es still, man hörte nur ein ganz leises Summen, dass wohl von draußen kommen musste.

Mit einem Ruck öffnete ich den Kühlschrank. Mir blieb der Mund offen stehen, als ich sah wie viel Essen darin lag. Keiner hatte mir gesagt, was ich den Kindern zum Frühstück machen sollte, also stellte ich einfach alles, was auch ich morgens essen würde auf den Tisch. Recht zufrieden mit mir selbst ging ich zu Punkt zwei über. Die Kinder wecken. Ein wenig ängstlich betrat ich also nach etwas längerem zögern das Zimmer von dem Jungen. Und dann anschließend das der beiden Mädchen. Das Wecken klappte eigentlich ausgesprochen gut und ich war stolz auf mich als alle die Küche betraten.

Mit skeptischen Blicken musterten sie den gedeckten Frühstückstisch. Das große Mädchen, ich glaube sie hieß Lea, flüsterte ihrem Bruder irgendetwas Unverständliches zu, worauf dieser laut auflachte, an den Tisch lief und die Milchkanne umstieß.

Sofort setzte er einen unschuldigen Blick auf.

„Ups", lies er von sich und brach kurz danach wieder in lautem Gelächter aus. Die ganze weiße Brühe verteilte sich auf dem Tisch sog sich in das geschnittene Baguette ein und hinterließ Spuren in der Erdbeermarmelade.

Ich war kurze Zeit geschockt und dann entsetzt, hatten diese Kinder denn keinen Anstand?

Nach diesem Vorfall, schmissen sich die drei, so als wäre nichts gewesen, vor den Fernseher und ich suchte hastig nach einen brauchbaren Tuch, mit dem ich das Chaos aufwischen konnte.

Das Brot, die Marmelade, die Wust, der Käse...alles war in Milch getränkt und vollkommend hinüber. Ich hatte keine andere Wahl als alles wegzuschmeißen.

Dann wanderte mein Blick zu den Kindern, dann zu Punkt drei und dann auf die Uhr. In zehn Minuten würde ihr Lehrer kommen. Auf der List stand, dieser unterrichte die drei immer in einer der beiden Bibliotheken im Haus. Ich war froh darüber, die Kinder nicht in die Schule bringen zu müssen, denn ich hatte keine Ahnung wie ich das hätte anstellen sollen. So Stuhr wie die sind, hätten die mir in hundert Jahren nicht gehorcht.

Pünktlich um acht, klingelte es an der Haustür. Ich zog mein geblümtes T-Shirt etwas nach unten und lief schnellen Schrittes auf die Tür zu. Ich öffnete diese und eine Frau mit grauer Hochsteckfrisur, einem schwarzen Hosenanzug, dunkelblauen Klapperschuhen, der Nase weit in den Himmel hoch gestreckt und einem Monokel an sich herunter hängend, trat ein. Sie warf mir ein kühles „Bonjour" zu, worauf der Fernseher im Wohnzimmer verstummte und alle drei hastig an die Küchentür gerannt kamen. Sie stellten sich in einer Reihe auf, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

„Bonjour Madame Fromage", ratterten sie monoton herunter. Und liefen dann dieser Frau, die sie keines Wegs anblickte und nur strengen Schrittes die Bibliothek ansteuerte, hinterher.

Ich war total verwundert. Diese Frau Käse hatte wohl einen guten Einfluss auf die Kinder. Aber vielleicht auch ein wenig zu gut.

Als ich mich wieder halbwegs gefangen hatte und ernsthaft überlegte mir ein Beispiel an dieser Frau zu nehmen, fuhr ich mit meinem Finger zu Punkt vier hinunter.

„Einkaufen geen, Euro in le Schublade in Kuchen."  Kuchen? Sie meinte wohl Küche damit. Hecktisch suchte ich das Geld in jeder Schublade, bis ich schließlich in einer einen weißen Umschlag fand, durch den man grüne Scheine blitzen sah. Ich öffnete ihn. Dreihundert Euro? So viel für einen Einkauf? Hinter dem Geld war eine Adresse der Einkaufsstraße.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 17, 2016 ⏰

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Die Reise zur FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt