9. Kapitel

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Ich gehe zur Bushaltestelle und nehme den Bus zum Hauptbahnhof. Dort angekommen gehe ich zu MC-Donalds (Ich weiß, ich weiß, keine gute Wahl, aber denkt ihr ernsthaft ich setze mich in ein Restaurant oder so!?) Auf jeden Fall kaufe ich mir einen vegetarischen Burger mit Pommes. Innerhalb von Sekunden habe ich alles verschlungen. Nicht umsonst heißt es Fast-Food. Denke ich mir und schaue dabei auf meinen vollen Bauch. Mist, bestimmt wieder einen halben Kilo zugenommen... Naja was solls, für wen sollte ich überhaupt dünn und schön sein, wenn mich eh niemand mag? Da ist was dran!
Zufrieden mit meiner Schlussfolgerung verlasse ich den MC-Donalds wieder, nachdem ich bezahlt habe und schlendere noch ein bisschen an den anderen Läden vorbei. Als ich nichts interessantes finde, verlasse ich auch den Bahnhof wieder und gehe zu meinem Lieblingsplatz in der gesamten Stadt. Er ist an einem See, unter einer Trauerweide die direkt neben dem See wächst und ihre langen Äste halb am Ufer und halb im See baumeln lässt. Sie bildet einen geschützten Kreis, so dass man von außen nicht gesehen werden kann. Hier kommt nie jemand her, das wusste ich. Außer meinem Vater und mir kannte keiner den Ort. Seufzend lasse ich mich auf die Wiese fallen und beobachte ein paar Fische die in dem hellblauen See munter hin- und herschwimmen. Nach einer Weile hole ich eine Packung Zigaretten raus, die ich noch schnell eingesteckt hatte. Normalerweise rauche ich nicht, nur ganz selten, denn wenn ich dann mal wieder anfange kann ich nicht mehr aufhören. Es ist genauso wie mit dem Ritzen. Eine Sucht. Eine Droge. Ich stecke mir die Kippe zwischen die Lippen und zünde sie an. Nach einem langen und tiefen Zug merke ich, wie sich die Entspanntheit in mir ausbreitet. Alle Sorgen fliegen weg, oder verschwinden zumindest in meiner Hosentasche oder so, auf jeden Fall sind sie nicht mehr in meinem Kopf. Es fühlt sich gut an, und wie ich mir schon gedacht habe, rauche ich noch eine. Wieso werden die immer so schnell fertig? Rauch ich zu schnell? Kann man überhaupt zu schnell rauchen? Ach scheiß drauf!
Ohne weiter nachzudenken zünde ich mir die Nächste, dann wieder die Nächste und immer so weiter... Bis die Packung leer ist. Stöhnend lasse ich mich nach hinten auf den Rücken fallen. Wie Viele waren das jetzt? 5? 10? 20? Ach egal, das schlimmste was passieren kann ist, dass ich Krebs kriege und sterbe, was soll daran schon so dramatisch sein?...
Eine Weile bleibe ich einfach nur so liegen und starre nach oben, direkt in die Baumkrone der wunderschönen Weide. Ich liebe Weiden, sie sind meine Lieblingsbäume. Ich war mir auch schon immer ziemlich sicher wenn ich ein Baum wäre, dann wäre ich eine Weide. Mit diesem Gedanken schließe ich die Augen und schlafe ein.

Fighting GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt