Kapitel 1

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Sommer. Urlaub. Mit den Eltern. Einerseits freute sich Andrew, nach seinem Abitur, das er sich hart erkämpft hatte, endlich auf den Urlaub danach. Denn für ihn gab es nichts schöneres als den Sommer ganz entspannt in einem fernen Land zu verbringen, mit der Sonne, die einem die Haut wärmte, dem Meer, das einem das stetige Gefühl von Freiheit und Glückseligkeit schenkte. Für zwei Wochen einfach mal verdient die Seele Baumeln lassen, und an niemanden und nichts auf aller Welt gebunden sein. All den Stress der vergangenen Monate, na ja, zumindest kurz zu vergessen und einfach mal zu leben. In die Türkei sollte es diesmal gehen, da konnte man immer günstige Angebote finden, denn für einen Luxusurlaub in Spanien oder so hatten seine Eltern einfach nicht das Geld. Sie waren eine normale Familie, verdienten normales Geld und mehr war momentan einfach nicht drinnen. Aber das störte Andrew nicht. Ganz im Gegenteil, er war dankbar für das was er hatte und schätzte sich glücklich, denn andere Menschen auf dieser Welt hatten viel weniger als er und waren auch glücklich, dachte er. Einen Hacken gab es an der ganzen Sache dann aber doch: seine Eltern. Im großen und ganzen verstand er sich mit ihnen eigentlich ganz gut, doch die Vergangenheit hat schon öfter bewiesen, dass seine Eltern im Urlaub alles andere als entspannt und glücklich waren, wie es eigentlich sein sollte. Meinungsverschiedenheiten, Streit (meistens ging es um Kleinigkeiten) und Meckerei standen an der Tagesordnung und das kotzte ihn manchmal echt an. Er hatte sich mehrfach gewünscht mit Freunden in den Urlaub zu fliegen, doch leider besaß er davon kaum welche. 

Doch kommen wir zu Andrews Persönlichkeit: Er war schon immer ein sehr ruhiger, vernünftiger und schüchterner Mensch. Oft wollte er allein sein und sobald viele Menschen um ihn herum waren, besonders fremde, verlor er oft seine Energie und fühlte sich müde und überfordert. Die Menschen mochten ihn, Streit versuchte er immer aus dem Weg zu gehen und zu meiden, Feinde hatte er nie wirklich gehabt. Aussehen tat er auch ganz normal, nicht besonders hübsch aber auch nicht hässlich, standardmäßig groß (183cm) und relativ sportlich und muskulös, das war das Einzige , wo ihm das Schicksal ein wenig Glück schenkte, eine schöne Figur. Alles andere war wirklich der Inbegriff von Normalität, ja so konnte man ihn und sein Leben beschreiben. Die Menschen mochten ihn, weil er so ein netter, sympathischer Kerl war. Doch so wichtig ihm seine guten Charaktereigenschaften auch erschienen, hat er im Laufe seines Lebens festgestellt, dass ihn die Mädels "nur" nett fanden. Noch nie hatte er eine Freundin, einen Kuss geschweige denn Sex gehabt und er war bereits 18. Die hübschen Mädchen waren immer bei komischen Typen, wie er fand, bad boys oder wie auch immer man sie nannte. So einer war Andrew nicht, manchmal fragte er sich, ob ihn sein Charakter vom Erfolg bei Frauen abhielt und ja, es musste ja schließlich an seiner Art liegen, redete er sich immer wieder aufs Neue ein.  Er hatte es satt, er wollte endlich mehr aus sich heraus kommen, sich verändern und jemand anders sein. Doch sobald er dies versuchte, verfiel er schon nach kurzer Zeit in sein altes Ich mit seinen gewohnten Strukturen. Außerdem kam er sich wie ein Vollidiot vor, so zu tun als sei er jemand anderes fühlte sich einfach falsch an und war unehrlich. 

Da waren sie also. Angekommen in der Türkei und es war glühend heiß, an die 40 Grad. Am ersten Tag verschaffte er und seine Familie sich einen Eindruck vom Hotel und nach dem Frühstück ging es dann an den Pool. Gerade als er sich auf seine Liege legen wollte, wo er eben noch sein Handtuch überzogen hatte, sah er sie. Ein Mädchen, nein ein Engel viel mehr. Weizenblondes Haar, nicht schlank aber eine kurvige betonte Figur und ein zuckersüßes Gesicht. Er beobachtete sie. Lange. Etwa 10 Minuten lang. Als sie sich vom Pool entfernte, spürte sie seinen Blick, erwiderte ihn und sie schauten sich für etwa 20 Sekunden ununterbrochen in die Augen.Dann sah er sie nur noch langsam von sich entfernend in Richtung der Hotelzimmer gehen, elegant und fast schon schwebend.  In Andrew ging eine Gefühlsachterbahn hoch, sein Herz Pochte, er fing an schwerer zu atmen und musste etwas tun, was er sich noch nie zuvor in seinem Leben getraut hatte: Er musste sie wieder sehen und Ansprechen!

Mein erster KussWhere stories live. Discover now