Kapitel 1

42 3 3
                                    


18. Juli 1861, in der Nacht

Jim Knox saß leicht schräg gegenüber der Holztür. Eine handwerkliche Meisterleistung war diese nicht, erfüllte jedoch ihren Zweck. Der Schreiner hatte sich bei der Fertigung nicht wirklich viel Mühe gegeben. Keinerlei Verzierungen, nur eine glatte Holzfläche. Jim fragte sich um welches Holz es sich wohl handelt? Sicher etwas das gleich vor dem Haus wächst. Woher sonst sollte das Holz stammen. Wozu hätte man das Holz aus Washington, New York oder gar aus dem fernen Kanada herbei schaffen sollen um dann ein solches „Kunstwerk" damit zu veranstalten. Nein – Jim war sich sicher, das Holz stammte aus der Gegend und der Schreiner hatte sicher nur die Aufgabe gehabt eine Tür nach den Maßstäben der Rahmen zu fertigen um möglichst viel Geld zu sparen. Eine zweite Frage die ihn beschäftigte: Warum hatte sich sein Boss (so nannte er ihn immer) eigentlich gerade dieses Haus ausgesucht? Auf dem Ritt hierher gab es doch weitaus schönere Gebäude, zwar nicht viele, aber dennoch einige, welche eine respektable Unterkunft für seinen Herren geboten hätten. Warum nicht direkt in der Stadtmitte umgeben vom Schutz der anderen Häuser, so wie es sich gehörte. Aber nein – sein Boss hatte mal wieder seine eigenen Vorstellungen. Fast hätte Jim schon befürchtet, dass er einfach hindurch reitet und auf der anderen Seite Richtung Westen wieder hinaus. Und dann schließlich, blieb er mitten in der Stadt mit seinem Pferd auf der Straße stehen. Schaute lange Richtung Westen blickte dann zum Himmel und schlussendlich nach Süden und setzte sich dorthin wieder in Bewegung. Als sie am Rand der Stadt ankamen stieg er schließlich ab und sagte mit einem Blick zu dem aus auf seiner linken: „Dieses dort". 

Sei's drum. Es ist es nicht wert lange über diese Tür nachzudenken. Sicher würden sie morgen bereits weiterziehen. Und dieser Morgen war sicher nicht mehr weit entfernt. Zwar war es Jim's Aufgabe die Tür nicht aus den Augen zu lassen, aber das nahm niemand so richtig ernst. Wichtig war nur, dass sein „Boss" es nicht mitbekam. Er wandte den Blick von der Tür ab, nahm seinen Hut ab und legte ihn links neben seinen Stuhl. Noch immer war die Luft warm obwohl es Mitten in der Nacht war, daher würde ihm der Hut hier drinnen keinen weiteren Nutzen bringen. Bei der leichten Bewegung zur Seite, knarrten die Dielen unter seinem Stuhl. Jim rutschte mit dem Gesäß etwas weiter nach vorne auf die Sitzfläche um es sich bequemer zu machen, legte den Kopf in Richtung Brust und schloss die Augen.


Wie spät war es wohl, fragte er sich? Sicher nicht mehr lange bis zum Morgengrauen. Er hörte angestrengt hin um zu überprüfen ob bereits die ersten Vögel zwitscherten, ein sicheres Zeichen dass der morgen bald grauen würde, konnte jedoch nichts vernehmen.

Jim schlug die Augen plötzlich auf. Ein Geraschel, gefolgt von einem leisen knarren. Waren das die Dielen unten im ersten Stock? Vielleicht Lieutenant Williams der auf der Veranda unten vorm Haus stand? Ein weiteres Knarren mit dem Jim erkannte dass es hinter der Tür vor ihm kam. Es war doch Mitten in der Nacht. War sein „Boss" jetzt schon wach? Höchst ungewöhnlich um diese Uhrzeit. Zwar kannte er ihn noch nicht lange, dennoch lange genug um zu wissen, dass er nicht vor 06:00 Uhr früh aufstand.

Jim schaute zu seinem Hut auf dem Boden, entschloss sich dass er ihn nicht brauchen würde und griff zu seinem Springfield Gewehr, welches auf seiner Rechten, an der Wand lehnte. In einer weiteren Bewegung spannte er den Hahn der Waffe. War er zu vorsichtig? Schon möglich dass sein Boss vielleicht auch nur wach geworden war. Gut möglich, aber in solchen Zeiten musste man vorsichtiger sein.

Wieder Schritte von jenseits der Tür, diesmal bestimmender und mit einer klaren Richtung zur Tür. Jim war sich nicht sicher. War es die gleiche Person von der auch die ersten Geräusche kamen? Nun stand er nur noch einen knappen Meter von der Tür entfernt, das Gewehr in der Hand, den Blick auf die Schwelle der Tür gerichtet. War dies ein Lichtschimmer dort? Er konnte es nicht genau erkennen, da auch in seinem Raum eine Kerze brannte.

BruderkriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt