Ich versuchte, ihn so oft wie möglich zu besuchen.
Meistens kam ich jeden Tag einmal bei ihm im Wald vorbei und erzählte ihm, was ich seit unserem letzten Treffen so alles erlebt hatte.
Wenn ich wusste, dass ich es am nächsten Tag nicht schaffen würde, ihn zu besuchen, sagte ich das dem Wolf. Und er verstand mich.Einmal sagte ich ihm, dass ich ihn erst übermorgen wieder besuchen käme, um dann am nächsten Tag doch im Wald an unserem Treffpunkt zu stehen und zu sehen, ob er trotzdem kommt.
Aber er kam nicht - ein Zeichen, dass er mich wirklich versteht.Und auch wenn ich ihm von meinen Sorgen oder schönen Erlebnissen erzählte, kam es mir so vor, als wisse er, wovon ich spreche.
Doch in letzter Zeit war etwas anders, das spürte ich.
Es war nicht mehr so wie früher.Die ersten Jahre, nachdem ich ihn zum ersten Mal getroffen habe, habe ich ihm alles erzählt und wir haben ungezwungen miteinander gespielt, ich habe mich auf ihn geworfen, versuchte, ihn zu fangen, und er ist immer darauf bedacht gewesen, mich nie zu verletzen.
Jetzt erzählte ich ihm immer noch alles, daran hat sich nichts geändert. Er hatte mir auch nach all den Jahren kein einziges Mal wehgetan, hat mich weder gebissen noch anderweitig verletzt.
Doch wenn ich mit ihm spielen wollte, mich zum Spaß auf ihn warf und ihn festzuhalten versuchte, spielte er nicht mehr mit und wehrte sich spielerisch.
Immer häufiger rappelte ich mich verwirrt auf, weil sich sein kompletter Körper einfach unter mir versteifte.Wenn ich dann neben ihm saß und ihn fragend ansah, schien es mir fast, als würde er verlegen die Augen niederschlagen.
Jedenfalls sah der Wolf dann immer weg.Ich verstand nicht, wieso.
Früher habe ich ihn einfach umarmen können und gespürt, wie er sich ebenfalls an mich geschmiegt hat.Ich umarmte ihn immer noch, aber viel seltener, weil es mir so vorkam, als würde er es nicht mehr wollen. Auch dann versteifte er sich meistens in meinen Armen und ging schnellstmöglich wieder auf Abstand. Auch das verstand ich nicht.
Wenn ich ihn fragte, ob ich irgendetwas falsch gemacht, ihn verletzt hatte, oder ob er mich nicht mehr sehen wolle, leckte er mir über die Wange und ich sah das "Nein" klar und deutlich in seinen klugen silbernen Augen leuchten.
Aber ich fragte mich, was dann los war.
Denn es war nicht mehr wie früher.Eine weitere Frage, die ich mir zu stellen begonnen hatte, ist, wie alt er schon ist. Denn mir war klar geworden, das er niemals so alt werden würde wie ich.
Er ist ein Tier, ein Wolf, und der lebte in der Wildnis - ich hatte gegooglet, ich geb's zu - fünf bis sechs Jahre.
Ich kannte ihn nun schon drei Jahre lang, und als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war er zwar eindeutig noch jünger, aber unter Garantie kein neugeborener Wolf mehr.Wenn man dem Internet Glauben schenken durfte, hatte er also noch circa ein- bis eineinhalb Jahre zu leben.
Ich glaubte, ich könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren.Allerdings hatte er sich in der Zeit, in der ich ihn nun schon kannte, kaum verändert.
Natürlich ist er noch größer und kräftiger geworden und wirkte auch irgendwie reifer und nicht mehr so jung, allerdings war er weder langsamer geworden, noch wies sein Fell kahle oder graue Stellen auf.
Sein Fell war so schön wie eh und je - pechschwarz mit silber.Noch einmal das Bild des Wolfes von oben (ihr könnt ihn euch mit schwarzem-silbernem Fell vorstellen😉) - erstellt von Milliardenlichter😊💕
Vielen lieben Dank, es ist echt schön geworden😊❤❤
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Nay - Der silberne Wolf
WerewolfVerliebt in einen Wolfsmenschen... Wird die Liebe stärker sein als der Hass? Jara trifft sich jeden Tag mit ihrem Freund im Wald. Einem Wolf. Sie weiß nicht, dass er auch der Junge ist, der ihr vor sieben Jahren das Leben rettete. Als sie es herau...